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Die Frühstücksfreundin

Die Frühstücksfreundin

Titel: Die Frühstücksfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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mit Kühlschrank, Telefon auf Kunstgehäkeltem, und unter einem Stutzhimmel das sündhaft ins Zimmer ragende Bett — ein Drei-Sterne-Boudoir für verbotene Spiele. »Roßhaar!«
    Die Vermieterin tippte auf die Matratze, als könne dies den Ausschlag geben. Dabei fiel ihr der genannte Zweck ein:
    »Das Bett werde ich abschlagen lassen. Sie haben sicher lieber einen zweiten Tisch. Auch ein Regal hätte ich noch.«
    »Bitte machen Sie keine Umstände. Vielleicht bin ich mal ganz froh darum bei der Doppelarbeit.«
    Noch einmal unterstrich er die Schwierigkeit seiner Firmengründung, zeigte keine Schwäche, als sie den Preis nannte, und besiegelte seine Zusage mit Handschlag, wie in besseren Tagen.
    »Dann wünsche ich Ihnen viel Glück für Ihr risikoreiches Unternehmen. Wenn ich den Scheck habe, können Sie einziehen. Noch lieber wäre es mir in bar.« Robert versprach’s. Die Hälfte würde Sidonie übernehmen, die andere Hälfte hatte er Karl zugedacht, der ihm gegenübersaß. Karl konnte helfen, vorübergehend, und Karl mußte helfen. Helfen, ohne zu wissen.

    Mit dem Obstsalat kehrten die Damen von der Ausfahrt zurück. Sie nannten sich jetzt bei den Vornamen. Über Kuppeln und Bremsen, Schalten und Blinken, Führerschein und Gleichberechtigung waren sie automatisch auf das Thema Ehe gekommen, zu dem Christine präzise Gedanken entwickelte:
    »Für mich ist es vor allem die Ehe, die Gleichberechtigung verhindert. Bei diesem Totalverbund muß einer nachgeben. Meist eine. Selbst wenn der Mann kochen, waschen, nähen, putzen, bügeln und Kinder wickeln kann — tut er’s denn? Tut er’s nicht, hat er keinen Anspruch auf eine Frau. Eine nette Hausangestellte, die ihn mag und die er sympathisch findet, genügt völlig. Da hat er Sex und Ordnung. Letztere muß er sehr gut bezahlen, erstere nicht, so daß die Sache auch nach gängiger Moral einwandfrei ist.«
    »Und die Liebe?« fragte Karin.
    »Schicksalssache. Er ist versorgt, aber frei. Wie seine Hausangestellte.«
    »Und Kinder sind natürlich kein Grund zum Heiraten«, provozierte Franziska im Ton zwischen Ernst und Unernst. Christine nickte erwartungsgemäß. »Wer hat sie denn am Bein? Besser ein lediger Vater, der anständig zahlt, als ein legaler Pappi, der herumsitzt, die Familie fühlen läßt, daß sie ihm eine Last ist.«
    »Ich bin gern bei meinen Kindern«, sagte Robert. »Das glaube ich Ihnen sofort.« Wieder sah ihn Christine mit Wärme an. Er wollte fragen, wieso sie ihm das glaube, doch Karin kam ihm zuvor.
    »Wäre ich in Ihrem Alter, würde ich vielleicht auch so denken. Allerdings hinge das wieder vom Mann ab.«
    »Sie müssen sich vom Besitzdenken frei machen«, antwortete Christine. »Wenn ich diese Vokabeln schon höre: mein Mann, meine Kinder, meine Frau, meine Ehe.«
    »Herrlich zornige Theorie!« amüsierte sich Franziska. »Ich bin natürlich überhaupt nicht Ihrer Meinung. Es gibt nichts Schöneres und für die Kinder Besseres als das Gefühl der Zusammengehörigkeit. Dann ist die Mutter- und Hausfrauenrolle auch völlig befriedigend.«
    »Sie werden lachen, da gebe ich Ihnen recht.« Christine sagte das ernst. »Nur sind gute Ehen Raritäten. Das Gros steht einander im Weg und muffelt. Er hat die Rechte, sie die Pflichten, nach alter Väter Sitte.«
    »Einspruch!« sagte Karl. »Eine Pflicht hat er. Nachweislich.«
    Christine winkte ab.
    »Der kommt er auch nur nach, wenn sie das Geld hat.«
    »Und denkt dabei an eine andere.«
    Die Bemerkung überraschte, weil sie von Karin kam. Karl erhob sofort Einspruch.
    »In dem Punkt stehen die Frauen den Männern nicht nach.«
    Christine lächelte Robert zu.
    »Dieses Recht würde ich dem Mann lassen. Es kann die Pflichterfüllung erleichtern.«
    Jetzt lächelte Robert ihr zu:
    »Und die Ehefrau muß seiner Geliebten dankbar sein«, sagte er.
    »Das ist ja alles nicht neu«, sagte Karin, »was raten Sie uns denn, die wir schon verheiratet sind? Von der Qualität der Ehe einmal abgesehen.«
    »Da gibt es nur eines: Klare Abmachung zwischen den Partnern. Man sagt einander die Wahrheit, oder man fragt nicht danach. Und, um sich das Besitzdenken abzugewöhnen: für beide Teile pro Woche einen ehefreien Abend.«
    »Christine!« rief Karl. »Das ist zwar berufsschädigend für mich, trotzdem gebe ich dir völlig recht.«
    »Ihr duzt euch bereits?« Karin saß da, ganz Haltung.
    »Das wundert dich?« wunderte sich Karl mit gut gespielter Heiterkeit. »Zu einem Menschen mit solchen Ideen kann man doch

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