Die Frauen der Calhouns 05 - Megan
warme Wasser. Zuerst brannte es höllisch an den offenen Wunden, doch dann fühlte er, wie sich langsam eine wohlige Wärme in ihm ausbreitete und seine Muskeln sich entspannten. Als er aus der Wanne stieg, glaubte er schon fast, das Schlimmste hinter sich zu haben.
Bis er in den Spiegel schaute.
Unter seinem linken Auge klebte ein Verband, das rechte war kaum noch als Auge zu bezeichnen. Blutergüsse überall, eine aufgeplatzte, geschwollene Lippe, eine hässliche Schürfwunde an der Wange … alles in allem sah er hundsmiserabel aus.
Ein Handtuch um die Hüften geschlungen, ging er zurück ins Schlafzimmer. Im gleichen Moment öffnete Megan die Tür.
»Entschuldige.« Sie presste die Lippen zusammen, damit ihr nicht alle möglichen albernen Dinge entschlüpften. »Amanda meinte, du brauchst vielleicht noch ein Kissen.«
»Danke.« Er schaffte es bis zum Bett und legte sich mit einem erleichterten Seufzer zurück.
Dankbar, etwas tun zu können, schüttelte Megan die Kissen auf und zog das Bettlaken gerade. »Kann ich dir etwas holen? Mehr Eis? Oder vielleicht eine Suppe?«
»Nein, danke.«
»Bitte, ich möchte helfen. Ich muss helfen.« Sie hielt es nicht länger aus, legte eine Hand an seine Wange. »Sie haben dir wehgetan. Es tut mir so leid, dass sie dir wehgetan haben.«
»Nur ein paar blaue Flecke.«
»Verdammt, sei doch nicht so verbohrt! Ich sehe doch, was sie dir angetan haben!« Sie riss sich zusammen, unterdrückte die Wut und sah ihm hilflos in die Augen. »Ich weiß, du bist wütend auf mich. Aber kannst du mir nicht erlauben, etwas für dich zu tun?«
»Vielleicht solltest du dich besser setzen.« Er nahm ihre Hand, sobald sie auf der Bettkante saß. Er brauchte den Körperkontakt ebenso sehr wie sie. »Du hast geweint.«
»Schon möglich.« Sie starrte auf seine aufgeplatzten Fingerknöchel. »Ich fühlte mich so nutzlos unten in der Küche. Coco durfte dich verarzten, und mich hast du nicht einmal angesehen.« Ihre Augen schimmerten feucht, als sie den Blick hob. »Ich will dich nicht verlieren, Nathaniel. Du bedeutest mir zu viel. Bitte, ich möchte mich um dich kümmern, bis es dir besser geht.«
»Nun …« Er merkte, wie er nachgiebig wurde, und strich ihr übers Haar. »Vielleicht hat Dumont mir ja sogar einen Gefallen getan.«
»Was meinst du?«
Er schüttelte den Kopf. Der Schmerz und die Tabletten mussten seinen Verstand verwirrt haben. Er hatte es ihr nicht sagen wollen, zumindest jetzt noch nicht. Dennoch … sie hatte ein Recht darauf, es zu erfahren.
»Die beiden Schläger, die mich angegriffen haben … Dumont hatte sie angeheuert.«
Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. »Baxter hat sie bezahlt, damit sie dich überfallen? Damit sie dich so zurichten?«
»Ich vermute, er wollte sich für das unfreiwillige Bad revanchieren.« Nathaniel versuchte sich bequemer hinzulegen und verzog vor Schmerzen das Gesicht. »Er hätte besser Profis schicken sollen. Diese beiden waren blutige Amateure.«
»Baxter hat dir das angetan.« Megan wurde schwarz vor Augen. Sie schloss die Lider, bis sie sicher sein konnte, dass sie sich wieder gefasst hatte. »Das ist meine Schuld.«
»Blödsinn. Überhaupt nichts ist deine Schuld. Dieser Mistkerl hat dich benutzt, hat Suzanna benutzt, die Kinder … Und natürlich würde dieser miese Feigling sich nie selbst die Hände schmutzig machen. He!« Er zupfte leicht an einer ihrer Haarsträhnen. »Ich habe gewonnen. Er hat sein Geld umsonst ausgegeben.«
»Und du glaubst, das sei wichtig?«
»Für mich schon. Megan. Wenn du etwas für mich tun willst, wirklich für mich tun willst, dann vergisst du ihn, ein für alle Mal.«
»Er ist Kevins Vater«, flüsterte sie. »Allein bei dem Gedanken wird mir übel.«
»Er ist ein Niemand, ein Nichts. Legst du dich ein wenig zu mir?«
Weil sie sehen konnte, dass er gegen den Schlaf und die Wirkung der Tabletten ankämpfte, tat sie ihm den Gefallen. Vorsichtig bettete sie seinen Kopf auf ihrer Brust. »Schlaf ein Weilchen«, murmelte sie. »Wir denken einfach nicht daran. Wir denken an gar nichts mehr.«
Seufzend ließ er sich in den Schlaf hinübergleiten. »Ich liebe dich, Megan.«
»Ich weiß.« Sie streichelte ihm übers Haar, ließ ihn schlafen, während sie wach dalag.
Keiner von ihnen hatte den kleinen Jungen bemerkt, der mit weit aufgerissenen Augen und bleichem Gesicht in der offenen Tür stand.
Nathaniel erwachte zum rhythmischen Pochen seiner Schmerzen. In seinem Kopf dröhnte eine
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