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Die Frau ohne Gesicht

Die Frau ohne Gesicht

Titel: Die Frau ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pekka Hiltunen
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erledigt, trotz allem.
    Lia rief nicht bei Mari an. Auch bei keinem anderen im Studio. Sie vermutete, dass zumindest Rico, Berg und Maggie an der Produktion des Videos beteiligt waren. Doch sie war sich nicht sicher, ob sie es wissen wollte. Sie wusste einfach nicht, was sie von dem Video halten sollte. Es war schön und schrecklich.
    Wahrheit und Lüge miteinander verflochten. So verwoben, dass man sie nicht voneinander unterscheiden kann.
    Nachdem sie den ganzen Tag Elzas Gesicht auf dem Bildschirm gesehen hatte, wollte Lia mit ihr sprechen. Sie griff nach ihrem Handy, auf dem sie Elzas Nummer gespeichert hatte.
    Zu ihrer Überraschung meldete sich Elza sofort.
    »Lia? Bist du es?«
    »Ja, Lia hier. Wo bist du?«
    »In London. Ich bin noch nicht abgereist. Was gibt es Neues? Wie geht es dir?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was ich von dem Video halten soll.«
    »Es ist toll, oder? Es hat sich überall verbreitet. Ich habe es gerade auf al-Jazeera und in einer polnischen Nachrichtensendung gesehen. Ich habe hier Kabelfernsehen mit mindestens zweihundert Kanälen.«
    »Elza, warum hast du das gemacht?«
    Elza lachte auf.
    »Warum? Das müsstest du doch wissen. Wegen deiner Freundin Mari. Sie hat mir das Video von Arthur Frieds Exfrau gezeigt, das ihr nicht veröffentlichen dürft.«
    Natürlich.
    »Aber Arthur Fried hat Daiga V ī tola doch nicht geschlagen. Wahrscheinlich ist er ihr sogar nie begegnet.«
    »Nein. Aber er hat so viele Frauen verprügelt, dass es darauf nicht ankommt. Daiga würde es mir nicht übelnehmen. Sie würde sich wünschen, dass der Kerl gründlich leiden muss.«
    Elza war unverkennbar begeistert. Sie berichtete von den Aufnahmen, die in derselben Halle gemacht worden waren wie Sarah Hawkins’ Video. Elza hatte den Text gemeinsam mit Mari verfasst.
    »Ich hätte mich für die Aufnahme gern stärker geschminkt, aber das fanden die anderen nicht so gut. Sie meinten, ich solle ganz natürlich aussehen.«
    Lia fragte, wie das Foto von Arthur Fried und Elza zustande gekommen war. War es echt?
    »Natürlich ist es echt!«
    Elza klang beinahe beleidigt.
    »Mari hat herausgefunden, wo Arthur Fried war. In Yorkshire auf Wahltournee.«
    Es war alles sehr schnell gegangen. Elza war in Begleitung von Rico und Berg nach York geflogen. Dort hatten sie ein Zimmer in dem Hotel reserviert, in dem auch Fried übernachtete.
    Am Abend hatte Fried in der Hotelbar gesessen. Er hatte sich von den anderen Gästen ferngehalten und viel getrunken. Elza war zu ihm gegangen.
    »Zuerst war er überrascht, dann misstrauisch. Er meinte, ich wäre Reporterin. Ich habe gesagt, ich bin eine einsame Frau. Er hat gefragt, ob ich in der Branche arbeite, und ich habe Ja gesagt. Dann hat er gefragt, was es kostet und ob ich weiß, wer er ist. Ich habe gesagt, das wüsste ich nicht, und es wäre mir egal. Ich war irre gut, Lia! Er hat wirklich geglaubt, ich hätte ihn nicht erkannt.«
    Fried hatte sein Misstrauen allmählich abgelegt und Interesse an Elzas Angebot gezeigt.
    »Das Beste war der Moment, als ich ihm meinen Zimmerschlüssel gegeben habe. Er hat ihn angestarrt und gemeint, meistens ginge man in das Zimmer des Mannes. Da habe ich gesagt, wenn er mich zu unverblümt findet, brauche ich wohl einen richtigen Mann, der mir Manieren beibringt.«
    Frieds Augen hatten aufgeleuchtet. Elza hatte genau den richtigen Köder ausgelegt.
    Sie waren in Elzas Zimmer gegangen. Elza hatte dafür gesorgt, dass Fried die ganze Zeit trank. Als sie sich auszogen, war Fried schon so betrunken, dass er schwankte.
    »Er hat sich auf mich gesetzt. Der Riesenkerl. Dabei wurden die ganze Zeit Fotos gemacht.«
    Im Zimmer waren so viele Kameras verborgen, dass Fried aus jedem Winkel abgelichtet wurde. Rico und Berg hatten den ganzen Tag damit verbracht, sie anzubringen und zu testen.
    »Es war nicht mal richtiger Sex. Dazu war er nicht fähig«, erzählte Elza.
    Fried habe an Elza herumgefummelt und sie kräftig begrapscht, und sie habe ihn eine Weile gewähren lassen, damit genügend Fotos entstehen konnten. Als sie gesagt habe, dass es nun genug sei, habe Fried versucht, sie zu schlagen, doch er sei zu betrunken gewesen, um ihr gefährlich zu werden. Er sei auf dem Boden zusammengesunken, und Elza habe Berg und Rico gerufen, die ihn in sein Zimmer getragen hätten.
    »Fried dachte, sie gehörten zum Personal. Er hat ihnen Geld zugesteckt, damit sie den Mund halten.«
    Elza ließ sich von Männern einiges gefallen – und wusste zumeist,

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