Die Frauen des Journalisten (German Edition)
meinte Galuba:
„Reizen würde es mich schon. Wie es aussieht, wird das eine längere Aktion, da sollten wir mal über ein Entgelt sprechen. Oder?“
Lienhardt sah ihn mit großen Augen an, und dann musste er schallend lachen.
„Okay, ich bezahle Sie.“
Aus dem Lautsprecher des Autos war „Telstar“ zu hören und Galuba drehte die Musik etwas lauter.
„Sind Sie auch der Meinung, dass wir unfrei waren oder anders gefragt, sind Sie frei?“
„Wie kommen Sie denn jetzt darauf?“, fragte Lienhardt erstaunt.
„Die Musik, ich liebe diese Musik, die hat mir immer das Gefühl von innerer Freiheit gegeben. Also, sind Sie frei, im Sinne von persönlicher Freiheit?“
„Frei, Freiheit. Ich habe mir darüber noch nie viele Gedanken gemacht. Vermutlich haben Sie auch eine ganz andere Schulbildung als ich. Ich meine, dass ich da nicht mithalten kann. Nennt man so was nicht Philosophie? Davon verstehe ich nichts, Sie?“
„Ein wenig gehörte das zu meinem Studium. Aber ich habe Ihnen doch eine ganz einfache Frage gestellt.“
Lienhardt war unsicher.
„Für die Freiheit muss es doch bestimmte Bedingungen geben. Zum Beispiel konnten Sie doch nichts dafür, dass Sie hier in diesem Teil Deutschlands leben mussten. Viele Menschen, mit denen man so darüber redet, vergessen scheinbar, dass es den Zweiten Weltkrieg gegeben hat und bis 89 die Siegermächte das Sagen hatten. Ohne deren Zustimmung konnte nichts passieren.“
„Das ist gar nicht so schlecht. Trotzdem, Sie sind der Antwort ausgewichen. Mir geht es nicht darum, ob unser System Recht oder Unrecht war. Gegen die Siegermächte hätte eh keine deutsche Regierung eine unabhängige Entscheidung treffen können. Sie, Sie Paul Lienhardt sollten einfach sagen, ob Sie frei sind.“
Der scharrte verunsichert mit der Fußspitze im Kies.
„Vielleicht finde ich mal Zeit, darüber nachzudenken, wenn ich irgendwann mal weniger arbeiten muss. Arbeiten, Geld verdienen, damit man leben kann, das geht immer vor.“
„Na genug, „Telstar“ ist vorbei. Zurück zu meinem Vorschlag. Erfolgsbasis, in Ordnung?“
„Sie meinen, wir machen zusammen weiter und wenn wir zu einem erfolgreichen Abschluss kommen, zahle ich Ihnen einen Anteil von meinem Honorar?“
Galuba zuckte mit der Schulter und nickte.
„An welche Höhe denken Sie dabei?“
„Sagen wir 30 Prozent. Das müsste reichen, Sie tragen ja alle Kosten. Aber lassen wir das jetzt. Mir macht es einfach Spaß Ihnen zu helfen. Alles klar?“
Galuba stand jetzt neben Lienhardt und musste sich das Lachen verkneifen, so ernst hatte er es gar nicht gemeint. Dann hielt er ihm seine Hand hin.
„Machen wir weiter?“
„Na sicher, wo sollte sonst das Geld herkommen? Ich heiße übrigens Paul.“, und ergriff die Hand von Galuba.
„Ich bringe dich jetzt nach Hause und morgen bin ich gegen 10 Uhr wieder bei dir.“
„Nein das möchte ich nicht. Ich habe in der Stadt noch etwas zu erledigen. Wenn du mich in der Nähe vom Bahnhof absetzen könntest, das wäre gut. Aber morgen kannst du dann vormittags wieder bei mir sein, in Ordnung?“
Lienhardt fuhr also mit seinem Auto zurück in die City, an den Seiteneingang des Hauptbahnhofs und Galuba stieg dort aus. Bereits auf seinem Weg durch das Pflegeheim hatte Galuba eine Idee gehabt. Während er damals entlassen worden war, sind einige seine ehemaligen Mitarbeiter in der Dienststelle geblieben. Er hatte zu einem seiner ehemaligen Kollegen immer mal wieder Kontakt gehabt, den wollte er jetzt nutzen. Am Bahnhof angekommen, suchte er sich daher ein Telefon und rief den Kollegen an.
„ Hallo Jürgen, Galuba hier... Ja, es geht so. Ich wollte mal wieder ein Bier mit dir trinken, hast du mal ein wenig Zeit für mich übrig? … Wie wär´s heute? Unsere übliche Zeit, alte Stelle, danke, dass du Zeit hast. Bis nachher.“
Bis zum Treffpunkt hatte Galuba noch etwas Zeit. Er kaufte am Fischrestaurant ein Bismarckbrötchen und nebenan trank er einen Kaffee. Danach machte er sich auf den Weg. Während er langsam bis zur nächsten Ampel ging, liefen seine Gedanken wieder zu Lienhardt. Er begann sich konkrete Vorstellungen von dessen Arbeit zu machen. Irgendwie war es schon mit seiner ehemaligen Arbeit vergleichbar, was der machte. Alles war aber lockerer, irgendwie ungezwungener. Obwohl auf der anderen Seite Lienhardt schließlich selbst für sein Einkommen sorgen musste. Wenn der grobe Fehler machte, keine Ergebnisse lieferte, könnte es hart werden für ihn. Aber die
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