Die Frauen
Stutz - quetschen, zur Farm der Dunleavys fahren und mit ihnen abrechnen würden. »Wir peitschen ihn aus«, brüllte Wes, während wir in den Hof hinausstürmten und er, Herbert, Edgar und ich uns in die Sitze warfen, dieweil die anderen die Fäuste schwangen und ein lautes Komantschengeheul anstimmten. Ich jagte den Motor hoch und raste den dunklen Hügel hinab, das Geschrei in den Ohren.
Auf unser donnerndes Klopfen kam Mrs. Dunleavy an die Tür. Sie trug ein Hauskleid mit einer Schürze darüber. Ihr Haar hatte sich gelöst und in einen Wirrwarr aus Haarnadeln und herunterhängenden Strähnen verwandelt. Es hatte die Farbe von Scheunenhofdreck, wie ich jetzt erst bemerkte. Ihr Mund begann zu arbeiten, doch sie war zu verblüfft, um etwas zu sagen.
»Holen Sie Ihren Mann«, sagte Wes, und seine Stimme hatte einen hässlichen Unterton.
»Und Ihren Sohn. Ihren Sohn auch«, warf Herbert ein. Er stand direkt hinter mir, schmächtig und blass wie ein Kind, und hinter ihm wiederum stand Edgar, der sich mit einer geflochtenen Lederpeitsche auf den Schenkel klopfte. Wir waren zu viert. Wir gingen völlig in dem Augenblick auf. Wir dachten nur an Rache.
Ich sah, wie sich in Mrs. Dunleavys Augen langsames Begreifen abzeichnete, begleitet von Angst und Hass. Hinter ihr erschienen wie Statisten die beiden Jungen, die ich vor
ziemlich genau einem Jahr gesehen hatte, als ich mich, ein junger Mann mit städtischen Neigungen, in der Wildnis des Ackerlands von Wisconsin verirrt hatte, und ihr wachsamer schnauzbärtiger Hund, aus dessen Kehle ein tiefes, warnendes Knurren aufstieg. Ich war nicht mehr zu bremsen, hatte die Grenzen der Normalität, des zivilisierten Verhaltens längst überschritten. Ich spuckte auf den Boden zwischen ihre in Hausschuhen steckenden Füße. »Er hat den Meister angegriffen«, zischte ich, und es war, als spräche ich eine Rolle in einem Theaterstück, »und dafür wird er jetzt bezahlen.«
Ich weiß nicht, ob Farmer Dunleavy oder sein rosiger Sohn an diesem Abend zu Hause waren (wobei es keinen Grund gibt, das Gegenteil anzunehmen - es war ja nun nicht gerade so, als hätte es im ländlichen Wisconsin ein Überangebot an kulturellen Veranstaltungen gegeben, und selbst wenn, hätten diese ignoranten, halbzivilisierten Bauerntölpel sie ganz gewiss nicht wahrgenommen), jedenfalls schlug Mrs. Dunleavy uns mit einer Abruptheit und Schnelligkeit, die uns alle verblüffte, die Tür vor der Nase zu und schob mit lautem Knall den Riegel vor. Und dann marschierte sie offenbar geradewegs zum Telefon und rief den Sheriff an. Wir standen in dem schwachen, gelblichen Schein der Verandalampe (bis sie plötzlich von innen ausgeschaltet wurde), begannen insgeheim an unserem überstürzten Vorgehen zu zweifeln und überlegten, was wir als nächstes tun sollten, und sei es auch nur, um voreinander das Gesicht zu wahren. Wes schaute mich an. Ich schaute Herbert an. Herbert schaute Edgar an.
Dann wandte Wes sich wieder zur Tür und begann, den Schmiedehammer seiner Faust auf die rissigen Kiefernholzbretter niedersausen zu lassen. »Ich weiß, dass Sie dadrin sind, Sie Feigling!« schrie er und untermalte seine Aufforderung mit einem Schwall von Drohungen und Bezichtigungen. »Kommen Sie raus! Seien Sie ein Mann und stellen Sie sich!« Langsam wurde mir das Ganze peinlich.
Einige Zeit verstrich - sicher eine Viertelstunde oder mehr -, während wir auf der Veranda herumstanden, Verwünschungen murmelten und den anderen zuliebe gedämpfte Empörungschreie ausstießen. Aus dem Haus drang nicht das geringste Geräusch, bis auf das gelegentliche ferne Belfern des Hundes. Ich weiß nicht mehr, wer von uns nach dem Stein griff und das Fenster einschlug, doch das Geräusch des splitternden Glases wirkte wie ein Alarmsignal auf uns, und wir stürzten alle zugleich zum Auto.
Dummerweise erwartete uns der Sheriff kurz hinter der Abzweigung vom State Highway 23 nach Taliesin. Wir wurden alle wegen tätlicher Bedrohung festgenommen und in Handschellen ins Bezirksgefängnis verbracht. Der Bearcat wurde beschlagnahmt. Und wir saßen zwei Tage dort, eingesperrt wie gemeine Verbrecher, ehe unser Fall vor Gericht verhandelt wurde, wo wir uns schuldig bekennen und eine Geldstrafe von je 50 Dollar berappen durften.
Mein Vater, Gott hab ihn selig, erfuhr nie davon. Aber Wrieto-San natürlich schon. Und er verklagte daraufhin Farmer Dunleavy und erschien in seiner ganzen Pracht und Herrlichkeit vor Gericht, plusterte sich hinter
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