Die Frauen des Journalisten (German Edition)
dass der Arzt sie im Betrieb anrief, aber sie war doch einverstanden. Bestimmt war es wichtig.
„Ja, natürlich komme ich gleich nach Arbeitsschluss. Ich habe ja dann immer Zeit.“
In ihrer Mittagspause erzählte sie Frau Martin von dem Anruf des Arztes.
„Das ist aber schön, dass er dich angerufen hat.“
Frau Martin brachte ihre ehrliche Freude darüber zum Ausdruck.
„Soll ich dich begleiten?“
Drei Wochen später schien die Vormittagssonne in das Patientenzimmer der neurologischen Abteilung einer großen Leipziger Klinik. Irene lag in einem Vierbettzimmer mit zwei anderen Patientinnen und bis zum Mittagessen war noch eine gute Stunde Zeit. Ihrer Bettnachbarin war die Zeitung, in der sie gelesen hatte aus den Händen gefallen, denn sie war eingeschlafen. Die Zeitung lag mit einem Zipfel über ihrem Mund, so dass der sich bei jedem Atemzug bewegte. Irene musste sich ein Lachen verkneifen, um ihre Nachbarin nicht zu wecken. Plötzlich aber wurde die Tür energisch geöffnet, und alle drei Frauen schraken zusammen. Ihr junger Stationsarzt blieb in der offenen Tür stehen.
„Frau Wortmann, kommen Sie bitte gleich mal mit.“, rief er Irene durch die halb geöffnete Tür zu. Dann noch, so als sei er erstaunt: „Habe ich Sie vielleicht geweckt? Aber, aber meine Damen, bei diesem Sonnenschein schläft man doch nicht.“
Irene zog sich ihren Morgenmantel über und folgte nach einem kurzen freudigen Blick zu ihrer Bettnachbarin dem Arzt. Bis zum Dienstzimmer des Arztes waren es nur wenige Schritte. Nachdem der die Tür geöffnet hatte, bat er sie vor dem Schreibtisch Platz zu nehmen, dann setzt er sich ihr gegenüber auf seinen Bürostuhl.
„Schön, Frau Wortmann, dann werden wir Sie morgen nach Hause entlassen. Heute Morgen haben wir Ihnen ja schon einiges über ihren derzeitigen Zustand gesagt. Mit den Medikamenten, die Sie bekommen, ist ihr Zustand soweit recht stabil, allerdings dürfen Sie nie vergessen sie entsprechend der Vorschrift einzunehmen. Ich will ehrlich zu Ihnen sein, wir wissen leider nicht genau, wodurch Ihre Depressionen ausgelöst wurden. Ihre Blutwerte zeigen keine Auffälligkeiten, auch Stoffwechselprobleme schließen wir eigentlich aus. Wir vermuten, dass durch ihren damaligen Unfall doch eine Verletzung in ihrem Gehirn vorgekommen sein muss. Die kann sehr winzig gewesen sein, aber sie hat eben Folgen hinterlassen. Neben den Medikamenten ist es deshalb unbedingt erforderlich, dass sie sich in regelmäßigen Abständen immer wieder bei uns melden.
So, über die weitere ambulante Betreuung haben wir auch schon gesprochen. Gleich am Montag melden Sie sich bitte dort, die Mitarbeiter dort haben wir schon benachrichtigt. Insgesamt glaube ich, dass Ihnen die zwei Wochen bei uns ganz gut getan haben. Wenn Sie weiter so mitarbeiten, bin ich sehr zufrieden.“
„Vielen Dank, Herr Doktor. Mir geht es gut und ich denke es wird auch so bleiben, dafür werde ich alles tun. Bei der ambulanten Betreuung melde ich mich gleich am Montag, wie besprochen.“
Ein zufriedenes Lächeln zeigte sich im Gesicht des jungen Arztes.
„Und das Lachen haben Sie bei uns ja auch wieder gelernt.“
Irene strahlte.
„Ja, daran sind auch die beiden anderen Frauen in meinem Zimmer beteiligt.“
„Da haben Sie vielleicht Recht. Abschließend gebe ich Ihnen noch die Briefe. Dieser ist für Ihren Hausarzt und der andere für die Ambulanz. Es steht jeweils drauf.“
Der Arzt stand auf, reichte Irene die Hand: „Also, nochmals alles Gute für Sie.“
Irene ergriff die Hand.
„Vielen Dank.“ Sie nahm die Briefe und verließ das Büro.
***
Am folgenden Nachmittag, so gegen fünfzehn Uhr standen Lienhardt und Galuba mit dem Auto auf einem Parkplatz nahe dem Altenpflegeheim.
„Also, Sie drücken mir jetzt beide Daumen und dann klappt das schon.“, grinste Galuba Lienhardt an. Danach stieg er aus, und ging durch die gepflegte Grünanlage zum hinteren Eingang des Hauses. Ohne sich weiter umzusehen ging er direkt auf eine Treppe an der linken Seite zu. Stieg eine Etage hinauf und lief danach einen langen Flur entlang. Blieb dann an der offenen Tür zu einem Aufenthaltsraum stehen. Zwei Pflegerinnen waren gerade damit beschäftigt das Kaffeegeschirr von den Tischen einzusammeln. Galuba trat ein und sprach die beiden Frauen an.
„Guten Tag, ich habe gerade einen ehemaligen Kollegen besucht und da fiel mir ein, dass bei Ihnen eine Bekannte von mir arbeitet, die bis vor kurzem in meinem Haus
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