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Die Frühstücksfreundin

Die Frühstücksfreundin

Titel: Die Frühstücksfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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nicht Sie sagen. Wer Lebenshilfe bringt, wird spontan geduzt. Christine, ich heiße Karl.«
    Er trank ihr zu, küßte sie auf die Wange, und Karin tat, als sehe sie es nicht. Franziska half überbrücken. »Die Idee sollte man wirklich zu Ende diskutieren. Ich glaube, Sie haben einen Fehler in Ihrer Rechnung. Der freie Abend hat doch nur Sinn, wenn man dem Partner keine Rechenschaft darüber schuldig ist. Nun kann man Wahrheit auch erwarten, ohne daß man danach fragt. Mit Trotzen und Leidensblick.«
    »Wem sagst du das!« sagte Karl. »Drum lieber gleich sagen.«
    »Nein. Ich hab’s nicht so mit der Wahrheit. Wenn man an Konsequenzen denkt — ja. Aber bei einem kleinen Seitensprung...«
    »Wie finden wir denn das?« Launig legte Karl den Arm um Karin. »Unsere Franziska ist doch die Schlauste. Damit hält sie ihren Robert. Mit der ewigen Ungewißheit.«
    Christine und Robert sahen einander an. Mit Wärme. Die eigene Ungewißheit löste in Karin einen weiteren Haltungsschub aus.
    »Solange es kleine Mädchen sind, interessiert^ mich nicht. Bei den andern allerdings...«
    »Umgekehrt«, unterbrach Christine. »Nur kleine Mädchen sind gefährlich. Da hagelt’s die Infarkte!«
    Das Lachen, das Robert herausrutschte, klang so schadenfroh, daß Karl sich hinter Albernheit verschanzte: »Sei mein liebes Frauchen, Karin. Schenk deinem Männe einen freien Abend!«
    Karin tat Robert leid und auch Christine, die ihr zuraunte:
    »Viele Männer werden impotent, sobald sie Zeit haben.«
    Karin wartete, bis die Heiterkeit abebbte und wandte sich im milden Frau-zu-Frau-Ton an Christine:
    »Sie haben uns noch gar nicht gesagt, was man in Ihrer Situation macht?«
    »Da kommen nur Heimlichkeiten in Frage«, antwortete Christine nicht minder mild. »Am besten ist ein vielbeschäftigter, gut verdienender Ehemann.«
    »Aha«, sagte Karin. »Und warum?«
    »Weil er das schlechte Gewissen für die Zeit, die er nicht hat, mit Geld kompensiert.«
    Alle Köpfe drehten sich Karl zu, der gerade eine größere Menge kleingeschnittener Früchte zum Munde führte, was ihn nicht hinderte, sich in die Unterhaltung einzuschalten.
    »Christine, du bist ein kluges Mädchen. Ab jetzt nehme ich mir einen Abend in der Woche frei und komme zu dir.«
    »Aber nur, wenn ich will.«
    »Bravo, Christine«, lobte Karin.
    »Ein nettes Mädchen«, sagte Franziska.
    Das wußte Robert bereits.
    »Vielleicht will sie?« sagte Karl und löffelte mit vielsagendem Blick weiter. Alle andern waren fertig. Franziska räumte die Teller zusammen, Christine trug die Obstsalatschüssel in die Küche, wo Karin ihr eine Besichtigung des Hauses vorschlug, das sie für die nächsten Tage beherbergen sollte. Der Führung, vom schlafenden Sebastian bis zum Gästezimmer, schloß sich auch Franziska an. In der Schwimmhalle fragte Karin, ob Christine nicht baden wolle, ein neuer Bikini sei vorhanden, und die Männer würden ihr bestimmt gern Gesellschaft leisten. Doch das kluge Mädchen ging darauf nicht ein und verbuchte damit einen weiteren Sympathiepunkt.
    Im Eßzimmer versuchte Robert dahinterzukommen, wie es sich tatsächlich verhielt. Christine war zu schade für den leichtsinnigen Kerl, und er fuhr massiv auf: Die neue Freundin der eigenen Frau als Kuckucksei ins Haus zu legen, das sei die offiziellste Heimlichkeit, sei der Bluff mit der Wahrheit schlechthin.
    Wie ein trunkener Nero sonnte sich Karl in den Superlativen. Auf direkte Fragen zeigte er jedoch nur ein Lächeln, als wären seine Unwiderstehlichkeit und seine Unfähigkeit zu widerstehen feste Bestandteile der lokalen Zeitgeschichte.
    »Sag mal, du Unschuldslamm, juckt’s dich eigentlich nie?« Listig sah Karl den Freund an, und Robert fand ihn widerlich. Auch sich selbst fand er widerlich mit seiner Bitte. Aber er brauchte das Geld und sagte es Karl. Die Summe, ohne Umschweife, ohne den Zweck zu nennen, ohne Notlüge. Die war auch nicht erforderlich. Grinsend hielt der Freund ihm den Schein hin. »Wenn’s für ’ne Freundin wär, würd ich’s dir schenken.«
    Robert überlegte. Er mußte sichergehen.
    »Du brauchst es Franziska nicht unbedingt auf die Nase zu binden...«
    Lässig winkte der Freund ab.
    »Ist doch sowieso für sie.«
    Wer nichts sagt, lügt noch nicht. Robert bedankte sich und hängte noch einen Schlenker hintendran:
    »Nicht jeder kann so ein toller Hecht sein wie du.« Die Damen kamen von der Besichtigung zurück, mit Cognac und Kaffee. Robert sah Christine an.
    »Um auf das zurückzukommen,

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