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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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gewesen waren oder von denen sie zumindest einmal gehört hatten, die für ihn jedoch mehr oder weniger unbekannt waren. Lennart ließ ihn unterschiedliche Sachen probieren, um herauszufinden, was ihm gefiel. Sie angelten, fuhren Schlittschuh, pflückten Beeren, spielten Bowling oder gingen ins Erlebnisbad. Alles musste ausprobiert werden. Was ihm gefiel, unternahmen sie wieder, was er nicht mochte, ließen sie sein. Die Ausflüge mit seinem Opa gefielen ihm wirklich.
    Sein Vater und Sofia wollten nie mitkommen. Sie schienen geradezu froh darüber, ihn hin und wieder für einige Stunden los zu sein. Natürlich sagten sie das nie so direkt, aber durch die Jahre mit seiner Mutter besaß er die besondere Gabe, die Gemütslagen der Erwachsenen anhand von Blicken und ihrer Körpersprache zu deuten. Dieses Talent hatte sich ganz natürlich entwickelt, als Möglichkeit, Problemen aus dem Weg zu gehen. Sich Mama voll und ganz anzupassen. Sich ihrem Willen immer unterzuordnen.
    Eines Tages war er wie üblich von Lennart abgeholt worden. Erwartungsvoll. Sie wollten wieder einen Ausflug machen.
    «Wohin fahren wir?», hatte er gefragt.
    «Das wirst du schon sehen», war die Antwort gewesen.
    Sie waren schweigend weitergefahren. Opa hatte angespannter gewirkt als sonst. Wortkarg, beinahe mürrisch. Er hatte versucht, das Verhalten des älteren Mannes zu deuten, um sich anzupassen, verstand jedoch die Signale nicht. Lennart strahlte ein neues Gefühl der Verschlossenheit aus, dem er noch nie begegnet war. Also blieb er stumm sitzen. Das schien auch zu funktionieren.
    Aus der Stadt heraus. Auf kleineren Straßen. Viele Kurven, und manchmal hatte er das Gefühl, sie würden in die gleiche Richtung fahren, aus der sie gekommen waren, aber er fragte nie. Schließlich hatte er keine Ahnung mehr, wo sie waren, als Lennart in einen schmalen Waldweg abbog, der an einem kleinen braunen Holzhaus auf einer Lichtung im Wald endete. Ein grünes Blechdach, grüne Dachlatten und Fensterläden.
    Lennart stellte den Motor aus, und sie blieben sitzen und betrachteten die Hütte.
    «Was ist das für ein Haus?», fragte er.
    «Das ist ein Wochenendhaus», erfuhr er.
    «Gehört das dir?»
    «Nein.»
    «Wem denn?»
    «Das spielt keine Rolle.»
    «Und was wollen wir hier?»
    «Das wirst du schon sehen.»
    Sie stiegen aus dem Auto und gingen zu dem Haus. Es war Sommer. Der Wald roch genau so, wie ein Wald an windstillen Tagen riechen sollte. Es rauschte in den Tannenwipfeln, aber dort, wo sie gingen, hielt sich dank des dichten Baumbestands die Wärme. Insekten summten. Er glaubte, einen See durch die Bäume hindurchschimmern zu sehen. Vielleicht würden sie baden?
    Eine Steintreppe mit wenigen Stufen führte zu einer grünen Holztür. Lennart öffnete sie. Sie betraten einen kleinen Flur. Holzvertäfelung. Eine Hutablage an der Wand, ein Schuhregal auf dem Boden. Obwohl im Flur keine Jacken hingen oder Schuhe standen, hatte er das Gefühl, dass sie nicht allein im Haus waren. Er sah niemanden, er hörte nichts. Es war nur ein Gefühl. Auf der rechten Seite konnte er ein größeres Zimmer erahnen, links eine kleine Küche, aber Lennart hatte eine Tür direkt hinter der Eingangstür geöffnet und deutete auf die Treppe. Die in den Keller führte.
    «Was ist denn da unten?», wollte er wissen.
    «Geh einfach runter!», antwortete ihm Lennart.
    Er stieg die schmale Treppe mit der horizontalen Vertäfelung an beiden Seiten hinab. An ihrem Ende erhellte eine nackte Glühbirne nicht nur die Treppe, sondern auch den kleinen Raum, der dort unten lag. Seine Fläche war ungefähr halb so groß wie die des gesamten Hauses. Holzbalken an der Decke. Steinwände. Keine Fenster. Kalt und feucht. Es roch nach Schimmel und irgendetwas anderem, ein leicht metallischer Geruch, den er nicht zuordnen konnte. Auf dem Boden lagen Teppiche. Davon abgesehen war der Raum leer. Nichts, worauf man sitzen konnte. Nichts, womit man sich beschäftigen konnte. Er wollte gerade fragen, was sie hier sollten, als er Geräusche hörte. Das mussten Schritte sein, von mehr als einer Person. Mehr als zwei Leuten. Sie schienen es eilig zu haben. Hastiges Schleichen. Er war eher verwundert als ängstlich, als er sich Lennart zuwandte, der am Fuß der Treppe stehen geblieben war, die Hand auf einem altmodischen Drehschalter an der Wand. Ohne ein Wort betätigte er ihn. Ein deutliches Klicken, gefolgt von Finsternis, als die nackte Glühbirne erlosch.
    Es wurde so dunkel, dass er nicht wusste,

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