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Die Frühreifen (German Edition)

Die Frühreifen (German Edition)

Titel: Die Frühreifen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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und wie war er dafür belohnt worden? Hatte er ein einziges Wort des Dankes dafür bekommen?
    Er hatte sich damit abgefunden. Im Augenblick stellte er sich vor, wie er auf den Knien zwischen Ginas Schenkeln hockte und das bebende Arschloch der Italienerin leckte, als er Evy oben auf der Treppe auftauchen sah.
    André fragte sich, wie der Junge in so einer Umgebung sein seelisches Gleichgewicht bewahren konnte. Noch war nicht alles verloren, aber er befand sich im Mittelpunkt eines heftigen Sturms, der ihn jederzeit treffen und mitreißen konnte, wenn man nicht aufpaßte.
    André Trendel hatte den Eindruck, eine gute Beziehung zu seinem Enkel zu haben. Er fand ihn nur etwas zu verschlossen, etwas zu desinteressiert an der Welt, die ihn umgab – Tendenzen, die sich leider im Laufe der Jahre nicht gebessert und durch Lisas Tod sogar noch verstärkt hatten.
    André sah zu, wie Evy die Treppe hinabging – sogar sein Gang hatte etwas Verstohlenes, Heimliches, um nicht zu sagen Undurchsichtiges, fand er – und sich dabei nach links und rechts umsah, als dringe er in einen Dschungel ein.
    André wich automatisch ein wenig zurück, um zu sehen, wie es weiterging – eine Methode, die sich als wirksam erwiesen hatte, um ein paar von Richards Verstecken ausfindig zu machen und ihn auf frischer Tat zu ertappen, obwohl er beim Haupt seiner Kinder geschworen hatte, er rühre nichts mehr an, dieser alte Drecksack.
    Na ja, also Evy ging schnurstracks auf den riesigen Kühlschrank zu und öffnete ihn.
    »Bier?« rief André hinter Evys Rücken. »Bier, mein Junge? In deinem Alter? Was ist denn nur in diesem Haus los?«
    Evy wandte sich leicht verdutzt um.
    »Glaubst du vielleicht, ich hätte deinem Vater erlaubt, Bier zu trinken, als er in deinem Alter war? Ganz gewiß nicht. In deinem Alter? Nein, ganz gewiß nicht. Wie mit den Zigaretten. Das gleiche gilt für die Zigaretten. Weißt du, nimm’s mir nicht übel, aber Untersuchungen haben gezeigt, daß dein Gehirn noch nicht genügend entwickelt ist, ich erfinde nichts, und daß du folglich noch nicht fähig bist, die richtigen Entscheidungen zu treffen, du kannst noch nicht wissen, was gut oder schlecht für dich ist. Tut mir leid, aber so ist das. Und deshalb müssen wir als Erwachsene sehr wachsam sein und euch den Weg weisen, genau wie ihr ihn später unbedingt euern Kindern weisen müßt.«
    Evy betrachtete wortlos die beiden Bierdosen, die er in der Hand hielt, und fragte sich, ob es sich um einen Witz oder eine Blödelei handele.
    »Was ist los? Gibt’s ein Problem?« fragte Richard, der im selben Augenblick auftauchte – und dessen Blick sich schon entflammte.
    Evy nutzte die Gelegenheit, um sich aus dem Staub zu machen, da er keine Lust hatte, wegen eines läppischen Biers – das im übrigen bald lauwarm sein würde, wenn er sich nicht beeilte – eins aufs Dach zu bekommen.
    Er lief die Treppe hinauf und ging in sein Zimmer zu seiner Mutter.
    Es war nicht mehr die Frau, die er ein paar Minuten zuvor zurückgelassen hatte, sondern eine Filmschauspielerin, die sich bemühte, ihre Umgebung zu hypnotisieren und unsichtbare Fühler nach allen Seiten auszustrecken. Sie lag auf seinem Bett, auf die Ellbogen gestützt, und ließ ihn auf sich zukommen, ohne den Blick von ihm abzuwenden. Darin erinnerte sie ihn an Lisa, an die Macht, die diese auf ihn ausüben konnte, wenn sie nur den Blickwinkel ein wenig änderte.
    Seine Schwester und er hatten die Sache nie wirklich ganz zu Ende geführt. Sie hatten es nie gemacht, im wörtlichen Sinne, aber sie hatten Seite an Seite in so dunklen Wassern geschwommen, daß der Unterschied mit bloßem Auge kaum zu erkennen war. Wenn Laure einen Film drehte, kam es auf jeden Fall manchmal vor, daß er in ihr nicht mehr die Mutter sah und einen Steifen bekam wie die Millionen von Idioten, die sich ihre Filme anschauten.
    Sie trug einen ziemlich kurzen Rock, hatte lange, glatte gebräunte Beine, außerdem brauchte sich Evy nicht allzusehr anzustrengen, um sich an das Telefongespräch zu erinnern, um sich in allen Einzelheiten an das Telefongespräch zu erinnern, das seine Mutter mit Judith Beverini geführt hatte, und schon spulte sich in seinem Kopf der für Minderjährige verbotene Film ab.
    Um ganz ehrlich zu sein, sah er keinen Unterschied zwischen seiner Mutter und einer Nutte – einer Nutte, deren Schönheit in seinen Augen noch erschwerend hinzukam. Dieser Typ von der MediaMax war nicht der erste gewesen. Laures Methode, Richard damit

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