Die Frauen des Journalisten (German Edition)
ihr vorbei.
„Wie lange werden Sie in Leipzig bleiben?“
„Ich weiß es noch nicht, Sie wissen doch, was ich vorhabe.“
Sie sah ihn an. Er hielt ihren Blick fest.
„Kommen Sie noch mit hinauf?“ Ihr war etwas schwindelig, sie griff deshalb nach seinem Arm.
„Was ist?“
Sie schüttelte nur den Kopf. Er ließ den Fahrstuhl kommen. Sie zeigte ihm, was sie wollte, kaum das die Zimmertür geschlossen war. Jeder von ihnen war lange allein gewesen, ließ es jetzt den anderen spüren, wild, zärtlich, hungrig nach Berührungen, bis beide ermattet waren. Danach lag sie ruhig neben ihm, ein Arm unter ihrem Kopf, der ihm zugewandt war. Er lag auf dem Rücken, die Augen geschlossen. Langsam ließ er seine rechte Hand über ihren Körper gleiten. Während sie ihren Kopf hob, sah sie in sein Gesicht, beugte sich über ihn und küsste ihn zärtlich auf den Mund. Fast lag ihr Mund noch auf seinem, als sie sagte:
„Du kennst Wortmann.“
Er sah ihr in die Augen.
„Ja.“
„Kennt er dich auch?“
„Vermutlich nicht, wir hatten nie mit einander zu tun.“
Sie war aufgestanden, zog sich einen weißen Bademantel an. Aus der Zimmerbar nahm sie Sekt und füllte für sich ein Glas. Mit diesem Glas und einer kleinen Flasche Wasser ging sie zu ihm zurück, setzte sich auf den Bettrand.
„Ihr seid euch ähnlich.“
Er nahm das Wasser, trank. Seine Antwort war ein kurzes Lachen.
„Wie habt ihr euch kennengelernt?“
***
„ Irene!“, kurz darauf wieder, „Irene!“, rief die junge Frau, die auf der Straße stand zu einem Fenster im ersten Stock eines Mietshauses hinauf. Sie wartete. Als sich nichts tat, ging sie in das Haus und lief eilig die Treppe hinauf. Oben klopfte sie heftig an die Wohnungstür. Dann wartete sie, horchte an der Tür und als sie eben wieder klopfen wollte, bemerkte sie, dass drinnen leise der Schlüssel im Schloss gedreht wurde. Nur einen Spalt öffnete sich anschließend die Tür und sie hörte ein leises „Komm rein.“
In der Wohnung waren alle Vorhänge vor den Fenstern zugezogen, ein feuchter unangenehmer Geruch stand in der Luft. Irene ging voraus, zurück in das Wohnzimmer und legte sich wieder auf die Couch. Leise fragte die junge Frau:
„Darf ich ein Fenster aufmachen?“
Irene nickte und drehte sich zur Wand.
Nachdem ein Fenster geöffnet war, ging sie in die Küche. Aus dem Küchenschrank nahm sie einen Beutel mit Pfefferminztee, gab einige Teelöffel in eine Kanne. In einem Stieltopf stellte sie Wasser auf den Gasherd. Unter der Spüle lagen in einer Schüssel einige Kartoffeln und ein paar Zwiebeln. Alles gerade soviel, dass sie daraus Bratkartoffeln für beide bereiten konnte. Das Wasser auf dem Herd begann zu kochen. Sie brühte den Tee auf. Schnell schälte sie danach Kartoffeln und Zwiebeln. Beides schnitt sie aus der Hand in eine Bratpfanne, gab etwas Margarine dazu. Sie wartete, bis alles in der Pfanne leise zu zischen anfing. Nun ging sie in das Wohnzimmer zurück, schloss das Fenster, ließ aber den Vorhang auf. Sie setzte sich zu Irene auf die Couch und strich ihr liebevoll über den Kopf.
„Komm, steht auf und wasch dich. Ich habe Bratkartoffeln für uns gemacht und Tee kannst du auch gleich trinken.“
Daraufhin ging sie zurück in die Küche, weil die Bratkartoffeln gewendet werden mussten. Sie lächelte, als sie aus dem Bad die Geräusche von Irene hörte. Als sie eben Geschirr aus dem Schrank nehmen wollte, hörte sie angsterfüllte Rufe .
„Claudia, Claudia...“
Sie lief ins Bad und fand Irene zusammengesunken auf dem Boden. Erschreckt versuchte sie die Freundin hoch zu ziehen.
„Was machst du nur? Komm, versuch es, du musst erst mal trinken.“
Gemeinsam schafften sie es bis zur Küche. Claudia goss Tee in eine große Tasse, gab zwei vollen Löffeln Zucker dazu.
„So jetzt trinkst du langsam den Tee, dann wird dir besser.“
„Ich habe Angst, ich habe furchtbare Angst.“
„Sei ganz ruhig, ich bin doch jetzt hier, alles wird gut. Hast du denn noch Tabletten?“
„Nein, die sind zu Ende.“
„Der Arzt wird mir aber kein neues Rezept geben, du musst selber hingehen. Nach dem Essen können wir doch zusammen gehen.“
„Das ist zwecklos, der Arzt ist nicht mehr da.“
„Wie, nicht mehr da? Wo ist er denn?“ Sie hielt beide Hände vor ihr Gesicht.
„Warte, der ist auch abgehauen. Lässt hier alles liegen und kümmert sich einen Dreck um seine Patienten. Wir müssen schnellsten einen anderen finden.“
In der
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