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Die Frau ohne Gesicht

Die Frau ohne Gesicht

Titel: Die Frau ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pekka Hiltunen
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Konkurs gemacht. Natürlich hätten die landesweiten Register die Angaben direkt von den Provinzbehörden erhalten müssen, aber Konkurse waren bisweilen so kompliziert, dass es Jahre dauern konnte, bis Informationen von einer Behörde zur anderen wanderten. Und mitunter wanderten sie gar nicht. Offenbar war Lincolnshire Echo die einzige Zeitung, die darüber überhaupt berichtet hatte.
    »Und da in dem Artikel nicht ausdrücklich erwähnt wird, dass es sich um Frieds Firmen handelte, wurde er in der Öffentlichkeit nie mit der Sache in Verbindung gebracht.«
    Mari legte eine kleine Pause ein, bevor sie mit dem wichtigsten Resultat ihrer Recherche herausrückte. Mit den vorgetäuschten Konkursen hatten Fried und seine Frau die Allgemeinheit um mindestens 320000 Pfund geprellt. Das sei nur eine grobe Schätzung, fügte Mari hinzu, tatsächlich sei die Summe höher, denn die Sozialabgaben und Steuern, die ihnen erlassen wurden, seien noch nicht mitgerechnet.
    »Wieso hat sich in Lincoln niemand gewundert, dass die Firmen in London weitergeführt wurden?«, fragte Lia.
    »Das hat wahrscheinlich kaum jemand bemerkt.«
    Und falls es doch jemandem als seltsam aufgefallen war, hatte Fried vermutlich behauptet, es handle sich um Neugründungen unter demselben Namen. So etwas war im Geschäftsleben durchaus üblich. Aber Fried hatte sich nicht die Mühe gemacht, neue Unternehmen zu gründen.
    »Er wollte sich den Aufwand und die Kosten sparen, die bei einer Gründung anfallen. Er hat einfach darauf spekuliert, dass er nicht erwischt wird, weil sich die Wirtschaftsfahndung selten für so kleine Unternehmen interessiert.«
    »320000 Pfund. Das ist ziemlich viel«, sagte Lia.
    »Wenn du den Chefredakteur einer Tageszeitung fragen würdest, wie viel das wert ist, könnte seine Antwort lauten: So viel wie Arthur Frieds politische Karriere.«
    Sie hatten gefunden, was sie suchten. Mari hatte recht: Arthur Fried war ein Verbrecher.
    »Aber das reicht nicht«, sagte Mari. »Fried ist geschickt genug, sich herauszuwinden. Wir brauchen noch mindestens einen, besser zwei ebenso schwere Fälle.«
    Lia sah sie überrascht an. Diese Unnachgiebigkeit schien ihr übertrieben. Woher wollte Mari überhaupt wissen, dass sie noch mehr finden würden?
    »Er hat noch viel mehr und Schlimmeres zu verbergen, davon bin ich überzeugt. Ich weiß nur noch nicht, was«, sagte Mari.
    Lia schwieg resigniert, doch Mari hatte noch mehr zu berichten.
    »Ich habe auch etwas für dich«, verkündete sie.
    Maggie hatte den ganzen Tag nach Orten gesucht, wo sie mehr über die ermordete Lettin herausfinden könnten.
    In London gab es zwei Nachtclubs, die dafür bekannt waren, dass sie hauptsächlich von Osteuropäern frequentiert wurden. Zum Teil handelte es sich bei den Gästen um reiche Touristen, aber es waren auch viele Besucher darunter, die in London lebten. Beide Clubs wurden zudem von osteuropäischen Prostituierten besucht, weil dort immer russische Geschäftsmänner anzutreffen waren.
    »Manche Russen wollen ihren Sex auch hier auf Russisch.«
    Slawische Lebensmittelgeschäfte gab es in Hülle und Fülle, besonders in Stadtteilen wie Ealing und Leyton. Aber nur einige boten auch baltische Lebensmittel an.
    »Die muss ich nun also abklappern«, stellte Lia fest und merkte selbst, wie mutlos ihre Stimme klang.
    »Es ist mühsam«, räumte Mari ein. »Es kann Wochen dauern, bevor du auf etwas stößt. Vielleicht kommt auch gar nichts dabei heraus. Aber irgendwo muss man ja anfangen.«
    Die Lebensmittelgeschäfte wirkten weniger aussichtsreich, weil beim Einkaufen selten persönliche Kontakte entstanden, während man sich in Nachtclubs mit anderen Gästen und dem Personal unterhielt.
    »Ich fange also mit den Clubs an«, sagte Lia.
    Sie müsse sich eine Geschichte ausdenken, mahnte Mari. In den Clubs sei Ostmafia zugange, deshalb wäre es nicht ratsam, sich rundheraus nach einer toten Frau zu erkundigen. Man sehe Lia zwar an, dass sie keine Polizistin war, aber sie müsse einen triftigen Grund für ihre Fragen haben.
    »Wie wäre es, wenn ich nach einer Bekannten aus Lettland suche?«
    »Zu vage. Eine Erklärung muss viel detaillierter sein, um glaubhaft zu wirken. Man hört dir an, dass du keine Britin bist, also sag ruhig, du kommst aus Finnland. Du hast eine in Lettland geborene Schwester oder Halbschwester, die verschwunden ist, und du hast gehört, dass sie in London sein soll. Du erkundigst dich, ob Lettinnen den Club besuchen und ob jemand weiß, wen

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