Die Frequenz: Thriller (German Edition)
vorbeizogen. Alle paar Augenblicke tippte er einen Befehl ein, starrte auf das Ergebnis und tippte etwas Neues. Dicke Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Wilson hatte ihn noch nie so gestresst gesehen.
»Wie läuft die Entschlüsselung?«, flüsterte Wilson.
Als letzte Zuflucht benutzte Author Data-Tran, um die Algorithmen von der Kupferrolle anzuwenden. Die Entschlüsselung hatte sich als viel schwieriger erwiesen als erwartet. Und Data-Tran war zwar nicht so sicher, wie sie es gern gehabt hätten, doch sie waren auf seine Verarbeitungsleistung angewiesen.
»Ich brauche mehr Zeit!«, flüsterte Author nervös. »Das ist so verwirrend!«
Wilson hatte Herzklopfen. Da er nicht wusste, warum Visblat die Öffnung des zweiten Portals hatte verhindern wollen, tappte er im Dunkeln. Diese Information war die wichtigste. »Tun Sie Ihr Bestes, Professor«, sagte Wilson und versuchte, beruhigend zu klingen, doch er konnte seine eigene Aufregung kaum noch unterdrücken.
Die Tür von GM s Büro schwang auf, und der alte Mann legte einen königlichen Auftritt hin. Er trug einen schwarzen Anzug mit weißer Krawatte. Die blonde Amazone Cynthia schritt an seiner linken Seite, eine schöne Brünette an seiner rechten. Sie bildeten ein eindrucksvolles Trio – zwei äußerst gesunde, junge Frauen, die einen äußerst alten Mann hereingeleiteten. Sie brachten GM zu seinem Sessel, und ohne ein Wort nahm er am Kopf des Tisches Platz. Seine Eskorte zog sich still zurück und schloss die Bürotür hinter sich.
GM blickte auf seine Uhr; dann schaute er düster in die Runde. »Das ist kein guter Start.« Er beugte sich drohend vor. »Mr. Dowling, ich schätze es nicht, wenn man mich warten lässt. Sie haben es nur meiner Neugier zu verdanken, dass ich diese Sitzung überhaupt noch stattfinden lasse.« Er stellte seinen Stock zwischen die Knie und gab das Zeichen anzufangen.
Die Verärgerung des alten Mannes war ein notwendiges Risiko gewesen. An diesem Tag sollte es für niemanden angenehm werden. Wilson musterte die Teammitglieder in ihren geschniegelten Laborkitteln. Dann fiel sein Blick auf Jasper in seinem grauen, teuren italienischen Anzug, an dem eine rote Krawatte und eine rote Nelke prangten. Interessanterweise war es das erste Mal, dass Wilson die beiden Tredwells unterschiedlich gekleidet sah.
»Es ist wirklich schade, dass Barton nicht hier sein kann, um das mitzuerleben«, meinte Wilson.
Er beobachtete reihum die Gesichter. Nichts.
»Wir alle haben Ihr Rundschreiben gelesen, Mr. Dowling«, sagte Jasper. »Sie haben außergewöhnliche Behauptungen aufgestellt. Ich hoffe sehr, Sie können sie belegen.«
GM bedeutete Jasper zu schweigen. »Fahren Sie fort, Mr. Dowling.«
Wilson trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte; dann sprach er die Versammlung an. »Sie fragen sich wahrscheinlich alle, warum dieses Treffen anberaumt wurde. Die Antwort ist einfach: Es geht darum, Bartons Mörder zu finden.«
»Um diese Frage zu klären, wurde eine Ermittlung angestrengt«, erklärte GM tonlos. »Mit dem Ergebnis, dass er einen Unfall hatte.«
»Ich werde beweisen, dass Barton ermordet wurde«, sagte Wilson selbstbewusst. »Überdies werde ich aufdecken, wer für seinen Tod verantwortlich ist.« Er wechselte mit jedem einen Blick. »Und diese Person ist hier anwesend.« Gemurmel setzte ein. »So ist es!«, versicherte Wilson. »Der Drahtzieher des Mordes befindet sich in diesem Raum!«
GM verschaffte sich Gehör. »Ich bitte mir Ruhe aus!« Das Gemurmel verstummte rasch. »Mr. Dowling hat das Wort, bis diese Situation zu meiner vollen Zufriedenheit gelöst ist. Aber ich warne Sie, Mr. Dowling. Ich bin jetzt schon schlechter Laune. Ihre Zeit ist kurz und meine Geduld dürftig. Wenn Sie sich mit allem geirrt haben, werden Sie und Ihr seltsamer Freund es sein, die in Schwierigkeiten stecken.«
Author tauchte aus seiner Konzentration auf. »Welcher seltsame Freund?«
GM klopfte mit seinem Stock auf den Boden. »Fahren Sie fort, Mr. Dowling!«
Author, der schon mehr als genug unter Druck stand, wandte sich wieder seiner kleinen Tastatur zu, auf der er hektisch tippte – er hatte keine Zeit, eingeschnappt zu sein.
»Barton war der Beste«, begann Wilson, um Zeit zu schinden. »Er war selbstlos, ein großer, unorthodoxer Denker und gab sein Wissen großzügig weiter. Ohne ihn ist die Welt viel ärmer geworden. In gewisser Weise schulden wir alle ihm Dank. Umso mehr ist es unsere Pflicht, die Situation ernst zu nehmen.«
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