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Die Frau von dreißig Jahren (German Edition)

Die Frau von dreißig Jahren (German Edition)

Titel: Die Frau von dreißig Jahren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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in der Obhut eines alten Soldaten wohlgeborgen fühlten, der angenehmen Stimmung, die das häusliche Leben erzeugt, wenn die Gefühle nichts bedrückt und Zuneigung und Aufrichtigkeit die Reden, die Blicke und die Spiele beleben.
    Der General saß oder, besser gesagt, hatte sich in einem hohen, behaglichen Lehnstuhl vergraben, der am Kamin stand. Ein lebhaftes Feuer brannte und verbreitete jene prickelnde Hitze, welche von einer bitteren Kälte draußen kündet. Der Kopf des wackern Vaters lag, leicht zur Seite geneigt, auf der Rückenlehne des Stuhles; seine entspannte Haltung zeugte von einer völlig friedlichen Stimmung, von einer sanft erblühenden Freude. Seine Arme, die halb eingeschlafen waren und lässig über die Lehnen herabhingen, vervollständigten den Eindruck ruhigen Glücks. Er betrachtete das jüngste seiner Kinder, einen kaum fünfjährigen Knaben, der halb nackt sich von seiner Mutter nicht ausziehen lassen wollte. Der kleine Kerl rannte vor dem Nachtkittel oder der Nachtmütze, mit denen die Mutter ihm ab und zu drohte, davon; er behielt seinen gestickten Kragen an und lachte, wenn seine Mutter ihn rief, weil er merkte, daß sie selbst über diese kindliche Rebellion lachen mußte; dann fing er wieder an mit seiner Schwester zu spielen, die ebenso ausgelassen, aber mutwilliger war und schon deutlicher sprechen konnte als er, dessen Kauderwelsch und wirre Einfalle kaum seine Eltern verstehen konnten. Die kleine, zwei Jahre ältere Moina brachte ihn durch ihre schon ganz weiblichen Neckereien zu nicht enden wollendem Gelächter, das scheinbar grundlos, wie eine Salve losbrach; aber wenn die Eltern sie beide so vor dem Feuer sahen, wie sie sich herumwälzten und ohne Scheu ihre reizenden runden Körper, ihre weiße, zarte Haut zeigten, wie ihre schwarzen und blonden Locken ineinanderflossen, ihre rosigen Gesichter, in die das unschuldige Kinderlachen herzige Grübchen zeichnete, aneinanderstießen, dann verstand wohl ein Vater und vor allem eine Mutter diese Kinderseelen, die für sie schon Charakter und Leidenschaften besaßen. Diese beiden Engel stellten mit den lebhaften Farben ihrer feuchtglänzenden Augen, ihren strahlenden Wangen, ihrer weißen Haut die Blumen des weichen Teppichs, dieses Schauplatzes ihrer Lust, auf dem sie sich ungefährdet tummelten, übereinanderkullerten, sich balgten und wälzten, in den Schatten. Die Mutter saß zwischen verstreut umherliegenden Kleidungsstücken auf einem Sofa, auf der andern Seite des Kamins, ihrem Mann gegenüber; sie hielt einen roten Schuh in der Hand, ihre Haltung war völlig ungezwungen. Um ihre Lippen spielte ein sanftes Lächeln, in dem ihre unentschlossene Strenge dahinstarb. Ungefähr sechsunddreißig Jahre alt, war sie, dank der seltenen Vollendung der Linien ihres Gesichts, dem die Wärme, das Licht und das Glück in diesem Augenblick einen übernatürlichen Glanz verliehen, immer noch schön. Oft wandte sie den Blick von ihren Kindern ab, um ihre Augen zärtlich dem ernsten Gesicht ihres Mannes zuzuwenden, und oft tauschten die Blicke der beiden Gatten stille Freude und ernstes Sinnen aus. Der General hatte ein von der Sonne tief verbranntes Gesicht. Auf seine breite, klare Stirn fielen ein paar Strähnen ergrauenden Haares. Das männliche Blitzen seiner blauen Augen, die Tapferkeit, die in den Furchen seiner welken Wangen eingegraben war, bewiesen, daß er sich das rote Band, das sein Knopfloch zierte, in harten Kämpfen erworben hatte. In diesen Stunden spiegelten sich die unschuldigen Freuden der beiden Kinder auf seinem energischen, entschlossenen Gesicht und gaben ihm ein unsagbar gutmütiges, treuherziges Aussehen. Dieser alte Hauptmann war ohne große Mühe wieder zum Kind geworden. Haben die Soldaten, die die Schläge des Schicksals genügend erfahren haben, um das Elend der Kraft und das Vorrecht der Schwäche erkennen zu können, nicht immer eine besondere Liebe zur Kindheit? Weiter entfernt saß an einem runden Tisch, der von Astrallampen erhellt wurde, deren lebhaftes Leuchten mit dem blassen Schein der auf dem Kaminsims stehenden Kerzen wetteiferte, ein dreizehnjähriger Bursche und blätterte hastig in einem dicken Buche. Das Geschrei seines Bruders oder seiner Schwester konnten ihn nicht ablenken, sein Gesicht zeigte die ganze Wißbegierde der Jugend. Dieses völlige Beschäftigtsein war gerechtfertigt durch die spannenden Wundergeschichten aus ›Tausendundeine Nacht‹ sowie durch die Uniform des Gymnasiasten. Er saß

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