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Die Freundin meines Sohnes

Die Freundin meines Sohnes

Titel: Die Freundin meines Sohnes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Grodstein
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City Opera eine modernistische Inszenierung von La Bohème an: Elaine stupste mich in die Seite, in der Hand das Programmheft. Ihr Fingernagel zeigte auf der letzten Seite auf eine Zeile in winziger Schrift. Die Sterns gehörten zum Förderkreis, einhunderttausend Dollar plus. Und als wir im Round Hill Medical Center eine neue Eingangshalle brauchten und nach einem namentlich genannten Sponsor suchten, sorgte Joe in aller Stille dafür, dass das Gebäude von hippen Architekten aus Manhattan gebaut und nach seinem verstorbenen Vater benannt wurde.
    »Ich glaub, draußen auf der Veranda gibt’s Scotch«, sagte ich. »Den hat Joe für seine liebsten Gefährten gebunkert. Soll ich dir einen holen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Im Gegensatz zu anderen kann ich nachmittags noch keinen Scotch trinken.«
    »Das ist doch ein Witz, oder?«
    »Nein, wirklich, Pete.« Sie zwinkerte mir zu. »Die Zeiten sind lange vorbei.«
    »Lange vorbei«, sagte auch Elaine. Es klang wehmütig. Feuchtfröhlich allem trotzend im Winter haschischbenebelt die Route 80 nach Westen, so war das. Iris saß in Statistik neben mir. Sie trug kurze Röcke, riesige Ohrringe, Go-go-Stiefel und sogar im tiefsten Winter weit ausgeschnitteneBauernblusen. Sie stammte aus Allentown, wo ihre Eltern eine schlecht laufende Metzgerei hatten. Sie und ich konnten nur dank unserer Stipendien studieren. Iris brachte mich zu meiner Lehrveranstaltung in organischer Chemie und mahnte mich, an die Zukunft zu denken.
    »Sieh zu, dass du gut abschneidest, Pete. Wehrdienstbefreiungen für Medizinstudenten werden immer seltener.«
    »Das hab ich auch gehört«, sagte ich, und das stimmte: Kommilitonen gingen deshalb zum Medizinstudium nach Mexiko, Belgien, New South Wales. »Aber es wird niemand mehr einberufen.«
    »Es wird niemand mehr einberufen?«, sagte sie lachend. »Sei nicht dumm. Bloß Dumme glauben Nixon auch nur ein Wort von dem, was er sagt.«
    »Mich schickt niemand nach Vietnam, auf keinen Fall«, sagte ich. »Ich werde das verhindern.« Ich wusste nicht mal, was Nixon zu dem Thema gesagt hatte. Ich war bloß sicher, dass ich Iris Berg mit allen Fasern meines Leibes liebte.
    »Du bist dumm«, sagte sie. Und das stimmte auch.
    Draußen auf der Veranda klopfte Stu Hardy an die Fensterscheibe. Vom Winter und vom Alkohol und von der Vorfreude auf seinen Koiteich hatte er ganz rote Bäckchen. Iris drehte sich herum und klopfte von innen.
    »So eine verfluchte Säuferbande. Ich bin zu alt für so was. Könnt ihr mir mal sagen, warum wir das jedes Jahr machen?«
    »Dein Mann spielt gern den Weihnachtsmann«, sagte ich.
    »Den Weihnachtsmann«, sagte sie seufzend. »Klar. Mein Mann, Kris Kringle.« Iris sprach oft so über ihren Mann, halb fasziniert, halb verärgert oder mit demonstrativer Toleranz. Sie und Joe waren vier Jahre länger verheiratet als Elaine und ich, hatten vier Kinder, sich ein Leben in (großem) Wohlstand aufgebaut und neben dem üblichen einen besonderen Kummer durchgemacht, und trotzdem klang es bei Iris oft nochso, als wäre Joe der kleine Bruder, den sie mitschleppte. Nachdem ich die beiden an der Pitt miteinander bekanntgemacht hatte, schüttelte Iris oft den Kopf über mich und fragte, wieso ich nichts unternommen hatte, als sie sich »dazu« hatte überreden lassen – »dazu« war die langjährige Liebesbeziehung mit Joe Stern.
    »Das solltest du ihn fragen«, sagte ich dann, weil mir immer der Mut fehlte zu sagen: »Tja, Iris, mich wolltest du ja nicht.«
    »Und, benehmen die sich da draußen?« fragte sie mich und hob lässig den Arm über den Kopf. »Oder muss ich rausgehen und die Sache in die Hand nehmen?«
    »Du brauchst keinen Finger zu rühren«, sagte ich und tätschelte ihr das schmale Knie. »Ach, übrigens, ich hab Neals Freundin kennengelernt. Er scheint schwer verliebt zu sein.«
    »Amy?« Iris lächelte. »Sie ist zum Schreien, oder? Direkt von Kowloon nach Cambridge, ihr Vater ist angeblich ein hohes Tier in der kommunistischen Partei. Ihre Mutter ist in Singapur aufgewachsen. Sie verachtet Amerika, versucht aber zu jeder Gelegenheit, Pauline in die Mall mitzuschleppen.«
    »Sie gibt bestimmt gerne den Ton an.«
    »O ja, die hat die Hosen an.« Iris griente. »Sie springt mit meinem Sohn um wie ein Vorarbeiter. So katzbuckelnd hab ich Neal noch nie erlebt, noch nicht mal, als er seine Lehrer herumkriegen wollte, ihm eine Empfehlung fürs College zu schreiben. Ehrlich gesagt finde ich das sehr lustig.«
    »Ich wusste nicht

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