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Die Frauen von Clare Valley

Die Frauen von Clare Valley

Titel: Die Frauen von Clare Valley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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Umsatzprognosen für das kommende Jahr.
    Das Summen des Telefons riss sie aus den Zahlen für das erste Quartal. »Ja, Glenda?«
    »Ihre Mutter ist auf Leitung drei, Miss Kaminski.«
    »Was?«
    »Ihre Mutter ist auf Leitung drei.«
    Verdammt noch mal. Hatte ihre Sekretärin dieser Glenda nicht erklärt, dass Martha keine Anrufe von ihrer Familie entgegennahm? Ganz gleich, wer es war? »Ich bin nicht da.«
    »Aber ich habe bereits gesagt, dass Sie da sind.«
    »Dann sagen Sie, dass Sie sich geirrt haben. Dass ich in Übersee bin.«
    »Aber das sind Sie nicht. Und es ist Ihre Mutter.«
    »Lassen Sie sich etwas einfallen.«
    Glendas Missfallen äußerte sich in einem langen Schweigen. »Na gut.«
    Sobald das Lämpchen am Telefon erloschen war, rief Martha Glenda zu sich. »Glenda, meine Sekretärin hätte Ihnen das erklären müssen. Ich nehme während der Arbeit keine persönlichen Anrufe entgegen.«
    »Es war Ihre Mutter.«
    »Vielleicht habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt. Ich nehme keine persönlichen Anrufe entgegen. Keinerlei Anrufe. Von wem auch immer.« Seit dem Streit machte ihre Mutter das jedes Jahr so. Etwa vierzehn Tage vor Weihnachten rief sie im Büro und bei Martha zu Hause an, sprach ihr Nachrichten auf den Anrufbeantworter, flehte sie an, den Streit aus der Welt zu schaffen, sagte, Martha sei bloß stur, so wie ihr Vater, sie würde ihnen fehlen, und wenn die Familie nicht einmal zu Weihnachten zusammenfand, wann denn sonst? Martha hatte die Anrufe ignoriert. Und dieses Jahr würde sie es ebenso halten. Sie schaute wieder auf den Bildschirm, in der Hoffnung, dass Glenda den Wink verstand. Von welcher Zeitarbeitsagentur stammte sie? Idiotenpersonal?
    »Ihre Mutter hat mir etwas ausgerichtet.«
    Martha wandte sich nicht um.
    »Eine ziemlich lange Nachricht. Ich habe in Steno mitgeschrieben. Ich kann sie Ihnen vorlesen oder abtippen, was Ihnen lieber ist.«
    Martha fuhr herum, mit Killerblick. »Glenda …«
    »Ja, ich weiß, Sie nehmen keine persönlichen Anrufe entgegen. Genau betrachtet, haben auch nicht Sie diesen Anruf entgegengenommen, sondern ich, und jetzt würde ich die Nachricht gern weitergeben, um mein Gewissen zu erleichtern.«
    Eine Weile starrten sie einander an, dann seufzte Martha. »Also los.«
    Glenda hüstelte kurz, dann las sie von ihrem Zettel ab: »›Martha, bitte. Wie viele Jahre soll das noch so gehen? Ich könnte lügen und behaupten, dass dein Vater krank ist, dass wir uns um sein Sterbebett versammelt haben und du dringend nach Hause kommen musst, aber so wie ich dich kenne, würdest du, bevor du fährst, erst mal seinen Arzt anrufen und das überprüfen, und dann würde meine Lüge auffliegen. Also will ich dir die Wahrheit sagen. Das war ein lächerlicher Streit zwischen zwei lächerlich sturen Menschen, die sich viel ähnlicher sind, als ihnen bewusst ist, doch eure Sturheit hat schon zwei Weihnachtsfeste ruiniert. Dein Bruder vermisst dich, deine Schwester vermisst dich, deine Neffen und Nichten vermissen dich. Auch dein Vater vermisst dich, auch wenn er es nicht zugeben will. Und ich vermisse dich mehr als alle anderen. Bitte, Martha, komm Weihnachten nach Hause. Ich decke den Tisch für dich mit. Und wenn dir das mit dem Essen zu viel ist, dann bleib auf einen Drink. Aber bitte, komm nach Hause.‹« Glenda hatte die Rede auf ziemlich melodramatische Weise vorgetragen. Sie lächelte Martha an. »Ich war in einer Laienschauspieltruppe.«
    »Das mit den Laien merkt man.«
    Glenda reagierte nicht. »Und was soll ich Ihrer Mutter ausrichten?«
    »Nichts.«
    »Nichts?«
    Martha platzte der Kragen. Sie stand auf. »Glenda, wie kann ich mich Ihnen gegenüber verständlich machen? Ich wollte diese Nachricht überhaupt nicht hören, und ich wollte sie erst recht nicht von Ihnen vorgetragen sehen. Außerdem spricht meine Mutter völlig anders.«
    »Da haben Sie recht. Sie hat eine ausgesprochen angenehme Stimme. Ich hätte das nicht so darstellen dürfen, aber dieses Thema, eine zerrissene Familie, zwei Sturköpfe, der ewige, uralte Konflikt zwischen den Generationen … Mich hat wohl das Dramatische angesprochen …«
    »Glenda, Sie erlauben?«
    »Was soll ich ausrichten?«
    »Nichts!« Martha schrie fast.
    Glenda zeigte sich gänzlich ungerührt. »Das kann ich nicht.«
    »Verzeihung?«
    »Ich habe Ihrer Mutter versprochen zurückzurufen. Und ich halte meine Versprechen.«
    »Glenda, ich glaube, wir sollten unsere Zusammenarbeit an diesem Punkt beenden. Ich werde

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