Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frauen von Clare Valley

Die Frauen von Clare Valley

Titel: Die Frauen von Clare Valley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
Vom Netzwerk:
empfindlich reagiert, ist ihr nicht zu helfen.«
    Bei Bett lagen die Dinge kaum besser. Sie hatte mit gekünstelt fröhlicher Stimme gesprochen, wie immer, wenn sie kurz vor einem Tränenausbruch stand. Und sich nur in Satzschnipseln geäußert. Wie läuft es mit den Zwillingen?, hatte Lola wissen wollen.
    »Super! Großartig!«
    »Und mit Daniel?«
    »Großartig!«
    »Hattet ihr schon Gelegenheit, miteinander zu reden?«
    »Jeden Abend. Es ist alles großartig!«
    Carrie und Bett litten beide, das war Lola klar. Sie hielten zu deutlich Abstand, nicht nur zu ihr, sondern auch zueinander. Es war traurig. Was war nötig, damit sie wieder miteinander sprachen? Sollte sie beide in ein Zimmer sperren und erst wieder herauslassen, wenn sie sich vertrugen?
    Aber ja! Die Lösung war so offensichtlich, sie hätte ihr längst einfallen müssen! Alles eine Frage der Logik. Wenn Situation und Problem erst einmal identifiziert waren, konnte sich die Lösung langsam abzeichnen. Problem eins: Carrie und Bett brauchten ein gemeinsames Projekt. Problem zwei: Die Weihnachtspakete mussten gepackt werden. Die Lösung für beide Probleme? Carrie und Bett packten die Pakete gemeinsam! Was stünde dem im Weg? Nur eines. Die Kinder. Die fünf Kinder. Die fünf anstrengenden Kinder.
    Die Lösung hier? Ein Team erfahrener Babysitter.
    Lola griff nach ihrem Handy.
    Zwanzig Minuten später war alles organisiert. Ihre Freundinnen hatten sich sofort einverstanden erklärt. »Viele Hände, schnelles Ende.« »Je mehr, je besser.« »Die sind fünf, wir sind fünf. Das ist ein fairer Kampf.« Zehn Minuten und zwei Bettelanrufe später, dann waren auch ihre Enkelinnen einverstanden.
    Am nächsten Morgen, noch bevor die Sonne mit aller Macht vom Himmel schien, nahm der Plan bereits Gestalt an. Und so hatten sie sich alle – Lola, Patricia, Margaret, Joan und Kay – in Betts Wohnzimmer versammelt und passten nicht nur auf Zachary und Yvette, sondern auch auf Carries Trio auf. Das Ganze wirkte, so fand Lola, wie ein soziales Experiment – wie eine Kinderkrippe mit angeschlossenem Altersheim. Diese Beobachtung behielt sie allerdings für sich. Kay war recht empfindlich, was das Thema Alter anging.
    Und inzwischen packten Bett und Carrie hoffentlich, falls sich alles den Vorgaben entsprechend entwickelte, zehn Kilometer entfernt im Veranstaltungsraum des Motels die ersten von mindestens zweihundert Weihnachtspaketen, redeten, lachten und kamen sich mit jeder Minute wieder näher …
    So zumindest hatte Lola es sich vorgestellt. Sie konnte nur hoffen, dass es im Motel besser lief als im Babysitterland. Als Zachary wieder laut kreischte, hielt sie sich die Ohren zu.
    »Was haben die modernen Babys denn?«, fragte Margaret und wiegte den jammernden George in den Armen. »Meine waren nie so laut, da bin ich sicher.«
    »Oder so athletisch. Womit füttert Bett die Zwillinge? Mit Gelee Royal?«, fragte Kay, die versuchte, Yvette die Windel zu wechseln, und mit wild zappelnden Beinen kämpfte. Zehn Minuten später entging sie nur knapp der Dusche mit einer anderen Flüssigkeit als Wasser, bei dem Versuch, Zacharys Windel zu erneuern. »Jetzt weiß ich, warum ich nur eine Tochter hatte.«
    Lola schaute auf die Uhr. Sie spielten erst seit einer Viertelstunde Babysitter für fünf Kinder. Blieben nur noch sechs Stunden und fünfundvierzig Minuten.
    Sie stand stöhnend auf. »Will irgendjemand Tee?«
    »Das ist doch Arbeit für ein Dutzend Leute und nicht für zwei«, nörgelte Carrie, als sie sich umsah. »Das ist ja der reinste Supermarkt. Wie bitte sollen wir das an einem einzigen Tag bewältigen? Bei Lola hat es geklungen, als müssten wir ein wenig packen, nicht ein ganzes Warenlager ausräumen.«
    »Je eher wir beginnen, umso eher ist es vorbei«, sagte Bett. Sie spürte, dass Carrie sie hinter ihrem Rücken nachäffte, beherrschte sich aber, drehte sich nicht um und brüllte ihre Schwester auch nicht an. Die Stimmung war schon schlecht genug. Sie wollte sich bemühen, wenigstens die erste Stunde ohne Streit zu überstehen.
    Bett war klar, was ihre Großmutter im Schilde führte. Vornehme Zurückhaltung war noch nie Lolas Stärke gewesen. Lola dachte offensichtlich, dass ein Tag des gemeinsamen Paketepackens eine ähnliche Wirkung wie seinerzeit das Musical hätte. Wunschdenken. Bett richtete sich innerlich schon auf den nächsten Vortrag zum Thema Kindererziehung ein. Ihr war Carries Miene nicht entgangen, als sie am Morgen ihre eigenen Kinder gebracht

Weitere Kostenlose Bücher