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Die Frau ohne Gesicht

Die Frau ohne Gesicht

Titel: Die Frau ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pekka Hiltunen
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saß.
    Die junge Lettin stellte fest, dass Henriete wieder bei sich war.
    »Wie geht es dir?«, fragte sie erleichtert.
    »Schlecht. Das spielt keine Rolle. Was tun wir hier?«
    »Wir warten, bis wir wissen, ob die Finnin tot ist. Lia. Olafs Jansons hat sie wahrscheinlich dort in die Halle gebracht. Paddy, der Sicherheitsmann, sieht gerade nach, ob er etwas tun kann.«
    Henriete blickte in die Ferne.
    »Die finnische Lia ist dort«, sagte sie. »Wer ist Olafs Jansons?«
    Einer wie Kazis Vanags, erklärte Elza. Nur jünger. Ein Mann, der viele Menschen getötet hatte, wenn auch noch nicht so viele wie Vanags. Ein Mann, der Frauen als Sklavinnen in einem Bordell in der City arbeiten lässt. Der Mann, der die Idee hatte, man müsse Daiga mit der Planierraupe überfahren.
    Henriete schwieg lange, ohne den Blick vom Horizont abzuwenden, dann öffnete sie die Tür und stieg langsam aus.
    Elza sah, dass sie ihren verwundeten linken Arm schonte, als sie die Beifahrertür öffnete und sich in den Wagen beugte. Sie öffnete das Handschuhfach, nahm etwas heraus, trat zurück und richtete sich mit der Waffe, die sie fachmännisch überprüfte, auf.
    »Das Magazin ist leer. Hast du Munition?«, fragte Henriete.
    Elza schluckte.
    »Ja.«
    »Wo?«
    »In meiner Handtasche.«
    »Gib sie mir.«
    Elza starrte Henriete an. Sie reichte ihr die Handtasche.
    »Das ist nicht gut«, sagte sie dann. »Am Ende sterben wir noch alle.«
    Henriete holte ein kleines Magazin aus der Tasche und lud die Waffe.
    »Ich bin schon gestorben«, sagte sie. »Ich bin gestorben, als Daiga starb.«
    Die SMS machte Olafs Jansons ungeduldig.
    Lia sah es ihm an, erstmals hatte seine ausdruckslose Miene Risse bekommen. Er tippte auf dem Handy herum, steckte es dann in die Tasche.
    Er hat schlechte Nachrichten bekommen. Vielleicht hat er erfahren, dass die Prostituierten in der Vassall Street verschwunden sind. Nun sorgt er sich um die Frauen in seinem eigenen Bordell.
    »Wer ist der Mann? Der Mann im Auto?«, fragte Jansons.
    Lia schwieg. Sie sah, dass Jansons immer ungeduldiger wurde.
    »Du hast zehn Sekunden, zu antworten.«
    Jansons hob seine Waffe. Er zielte nun direkt auf Lias Gesicht.
    Wie viele Kugeln sind da drin? Hat er nachgeladen, nachdem er auf Paddys Auto geschossen hat?
    »Na schön, ich rede«, beschwichtigte Lia. »Der Mann ist ein Freund von mir. Er wollte mir helfen.«
    »Wohin habt ihr die Huren gebracht?«
    Die Karten durcheinanderbringen. Bluffen.
    »Ich weiß es nicht. Das weiß ich wirklich nicht.«
    »Lüg nicht! Ich habe dich im Nachtclub und in der Vassall Street gesehen. Wohin habt ihr die Huren gebracht?«
    »Darum habe ich mich nicht gekümmert. Ich wollte nur die Mutter und Tochter von Daiga V ī tola befreien.«
    Lia sah Jansons direkt in die Augen, um nicht auf die Waffe starren zu müssen. Sein Gesicht verhärtete sich.
    Gleich schießt er.
    »Zum letzten Mal«, sagte Janssons kalt und sachlich, dabei betonte er jedes Wort einzeln. »Wohin. Habt. Ihr. Die. Huren. Gebracht.«
    Im selben Moment krachte es. Lia wusste instinktiv, dass der Schuss nicht aus Jansons Waffe gekommen war, denn es war der Betonboden unter seinen Füßen, der staubte. Jansons schwankte und schrie.
    Der Schuss hatte sein rechtes Bein getroffen.
    Lia warf sich flach auf den Boden. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Jansons zögerte und dann in die Grube sprang. Er stöhnte auf, als sein rechtes Bein den Boden berührte.
    Lia sah zum Rand der Grube. Wer hatte geschossen?
    Niemand war zu sehen.
    Dann war Jansons neben ihr, packte sie am Arm und riss sie hoch. Er presste ihr die Waffe in den Nacken und zog sie an sich, machte Lia zum Schild zwischen sich und dem Schützen.
    Es wurde still. Nur noch Lias eigener Herzschlag und Olafs Jansons’ keuchender Atem waren zu hören.
    An der Rückwand der Halle, hinter den großen Maschinen, bewegte sich etwas. Jansons starrte die Gestalt an, die sich langsam näherte. Lia erkannte Paddy.
    Plötzlich ertönte seine laute Stimme: »Lass sie gehen. Lass sie gehen, dann bekommst du freien Abzug.«
    Lia spürte, dass Jansons sie enger an sich zog. Er presste den Lauf noch härter gegen ihren Nacken, an die Stelle, wo sich Hinterkopf und Hals treffen.
    Wieder Stille.
    Jansons trat einen Schritt zurück und zog Lia mit sich. Er ging rückwärts, langsam, trat mit dem rechten Fuß vorsichtig auf. Er zwang Lia, ihm zu folgen.
    Lia versuchte ihn aufzuhalten, doch sein Griff war zu fest, sie musste tun, was er verlangte.
    Er weiß,

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