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Die Frauen von Bramble House

Die Frauen von Bramble House

Titel: Die Frauen von Bramble House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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Lizzie noch Peggy sagten etwas, denn Andrew warf ihnen nur einen flüchtigen Blick zu, dann lief er hastig den Gang hinunter bis zum Ende, wo das Kinderzimmer lag.
    Mutter und Tochter gingen wortlos bis zur dritten Tür auf der anderen Seite, die zu Mrs. Funnells Zimmer führte. Dort blieben sie kurz stehen, und Lizzie fragte leise: »Badet er immer mit ihr zusammen?«
    Und Peggy kam ganz nahe und sagte fast zischend-leise: »Ja, das tut er. Ist dagegen was einzuwenden? Sie ist doch noch ein Baby.«
    Lizzie schaute ihrer Tochter in die Augen, und nach einer kleinen Pause sagte sie leise: »Sie ist fünf Jahre alt, und heutzutage scheinen die Kinder sich rascher zu entwickeln.« Dann klopfte sie gegen die Tür und sagte lauter: »Ich bin’s. Darf ich reinkommen?« Und als die Antwort kam: »Ja, schön, komm rein!«, machte sie die Tür auf, und beide traten ein. Und da wurde ihnen entgegengeschmettert: »Wozu müßt ihr da draußen vor meiner Tür herumflüstern?«
    »Nun«, sagte Lizzie, »schließlich ist heute Heiliger Abend, und wir haben uns überlegt, was wir dir in deinen Strumpf stecken sollen.«
    »Versuch nicht, drollig zu sein. Das paßt nicht mehr zu dir.«
    »Wie geht es dir?«
    »Das siehst du doch. Und du, du bist zu selbstzufrieden mit dir und deinem Leben. Sowas hält nicht an. Nichts ist von Dauer.«
    »Also, weißt du, Großmutter, so lange es dauert, werde ich mich bemühen und es genießen. Meine Güte, ist das heiß hier drin.« Sie fächelte mit der Hand vor ihrem Gesicht herum.
    »Wir sind eben nicht mehr so jung, wie wir es einmal waren. Wir brauchen Wärme.«
    Lizzie blickte zu dem elektrischen Kamin, in dem alle drei Heizstäbe rot glühten. Es war ein recht großer Kamin. Aber Lizzie hatte in ihrem ganzen Leben nie gesehen, daß mehr als eine Heizspirale brannte. Das gleiche Gesetz galt früher auch für alle übrigen elektrischen Heizkörper im ganzen Haus. Es hatte sich zweifellos etwas verändert. Lizzie empfand plötzlich Sehnsucht nach ihrem eigenen Zuhause. Sie konnte sich jetzt überhaupt nicht mehr vorstellen, daß das hier so lange Zeit ihr Heim gewesen sein sollte. Eigentlich konnte sie sagen, daß sie dieses Haus hier immer gehaßt hatte. Und nun war es noch so weit gekommen, daß sie ihre Großmutter widerwärtig fand. Noch widerwärtiger allerdings war ihr inzwischen Andrew Jones geworden. Wenn sie daran dachte, wie sich ihr Schwiegersohn sich im Haus eingenistet, sich bei der alten Lady eingeschmeichelt hatte, dann spürte sie jetzt noch einen Hauch von Mitgefühl für Len in sich aufsteigen. Schön und gut, Len war der, der er war, ein im Grunde nicht besonders netter Mensch; aber wenn dieses alte Weib ihm von Anfang an so entgegengekommen wäre, wie sie das mit Andrew Jones getan hatte, wie anders hätte alles sein können. Er hätte wahrscheinlich nichts daran geändert, daß sich ihre Gefühle so von ihm wegentwickelten, wie es dann der Fall war, doch das hätte zweifellos nichts an dem Klima in diesem Haus geändert, und Len hätte sich durchaus auf seine Weise angepaßt.
    »Du hast dich heute aber ziemlich früh hingelegt, Großmama.«
    »Also, ich denke doch, daß man in meinen Jahren das Recht hat, sich zurückzuziehen, wenn einem danach zumute ist, ohne daß man freche Kommentare einheimst. Dein Ton, merkst du das nicht, verriet nämlich nicht nur Erstaunen darüber, daß du mich im Bett vorfindest, sondern auch, daß du das ganz und gar nicht billigst. Aber laß dir sagen, Lizzie, ich habe mich niedergelegt, um mich auf den langen Tag morgen vorzubereiten. Und das ist doch eher ein kluger Entschluß, oder meinst du nicht?«
    »Ich hab es längst aufgegeben, Großmutter, mir deinetwegen irgendwelche Gedanken zu machen.« Lizzie wandte dem Bett den Rücken zu, und dies veranlaßte Mrs. Funnell, sich an ihre Urenkelin zu wenden: »Deine Mutter hat heute wieder eine ihrer Launen, nicht wahr, Peggy? Dabei hab ich doch gedacht, ihr Leben ist jetzt so voll Glück und Wonne, daß sie es nicht fertigbringt, zu jemand unfreundlich zu sein, nicht einmal zu ihrer Großmutter. Hmm! Peggy, du hast schon wieder getrunken!« Sie drehte den Kopf weg. »Ich rieche es, und es ist kein Sherry!«
    »Nein, kein Sherry. Es war ein Brandy-Portwein-Mix.«
    »Hach! Geh mir weg!« Es war unüberhörbar, daß Mrs. Funnell sich nicht vorstellen konnte, daß ihre Urenkelin solch eine scheußliche Mischung trank.
    Sie sprach also wieder zu Lizzie: »Warst du schon bei deiner Mutter?«
    »Noch

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