Die Frau ohne Gesicht
fragte er.
Sarah Hawkins nickte. Der Mann sah Lia an, die rasch lächelte.
»Alles in Ordnung«, sagte auch sie.
»Und bei Ihnen, Sir?«, erkundigte er sich dann bei Fried.
»Bestens«, antwortete Fried.
Der Mann vom Sicherheitsdienst bat um Entschuldigung und inspizierte das Badezimmer. Als er zurückkam, fiel sein Blick auf Sarahs gepackten Koffer.
»Reisen Sie ab?«
»Ja.«
»Uns wurde gemeldet, dass in diesem Zimmer jemand in Lebensgefahr sei. Wissen Sie, wie es zu diesem Alarm gekommen sein könnte?«
»Nein.«
Arthur Fried mischte sich ein.
»Das kann daran liegen, dass ich öffentlich bekannt bin.«
Er trat auf den jungen Mann zu und gab ihm die Hand.
»Arthur Fried, Parteivorsitzender der Fair Rule. In der Öffentlichkeit gab es in letzter Zeit einige böswillige Behauptungen über mich. Es kann sein, dass es hier wieder um etwas Ähnliches geht. Sie wissen ja, dass Prominente von allen möglichen Wirrköpfen verfolgt werden.«
Der Mann erkannte Fried und nickte.
»Ich entschuldige mich für die Störung. Wenn ein solcher Alarm eingeht, müssen wir so handeln.«
»Sie haben völlig richtig gehandelt«, sagte Fried und lächelte ihn an. »Es ist gut, dass Sie diese Vorschriften haben. Und kompetente Mitarbeiter. Aber hier ist tatsächlich nichts vorgefallen. Und falls die Medien nachfragen, hoffe ich, dass Sie über die Sache schweigen.«
Der Mann verließ das Zimmer.
»Du hast dich kein bisschen verändert«, sagte Sarah Hawkins zu Fried. »Das dachte ich gestern Abend schon, als wir geredet haben. Du änderst dich nie.«
Fried holte wortlos seinen Geldkoffer. Er warf Lias Handy aufs Bett und griff nach Sarahs Koffer.
»Gehen wir.«
»Sarah, ist dir klar, was du tust?«, rief Lia.
Sarah wandte sich ab.
»Bring das Video spätestens heute Nachmittag um drei in Sarahs Wohnung. Mit allen Kopien. Wenn irgendwer eine Kopie behält oder die Sache publik macht, weißt du, was passiert«, blaffte Fried in Lias Richtung.
Lia starrte auf die Tür, die hinter den beiden ins Schloss fiel.
Als Lia ins Studio kam, waren Paddy und Rico schon da. Mari hatte sie zu einer Krisensitzung einbestellt.
»Das war ein tollkühner Versuch«, sagte Mari zu Lia.
Wenn Arthur Fried in Hörweite von Lias Handy etwas gesagt hätte, das als Beweis für seinen Bestechungsversuch und seine Drohungen taugte, hätten sie das Video vielleicht noch veröffentlichen können. Aber jetzt nicht mehr.
Sie waren sich einig, dass der Schutz von Sarah Hawkins und ihren Angehörigen nicht das größte Problem darstellte. Das ließe sich bewerkstelligen. Das Problem bestand vielmehr darin, dass das Video für Arthur Fried von Nutzen war, wenn Sarah seine Echtheit öffentlich bestritt.
»Fried und Sarah würden sagen, dass das Video geschnitten ist, aus einzelnen Teilen zusammengesetzt. Das stimmt natürlich. Aber sie würden damit den Eindruck erwecken, dass die Aussage nicht der Wahrheit entspricht«, sagte Rico.
Die ganze Arbeit, die er in das Video gesteckt hatte, würde gegen die Wahrheit sprechen. Zum Beispiel konnte man die Tatsache, dass die Hintergrundgeräusche entfernt worden waren, als Beweis dafür anführen, wie stark die Aufzeichnung verändert worden war.
»Wir können es nicht verwenden«, stellte Mari fest. »So ist es. Fried hat diese Runde gewonnen.«
Sie vereinbarten, dass Lia Fried drei DVD s mit Kopien des Videos geben würde.
»Es ist ganz egal, wie viele Kopien du hinbringst«, erklärte Rico. »Wir können ja Tausende davon machen. Aber er wird eher glauben, dass er alle Kopien bekommen hat, wenn du ihm mehrere gibst.«
Natürlich werde das Studio eine Kopie behalten, sagte Mari. Rico solle sich darum kümmern, dass es sicher verwahrt war und dass kein Außenstehender es finden konnte, indem er sich etwa Zugang zu ihren Computern verschaffte.
Es schien Rico zu erschüttern, dass Mari glaubte, jemand könne in das Datensystem des Studios eindringen.
»Das wird nicht geschehen«, erklärte er.
»Trotzdem«, sagte Mari. »So unwahrscheinlich es auch sein mag, wir dürfen kein Risiko eingehen.«
Sarah Hawkins hatte schwer gelitten. Sie mussten ihren Wunsch respektieren. Aber sie würden eine Kopie des Videos behalten, für den Fall, dass Sarah es sich noch einmal anders überlegte.
Paddy erklärte sich bereit, Lia zu Sarahs Haus zu fahren und die Begegnung aus der Distanz zu beobachten.
»Und was jetzt?«, fragte Lia.
»Jetzt denken wir nach«, antwortete Mari.
In der Dannon Bridge blieb Paddy
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