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Die Frau ohne Gesicht

Die Frau ohne Gesicht

Titel: Die Frau ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pekka Hiltunen
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eigentlich zwischen euch?«, fragte sie dann.
    »Ich weiß nicht recht. Wir scheuen beide vor dem ersten Schritt zurück. Schwer zu sagen, was daraus werden könnte.« Mari seufzte, dann hob sie hervor, dass Paddy enorm viel über das Studio wisse. Das mache die Sache so kompliziert.
    »Und wie geht es dir?«, fragte sie dann.
    »Ich fühle mich ziemlich leer.«
    Das war vorsichtig ausgedrückt, aber über einige Dinge wollte Lia nicht mit Mari reden: weder über ihren Traum von einer Familie noch über die Zähmung der Furcht oder über ihre Trauer. Vielleicht sah Mari all das ohnehin.
    Der Urlaub lag noch nicht lange zurück, doch die Arbeit bei Level , die Beschattung von Vanags, die Mithilfe bei Fair Rule, die Abende im Studio kosteten Energie. Lia hätte einerseits gern abgeschaltet, drängte andererseits aber auf eine rasche Lösung.
    »Dann stelle ich dich jetzt vor eine schwierige Wahl«, sagte Mari.
    »Was muss ich tun?«, fragte Lia und spürte eine Welle der Erschöpfung.
    »Du musst gar nichts. Aber du kannst, wenn du willst.«
    Mari hatte sich noch einmal mit den Informationen über Arthur Frieds Privatleben beschäftigt.
    »Ich habe plötzlich begriffen, dass er etwas mit Vanags gemein hat. Das ist mir bei Vanags Anblick aufgegangen. Er war unverkennbar ein Verbrecher, aber ich konnte bei Fried dieselbe seelische Kälte ausmachen!«
    Als sie darüber nachdachte, war ihr aufgefallen, dass Fried schon siebenunddreißig war, als er seine Frau Anna Belle geheiratet hatte.
    »Da wurde mir klar, dass ich vergessen hatte, etwas ganz Wichtiges zu überprüfen.«
    Arthur Fried war schon einmal verheiratet gewesen. Er hatte sich vor Jahren scheiden lassen, kurz vor seiner zweiten Hochzeit. In den Angaben zu seiner Person wurde seine erste Frau nicht erwähnt.
    Die einzige Stelle, wo Mari die Information gefunden hatte, war das Kirchenbuch der Gemeinde von Shoreditch, der Fried früher angehört hatte. Offenbar hatte Fried die Eintragung überall sonst tilgen lassen. Warum sie im Kirchenbuch verblieben war, ließ sich schwer erklären. Vielleicht hatte Fried es vergessen? Oder er hatte nicht die Stirn gehabt, das Register der Kirche zu manipulieren, in der seine erste Trauung stattgefunden hatte.
    Fried hatte es sogar geschafft, die Angaben über seine erste Ehe im britischen Einwohnerregister löschen zu lassen. Das war eine erstaunliche Leistung, denn dort wurden sämtliche offizielle Eheschließungen und Scheidungen registriert.
    Die erste Ehefrau wurde in keinem der Zeitungsberichte erwähnt, die Mari gelesen hatte. Das konnte natürlich daran liegen, dass Fried seine politische Tätigkeit damals gerade erst begonnen hatte und weder er selbst noch die Fair Rule einer größeren Öffentlichkeit bekannt gewesen waren. Und da er die christlichen Wähler zu gewinnen suchte, wollte er nicht als geschiedener Mann auftreten.
    »Weißt du etwas über seine erste Frau?«, fragte Lia neugierig.
    Mari zählte das wenige auf, was sie herausgefunden hatte: Sarah Hawkins war in Suffolk geboren und sieben Jahre mit Fried verheiratet gewesen. Mehr gaben weder die Kirchenbücher noch das Internet her.
    »Und was hast du jetzt im Sinn?«
    »Wir müssen mit Frieds Exfrau reden. Ich dachte, das könntest du übernehmen.«
    »Willst du das nicht lieber selber tun? Wenn die Ehe nachträglich vertuscht wurde, kann es doch sein, dass die Frau nicht darüber reden will. Wäre da nicht deine Fähigkeit gefragt?«
    Mari erklärte, sie wolle nicht, dass man sie unmittelbar mit irgendetwas in Verbindung bringen konnte, das Arthur Fried betraf. Wenn sie ihre Informationen über Fried an die Öffentlichkeit brächten, würde er sehr schnell begreifen, dass jemand gegen ihn ins Feld zog. Es sei besser, wenn er seinen Gegner nicht kenne.
    »Na gut. Weißt du, wo Sarah Hawkins zu finden ist?«
    Sie wohne in Peckham, berichtete Mari. Rico habe anhand der Teledaten festgestellt, dass sie vermutlich gerade jetzt zu Hause war.
    »Wie konnte er das denn feststellen?«
    »Dank der altmodischen Technik. Sie hat außer dem Handy noch einen Festanschluss, der in den letzten zwei Tagen immer wieder stundenlang besetzt war. Bestimmt hängt sie dauernd im Internet.«
    »Na, für morgen hatte ich mir bisher nichts vorgenommen«, sagte Lia.

29.
    Hinter der Adresse Dannon Bridge 179 verbarg sich ein unscheinbares, einstöckiges Reihenhaus. Der Stadtteil bestand aus kommunalen Mietshäusern, und es wimmelte von Kindern. Dieses London wurde Touristen nicht

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