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Die Frauen von Savannah

Die Frauen von Savannah

Titel: Die Frauen von Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Hoffman
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Tootie sagte, sie müsse noch ein paar Tage länger wegbleiben als geplant, versicherte mir aber schnell, dass Oletta gerne noch so lange bei mir im Haus blieb, bis sie zurückkam.
    Als unser Gespräch zu Ende war, machte Oletta Omelettes, und ich deckte den Tisch auf der Veranda. Die Uhr über dem Herd zeigte zwanzig vor neun, und die Schwüle drückte schon durch die Bäume. Oletta stellte unsere Teller auf den Tisch und ließ sich auf einem Stuhl nieder. Sie sprach ein Dankgebet, schaute zum Himmel hinauf und schüttelte den Kopf. »Der Wetterfrosch im Radio hat gesagt, heute wird’s zweiunddreißig Grad. Ich hasse Busfahren, wenn’s so warm ist.«
    »Busfahren?«
    »M-hm. Ich besuch jeden zweiten Samstag meine Tante Sapphire. Sobald ich Zuckerguss auf den Brownies von gestern Abend hab, mach ich mich fertig und nehm den Bus um zwanzig nach zehn. Aber keine Sorge, Nadine kommt her und bleibt bei dir, bis ich wieder da bin.«
    Ich legte meine Gabel hin und sah sie an. »Kann ich nicht mitfahren?«
    »Nein, Kind. Ist ein langer Weg, und es würde dir da auch nicht gefallen. Da gibt’s nur einen Haufen alte Leute, die drauf warten, dass der Herr sie heimholt. Da hast du’s hier besser. Nadine sagt, sie nimmt Karten mit und bringt dir Rommé bei. Spielt sie gerne. Aber pass bloß auf«, kicherte sie, »Nadine schummelt.«
    Ich lehnte mich auf dem Stuhl zurück. »Nimm mich bitte mit.«
    »Bist du sicher, dass du nicht hierbleiben willst und lernen, wie man Karten spielt? Nadine hat gesagt, sie bringt auch ihre Schmuckbastelkiste mit. Sie will dir ’ne Kette machen.«
    »Ich möchte wirklich mit dir mitfahren, Oletta.«
    Sie schwieg einen Augenblick und betrachtete mich nachdenklich. »Kind, ich hab nachgedacht. Ich weiß, du hast Angst wegen dem Mann. Hat mir auch Angst gemacht. Ich glaub, am besten setzen wir uns mit Miz Tootie zusammen hin, wenn sie wieder da ist, und erzählen ihr …«
    »Nein, Oletta.« Die Wucht meiner Worte erschreckte mich selbst. Ich glaube, Oletta auch. »Ich will nicht mit, weil ich Angst habe, sondern weil ich bei dir sein will. Das ist alles.«
    Sie sah auf ihren Teller und sagte nichts mehr dazu. Wir beendeten unser Frühstück, und nachdem wir gespült hatten, trocknete sie sich die Hände ab und sah mich an. »Eins sag ich dir, das wird heiß im Bus. Wenn du mitwillst, ziehst du dir besser das leichteste Kleidchen an, das du hast.«
    Ich grinste. »Danke, Oletta. Mach ich sofort.« Ich ging in mein Zimmer, und Oletta rief Nadine an, um ihr abzusagen.
    Was die Busfahrt anging, hatte Oletta recht gehabt. Sie war so lang und so heiß, dass die Brownies, die sie in einem Plastikbehälter hatte, zu einem matschigen, süß duftenden Klumpen zusammenschmolzen. »Da braucht Sapphire ja ’n Löffel, wenn sie die essen will«, sagte Oletta kopfschüttelnd.
    Irgendwann hielt der Bus schließlich an und ließ uns am Straßenrand in einer Qualmwolke stehen. Wir wedelten sie weg, und ich konnte eine lange, gekieste Einfahrt erkennen, daneben steckte ein Holzschild im Boden: Green Hills Home . Es waren aber gar keine Hügel zu sehen, und das Einzige, was auch nur annähernd grün war, war eine dürre Kiefer in der Ferne.
    »Na denn«, sagte Oletta und hängte sich die Handtasche über die Schulter, »sehn wir mal, wie es Sapphire so geht.«
    Wir marschierten die Einfahrt entlang über Kiesel so groß wie Süßkartoffeln. Die Sonne gleißte vom Himmel, auf der Suche nach einem Grashalm, den sie noch nicht verbrannt hatte, einer Blume, die noch nicht verdorrt war. Eine einzelne Krähe flog hoch über unseren Köpfen, ihr Schatten huschte über die ausgedörrte Erde wie ein längst verwehter Traum. Wir folgten dem Weg um einen ausgetrockneten Teich herum und kamen zu einem zweistöckigen Backsteingebäude. Oletta erzählte, es sei einmal eine schicke Villa gewesen, umringt von Pecanbäumen. Die Farm eines Gentlemans, sagte sie. Aber das war lange her, und jetzt war es ein Altersheim.
    Auf der langen, heruntergekommenen Veranda saßen einige Leute. Ein spindeldürrer alter Mann schlurfte auf uns zu, als wir die Treppe hinaufstiegen. Er sah Oletta mit großen, hoffnungsvollen Augen an. »Mabel, ich hab schon den ganzen Tag auf dich gewartet.«
    Oletta tätschelte ihm die Schulter. »Wie geht’s, Mr Higgins? Kennen Sie mich noch? Ich bin Oletta. Sie wissen schon, Sapphires Verwandte.«
    Sein Gesicht brach zu einem Haufen Trauerfalten zusammen, und er wandte sich um und wimmerte: »Du bist so gemein,

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