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Die Frau ohne Gesicht

Die Frau ohne Gesicht

Titel: Die Frau ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pekka Hiltunen
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hässliche Geschichte. Ich weiß, dass ich eine schlechte Entscheidung getroffen habe, aber ich konnte nicht anders.«
    Arthur Fried hatte Sarah tatsächlich viel Geld versprochen. Und er hatte ihr gedroht.
    »Wenn das Video an die Öffentlichkeit käme, würde er mich suchen, hat er gesagt. Er würde nicht aufgeben, bis er mich findet, und dann würde er mich so verprügeln, dass ich nie mehr laufen kann. Und meine Schwester auch. Und ihren Sohn.«
    O Gott.
    »Ich weiß, was du denkst, Lia. Dass man einen so brutalen Mann stoppen muss. Aber ich glaube Arthur aufs Wort. Wenn er sagt, dass er sich an mir und meiner Schwester und dem Jungen rächen wird, dann tut er es. Er hat gesagt, wenn das Video publik wird, hat er nichts mehr zu verlieren. Seine Karriere wäre ruiniert, und dafür müssten wir zahlen.«
    Die Alternative waren hunderttausend Pfund. Fried hatte versprochen, die Summe sofort zu zahlen, bar auf die Hand, und obendrein die monatliche Unterhaltszahlung aufzustocken.
    »Ich wusste nicht, dass ich einen Preis habe«, sagte Sarah. »Dass ich fähig bin, mich so zu entscheiden. Dass ich für Geld die Wahrheit leugne.«
    »Das stimmt so nicht«, versuchte Lia Sarah zu trösten. »Ich weiß, wie es ist, wenn man sich fürchtet. Dagegen kommt der Verstand nicht an. Aus Furcht trifft man Entscheidungen, die man eigentlich nicht vertreten kann.«
    Sarah nickte. Lia überlegte, was sie ihr anbieten konnte und welche Maßnahmen notwendig wären, um sie und die Familie ihrer Schwester zu schützen.
    Sarahs verstohlener Blick auf die Uhr verriet, dass sie jemanden erwartete.
    »Sarah, wann hast du mit Arthur gesprochen? War er hier?«
    »Gestern Abend. Er hat mich gegen acht Uhr abends angerufen und ist dann hergekommen. Wir haben lange geredet, er ist gegen Mitternacht gegangen. Er sagte, er kommt heute Vormittag zurück, und er will, dass ich alle Kopien des Videos beschaffe und ihm aushändige. Und ich habe beschlossen, es zu tun.«
    Sie wiederholt, dass sie ihre Entscheidung getroffen hat. Sie versucht sich selbst zu überzeugen.
    »Sarah, du hast doch nichts dagegen, dass ich kurz telefoniere?«
    »Natürlich nicht. Aber Arthur kann jeden Augenblick hier sein.«
    Um ungestört sprechen zu können, verließ Lia das Zimmer. Sie trat in einen Erker am Ende des Flurs. Dann rief sie Mari an und erstattete ihr leise Bericht.
    »Hunderttausend ist eine Menge«, sagte Mari. »Und wir müssen ihr mehr bieten, oder etwas anderes als Geld. Aber damit komme ich klar. Nicht in dieser Sekunde, aber in ein, zwei Tagen.«
    »Bist du sicher, dass du so viel zahlen willst? Und was ist mit den Sicherheitsvorkehrungen?«
    »Ohne das Video windet sich Fried womöglich heraus. Bei den Schutzmaßnahmen kann Paddy helfen. Damit hat er Erfahrung.«
    Es wäre natürlich möglich, auch Frieds Drohungen publik zu machen, überlegte Mari laut. Wenn sie einen konkreten Beweis dafür hätten, könnten sie ihn zusammen mit dem Video an die Öffentlichkeit bringen, und dann musste die Polizei Sarah helfen. Mari wusste nicht auf Anhieb, unter welchen Voraussetzungen Sarah unter Zeugenschutz gestellt werden konnte, aber irgendwie würde es gelingen, sie zu schützen, mit Hilfe der Behörden oder des Studios.
    Lia nahm eine Bewegung am anderen Ende des Flurs wahr. Arthur Fried. Er hatte einen Koffer in der Hand, ging zu Sarahs Zimmertür und hielt eine Schlüsselkarte an das Lesegerät. Die Tür öffnete sich, er verschwand im Zimmer.
    »Er ist hier«, flüsterte Lia.
    »Scheiße!«, fluchte Mari.
    »Ich muss zu ihr ins Zimmer.«
    »Da kann wer weiß was passieren. Warte, ich schicke Paddy los.«
    »Tu das, aber ich gehe jetzt rein. Leg nicht auf, dann kannst du hören, was passiert.«
    Lia schob ihr Handy in ihre Hosentasche und ging zur Zimmertür. Sie klopfte laut. Es dauerte eine Weile, bis Sarah öffnete.
    Arthur Fried stand hinter ihr. Sein Koffer lag auf dem Bett, er hatte ihn schon geöffnet. Lia drängte sich ins Zimmer.
    Offenbar hatte sie einen Wortwechsel zwischen Arthur Fried und Sarah unterbrochen.
    »Ich weiß nicht, wie er an die Schlüsselkarte gekommen ist«, sagte Sarah zu Lia. »Wie können sie an der Rezeption irgendwem eine Schlüsselkarte zu meinem Zimmer geben?«
    »Das war ein Klacks«, sagte Arthur Fried überheblich. »Ich hab dem Gänschen an der Rezeption gesagt, dass ich dein Freund bin und ein Geschenk für dich habe. Sie hätte mir auch den Schlüssel zu ihrem eigenen Zimmer gegeben.«
    Lia sah, wie erschüttert

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