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Die Freundin meines Sohnes

Die Freundin meines Sohnes

Titel: Die Freundin meines Sohnes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Grodstein
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und Phil hinten. Wir gingen auf die Suche nach Grundstücken in White Plains oder sogar in Chappaqua oder Yorktown. »Was meint ihr, Jungs?«, fragte mein Vater und bremste vor einem Zu-verkaufen-Schild, einem glänzenden neuen Ranchhaus mit Garage und Hornstrauch, der vorne vor dem Haus bis auf den Rasen herabhing. »Gute Schulen, eine sichere Gegend, niedrige Steuern.« Zärtlichkeit lag in seiner Stimme.
    Manchmal hielt mein Vater auf der anderen Straßenseite an – ließ den Motor laufen –, und wir stellten es uns alle vor: die Fahrräder in der Einfahrt, jeder von uns ein eigenes Zimmer. Wir hatten es im Fernsehen gesehen, wir wussten, wie es sein sollte. Wir kurbelten die Fenster herunter und schauten. Brettspiele, ordentlich im Regal über meinem Schreibtisch gestapelt, Davy-Crockett-Tapete, Meisterschaftswimpel der Highschool-Mannschaft. Und wenn wir dann wieder blinzelnd in der Wirklichkeit ankamen, war uns klar, dass wir Yonkers niemals für grünere Weiden verlassen würden. Mein Vater wendete in zwei Zügen. Wir kamen noch rechtzeitig zum Abendbrot nach Hause.
    »Woran erinnerst du dich, Joe?«
    »Erinnern, wie meinst du das?«
    »Aus deiner Kindheit. Woran denkst du dann?«
    »Ach, da war so vieles. Die Spiele der Phillies im Connie Mack, von April bis in den September.« Seine Stimme klang wehmütig. »Ocean City im Sommer. Sonntags Hamburger grillen. Mein Vater machte diese amerikanischen Sachen wirklich gern. Die Freiheitsglocke am Vierten Juli, danach das Feuerwerk.«
    »Klar.«
    »Die Baseball-Spiele fehlen mir wirklich sehr. Ich hätte mir die Zeit dafür nehmen sollen. Seit mindestens zehn Jahren habe ich kein Spiel mehr gesehen. Überhaupt keins mehr. Ich hätte mit ihm zu den Phillies gehen sollen.«
    »Quäl dich nicht.«
    »Du hast gut reden«, sagte er. »Mein Vater stirbt.«
    Ich klopfte ihm auf die Schulter, einmal. Mehr als die typische Männergeste – »versteh schon« – brachte ich nicht zustande, danach sah ich wieder hinaus auf den Highway. Unsere Väter. Mit meinem hatte ich tags zuvor gesprochen. Seit Joe das mit seinem Vater erfahren hatte, rief ich meinen jeden Tag an, und er freute sich über die Aufmerksamkeit, obwohl er sich barsch gab. Wir sprachen davon, zusammen zu einem Spiel der Nets zu gehen, ich sagte, ich würde Karten besorgen.
    Als wir vor dem Reihenhaus in der Rawle Street hielten, in dem Joe aufgewachsen war, in dem Laura als kleines Kind gelebt hatte und in dem Elaine und ich in unserer Jugend so viele keusche Wochenenden verbracht hatten, sah ich mit unerwarteter Erleichterung, dass das Haus unverändert war. Drei Geschosse dunkelroter Backstein, weiße Fensterläden, ein schimmerndes schwarzes Eisengeländer rings um die Veranda, Baumwollvorhänge hinter den Fenstern.
    »Jungs, Peter, ich bin so froh, dass ihr kommen konntet.Wie war die Fahrt? Habt ihr Hunger, ihr zwei?« Mrs. Stern eilte hin und her, um ihre Aufregung zu verbergen, fuhr uns an, nahm uns die Mäntel ab, ließ uns Platz nehmen und schrie die Treppe hinauf zu ihrem Mann, er solle herunterkommen, die Jungs seien da. Das Haus sah toll aus, Mrs. Stern jedoch schrecklich: blass und so dünn, dass ihre Schlüsselbeine scharfkantig hervortraten. Ich hatte noch die Mrs. Stern von früher vor Augen: strahlend, volle Wangen, ein europäisch-üppiger Busen und braune Locken. Jetzt war ihr Haar dünn und vollkommen grau.
    »Niels, Nissim, die Jungs sind da, dein Besuch, komm runter«, rief sie noch einmal nach oben und ging wieder in die Küche. Die Fotos von FDR und JFK hingen noch genauso an der Wand wie damals, hatten aber Nachbarn bekommen: Jimmy Carter, Ronald Reagan, Al Gore und zahllose Schnappschüsse von Stern-Enkelkindern in allen möglichen Sportkleidungen und Halloween-Kostümen.
    »Nissim! Jetzt komm runter, mach schon.«
    »Ma, ist ja gut. Ich geh gleich rauf.«
    »Er ist noch nicht tot, Joseph«, sagte Mrs. Stern und setzte sich an den Tisch. Sie war ein leidenschaftlicher Mensch, wie Joe das auch war, er und ich, das war in etwa wie Feuer und Wasser. Mrs. Stern war mit ihrem kleinen Bruder in die Staaten gekommen, als sie selbst noch ein junges Mädchen war. Vettern in Philadelphia hatten sie unterstützt und sie nach ihrer Ankunft zum Arbeiten in ihre Schuhfabrik mitgenommen. In Frankfurt, wo sie geboren worden war, hätte sie Französisch und Latein gelernt, hätte sie an der Privatschule, deren Direktor ihr Vater war, Unterricht in Mathematik und Naturwissenschaften erhalten. In

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