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Die Frau von Tsiolkovsky (German Edition)

Die Frau von Tsiolkovsky (German Edition)

Titel: Die Frau von Tsiolkovsky (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Muellner
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Klappern nur unzureichend schlucken.
Erst als ihr Rechtsbeistand ihr einen mahnenden Blick zuwarf, fiel auch ihr dieses
regelmäßige Klopfen auf, das unaufhörlich durch den Raum hallte und einen bereits
nach kurzer Zeit der Grenze zur Unbeherrschtheit einen entscheidenden Schritt
näher bringen konnte. Auf ›sonnendurchflutet‹ stand die Einstellung an der
Lichtsteuerung, und beinahe hätte man dies auch der künstlichen Beleuchtung
abgenommen. Die Klimaanlage schuf nicht nur ein angenehmes Klima im Raum,
sondern brachte auch frischen Wind in die Versammlung, sodass die Bürokratie
gar nicht erst Gelegenheit hatte sich einzunisten. Shannon wusste nicht, warum
sie hektisch versuchte, ihren spitzen Absatz in den Boden zu bohren. Angespannt
war sie, ja, aber nicht nervös. Bedenken, dass bei der Sache eine Entscheidung
fallen könnte, die zu ihren Ungunsten wäre, hatte sie nicht im Geringsten.
Vermutlich war es ihre Ungeduld, mutmaßte sie, die ihre Beinmuskulatur zu
Höchstleistungen anspornte. Lang wurde ihr die Zeit, die sie besser mit sinnvollen
Dingen zubringen hätte können, hier vor diesem Untersuchungsausschuss, der nichts
gegen sie finden konnte, wo es nichts zu finden gab. Endlos schienen die
Minuten, nach denen der Vorsitzende endlich das Wort ergriff.
    »Aufgrund aller vorliegen Fakten und Ihrer Aussage, Ms
Parker, kommt die Kommission zu folgendem Beschluss: Sie, Shannon Parker, tragen
keinerlei Schuld an dem Tod der Technikerin Nicole Moore. Es handelte sich
dabei um einen Unfall, an dem Ihnen keinerlei Schuld angelastet wird. Der
Vorfall wird nicht in ihre Akte aufgenommen. Damit ist die Untersuchung
abgeschlossen.«
    Shannon, die in einem einfärbig schwarzen Kostüm erschienen
war, wagte ein schüchternes Lächeln. »Danke«, strahlte sie schließlich. Ihr
Mund wirkte unnatürlich und breit.
    »Das Ergebnis ist zwar nur vorläufig, denn nach der Rückkehr
der übrigen Crewmitglieder, die zu diesem Zeitpunkt noch auf der Basis tätig
waren, müssen wir selbstverständlich noch deren Aussagen einholen, doch das
sollte, nachdem wir auch noch die schriftliche Bestätigung von Ms Moore haben,
dass sie gegen den Rat ihrer Ärztin ihren Dienst versah, nur noch eine reine
Formsache sein«, sagte Carl Vargas, der Leiter des Untersuchungsausschusses.
Sein Gesicht sah wesentlich jünger aus, als es sein dichtes graues Haar
vermuten ließ.
    »Freut mich, das zu hören«, gab Shannon zurück, die erst
durch ihr Schuhwerk die Größe gewann, die ihr die Natur versagt hatte. Sie warf
ihren Kopf in den Nacken, strich mit einer lasziven Handbewegung das mittlerweile
rotbraun gefärbte Haar aus ihrem Gesicht und lächelte Vargas an.
    Shannon war zufrieden. So zufrieden, wie sie nur sein
konnte. Der Tsiolkovsky-Außenposten war noch unter ihrem Kommando
fertiggestellt worden, ihre Rückkehr zur Erde war planmäßig und ohne weitere
Verzögerungen erfolgt und der Tod der Technikerin hatte weder für sie noch für ihre
Karriere irgendwelche nachteiligen Auswirkungen.
    Sie beschloss diesem Umstand Rechnung zu tragen und das stetige
Fortschreiten ihrer Karriere, die wie geplant, den von ihr verlegten Schienen
zu folgen schien, ohne auch nur eine Handbreit davon abzuweichen, bei einem
oder auch zwei Gläsern Champagner zu feiern.
    Stöckelnd ging sie in das sündhaft teure Restaurant zwei
Blocks weiter, eines der besten in Central Houston, und bestellte den teuersten
Champagner, den sie auf der Karte finden konnte.
    »Eine ausgezeichnete Wahl, Miss Parker«, bestätigte der
Kellner, dessen dominanter Nase sie ansah, dass er ihr nicht nur im Lokal gerne
zu Diensten gewesen wäre.
    Sie liebte es, wenn die Menschen auf der Straße sie erkannten,
wenn sie ihr bewundernde Blicke zuwarfen, wenn sie sie tuscheln hörte: »Das ist
eine Astronautin.« Mit einer Freude und einem Strahlen, als säße sie in der
bezaubernden Gesellschaft von George Clooney dem Sechsten, trank sie ihren
Champagner; prickelnd ließ sie Tausende von Perlen auf ihrer Zunge zerplatzen. Sie
leerte das Glas, um gleich darauf ein zweites zu bestellen.
    »Wissen Sie, dass ich Sie immer schon bewundert habe – Sie und
das, was Sie da oben«, er wies mit seinem krummen Zeigefinger zur Decke, »tun«,
meinte der Kellner. In diesem Augenblick hatte sie den Eindruck, als wäre er etwas
verlegen.
    Sehr schön, dachte Shannon. »Ja, ich arbeite gerne oben auf
dem Dachboden«, sagte sie und ließ ihr perfektes Gebiss durch ihr
Public-Relations-Lächeln

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