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Die Frauen von Savannah

Die Frauen von Savannah

Titel: Die Frauen von Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Hoffman
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breiten, gepflasterten Straßen hinweg an den Händen halten, und auf gepflegten, sonnengesprenkelten Rasenflächen standen stolze, große, alte Häuser. Wie ein neugieriger Hund steckte ich den Kopf aus dem Fenster und atmete tief ein. Die Luft war warm und duftete nach frisch gemähtem Gras.
    Tante Tootie bremste ab und bog in eine schattige Straße mit dem Namen West Gaston ein. »So, da wären wir«, sagte sie und hielt am Straßenrand. »Herzlich willkommen in deinem neuen Zuhause, Liebes.«
    Sie deutete auf ein Haus mit üppigem Garten und einem Eisenzaun, der aussah wie unzählige Meter schwarzer Spitze. Das Haus war verputzt und in der Farbe von Limonade gestrichen, drei Stockwerke hoch und hatte lauter Bogenfenster. Eine breite Steintreppe führte hoch hinauf zu einer zweiflügligen Eingangstür.
    »Wir lassen den Wagen hier stehen. Erst mal packen wir den Kofferraum aus, und dann fahre ich ihn hinters Haus in die Garage.« Sie nahm ihre Handtasche, und wir stiegen aus. Während sie die Treppe hinaufging, blieb ich etwas zurück und verdrehte den Hals, um alles in mich aufzunehmen. Ich hatte das Gefühl, eine unsichtbare Hand hätte mich in ein riesiges Katapult gelegt, es gespannt und losgelassen. Ich wurde in eine vollkommen neue Welt geschossen und hatte nicht die kleinste Möglichkeit gehabt, mich darauf vorzubereiten.
    Der Eingangsflur, den Tante Tootie Foi-jee nannte, war schon ein richtiges Zimmer. Ein Alabasterleuchter warf mildes Licht an die pfirsichfarbenen Wände. Die Decke schwebte irgendwo hoch oben und war mit kunstvollen Zierleisten versehen, und links lag eine breite Treppe, in deren Mitte ein geblümter Läufer verlief.
    Meine Tante zwitscherte wie ein Spatz, während sie von einem Zimmer ins nächste flatterte. »Das ist jetzt dein Zuhause, Schätzchen, und du sollst wissen, wo alles ist, damit du dich auch zu Hause fühlst. Du ahnst nicht, wie sehr ich dieses alte Haus liebe. Es wurde 1874 gebaut. Dank General Sherman ist Savannah vom Bürgerkrieg ziemlich verschont geblieben …«
    Ich versuchte, ihr zuzuhören, aber ihre Stimme versickerte in den dicken Polstern und üppig gemusterten Teppichen. Jedes einzelne Zimmer war wunderschön, und überall standen Vasen mit den unterschiedlichsten frischen Blumen.
    »Oh, guck mal, was Oletta gemacht hat«, sagte Tante Tootie und blieb stehen, um an einer Vase voller gelber Rosen zu riechen. »Sind die nicht hübsch? Oletta war im Garten und hat Blumen geschnitten, während ich weg war. Sie weiß, dass ich gerne das Haus voller Blumen habe, wenn ich heimkomme. Dann bin ich glücklich.«
    Ich betrachtete eine alte Standuhr und berührte die abgeschrägte Kante der Glastür. »Wer ist denn Oletta?«
    »Sie macht mir den Haushalt, und sie ist die beste Köchin, die mir je begegnet ist. Wart’s nur ab – du glaubst, du bist im Himmel, wenn du ihre Schokoladencremetorte probierst.«
    »Aber wenn du allein lebst, warum brauchst du dann eine Köchin?«
    Tante Tootie zog ihre Handschuhe aus und ließ sie auf die Marmorplatte einer Kommode fallen. »Oletta ist schon seit vielen Jahren bei mir. Taylor hat gutes Essen einfach geliebt – Essen war eine der größten Freuden seines Lebens. Da haben wir Oletta gebraucht. Als Taylor starb, habe ich sie behalten. Sie ist so was wie meine Familie. Ich weiß wirklich nicht, was ich ohne sie täte.«
    Als wir die Treppe in den ersten Stock hinaufstiegen, hatte ich schon ganz weiche Knie von all den Eindrücken. Zwei blauweiße Vasen, so groß wie ich und mit Blumen in der Größe von Basketbällen gefüllt, flankierten den Korridor am oberen Ende der Treppe. Ich war fast berauscht von ihrem Duft, als wir den Gang entlanggingen.
    »Hier oben sind vier Gästezimmer. Dieses hier geht nach vorne raus«, sagte sie, trat in ein Zimmer und drehte das Licht an. Das Bett hatte vier geschnitzte Pfosten und war so hoch, dass ein paar kleine Holzstufen hinaufführten. Lange elfenbeinfarbene Vorhänge mit üppigen Stickereien waren mit riesigen grünen Quasten zusammengebunden. Zwischen den beiden Fenstern stand eine große Kommode.
    »Du kannst dieses Zimmer haben, wenn du es willst, Cecelia, aber wir gucken uns erst noch die anderen an. Dann kannst du dir eins aussuchen.«
    Die anderen waren ziemlich genauso wie das erste – groß und toll – und alle mit einem eigenen Badezimmer mit schimmernden weißen Badewannen auf goldenen Füßen, die aussahen wie die Klauen riesiger Vögel.
    Meine Tante plapperte auf unserem

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