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Die Friesenrose

Die Friesenrose

Titel: Die Friesenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
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ohne Hoffnung gehen, denn ein Herz, das mutlos und verzweifelt ist, gibt eher auf als eines, auf das die Liebe eines Menschen wartet.“
    Immer noch war Inken nicht in der Lage, sich zu rühren. Was sollte sie nur tun? Ihm einfach ihre Liebe offenbaren? Wenn es aber nicht so war, wie Tjalda vermutete? Und Cirk gar keine Maske trug? Was war die Wahrheit?
    „So, jetzt wollen wir uns aber dem Essen zuwenden“,unterbrach Tjalda ihre Gedanken. Resolut griff sie nach dem Einkaufskorb und angelte sich den Fisch heraus.
    „Zu viel Grübeln hilft nicht dabei, die richtige Entscheidung zu treffen. Vertreib deine Sorgen, Inken, und erzähl mir lieber, wie es heute Morgen auf dem Markt war.“
    Nur schwerlich konnte Inken in die Gegenwart zurückfinden. Dann aber fiel ihr Sumi wieder ein. Und während Tjalda mit geübten Handgriffen den Fisch zubereitete, erzählte Inken ihr von der Chinesin, dem Krämerladen und vom Tee.
    „Du willst also die Emder an ihrer schwachen Stelle packen, was? Du willst sie mit gutem Tee einlullen, gefügig machen und dadurch zum Kaufen deiner Waren verführen.“ Tjalda betrachtete Inken mit zusammengekniffenen Augen. Dann legte sie ihr eine Hand auf den Arm. „Ich sehe schon, du hast in den Wochen bei mir viel gelernt. Der Krämerladen könnte ein Erfolg werden. Obwohl die Tatsache, dass zwei Frauen eine Kruiderrie betreiben, den Männern nicht schmecken wird. In Emden gibt es keine Frauen, die geschäftlich tätig sind – außer mir, versteht sich. Und du weißt, was die Männer davon halten. Die Meisten kommen nur, wenn die Not sie treibt. Was zum Glück nicht selten geschieht.“ Tjalda lachte trocken.
    „In den Augen der Männer sollten Frauen, die das Unglück ereilt, etwas Geld verdienen zu müssen, um in diesen schweren Zeiten die ihren zu unterstützen, dies auf stille frauliche Art tun. Vielleicht so wie die Witwe Büscher, die Kuchen zum Verkauf backt, oder wie die junge Frau Mansholt, die ihren kranken Mann und die Kinder mit Näharbeiten durch die Zeit bringt. Auch Zimmer vermieten oder Musikstunden geben – all das ist in den Augen der Emder redlich. Die Damen verdienen Geld, bleiben aber dabei im Haus – wie es sich für eine Frau gehört. Aber ein weibliches Wesen, das sich in die raueWelt der Männer wagt, ihnen im Geschäft gar Konkurrenz macht ...“ Sie ließ den Satz unbeantwortet und blickte Inken fest in die Augen. „Ihr werdet nur dann Erfolg haben, wenn die Frauen der Stadt auf eurer Seite sind. Und stellt es euch nicht so einfach vor, diese Damen zu gewinnen. Mit mir reden sie schon seit Jahren kaum ein Wort. Ich bin allerdings auch nicht darauf angewiesen.“
    „Du würdest uns also nicht unterstützen?“ Enttäuscht wandte Inken den Blick ab.
    „Da hast du was falsch verstanden, Inken. Ich wollte dich nur ein wenig auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Selbstverständlich werde ich euch unterstützen. Es wird mir sogar ein ganz besonderes Vergnügen sein, den Männern dieser Stadt wieder einmal zu zeigen, dass sie nicht der Nabel der Welt sind. Und die Frauen werden wir schon einfangen. Ist es nicht wie im Krieg? Wenn man um die Schwächen seiner Gegner weiß, dann müsste Siegen doch ein Leichtes sein, oder? Und wir wissen, dass bei einer Tasse guten Tees jede Ostfriesin schwach wird!“
Liebe und Schatten
    Im Dachgeschoss gab es nur einen einzigen Raum, vor dessen Tür Inken nun stand und wartete. Es war Cirks Zimmer in Tjaldas Haus. Sie hatte geklopft und leise seinen Namen gerufen, doch nichts rührte sich.
    Am späten Nachmittag hatte Tjalda bereits schon einmal nach Cirk gesehen und danach entschieden, ihn nicht zu wecken und das Fischessen auf den nächsten Tag zu verschieben.
    „Cirk schläft wie ein Toter. Nun gut, ich glaube, Schlaf istwichtiger als Nahrung. Lassen wir ihn sich bis zum Morgen ausruhen.“
    Aber Inken, die von ihren Gefühlen hin und her gerissen wurde, war unruhiger denn je. Was sollte sie nur tun? Nicht einmal heute Abend würde sie Cirk zu Gesicht bekommen. Und wenn er morgen schon wieder fortmusste? Dann ergäbe sich vielleicht gar keine Gelegenheit mehr, sich ihm zu offenbaren. Andererseits – wollte sie das denn wirklich? Und ließen sich überhaupt Worte für das finden, was sie empfand? So viele Fragen verwirrten ihr den Sinn. Und nun stand sie hier vor der Tür zu seinem Zimmer. Langsam, zögernd nur, streckte sie ihre Hand nach dem Türknauf aus.
    Vom Fenster fiel das letzte Licht des Abends auf den rotgrau gefliesten

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