Die Füchsin
Nasenschutz verbarg viel von seinen jugendlichen Zügen, und mit den Polstern seiner Rüstung konnte er durchaus als erwachsener Mann gelten. »Wenn du mitkommen willst, dann halt den Mund«, sagte Adam scharf.
Renard zuckte mit den Achseln; dennoch funkelten seine Zähne weiß, als er den Ritt fortsetzte.
»Er ist ja noch ein Junge«, murmelte Aubrey, der seinem Herrn folgte, als sie in den scharfen Wind ritten.
»Das ziehe ich in Betracht, oder ist dir das noch nicht aufgefallen?«
»O ja, sicher«, murmelte Aubrey, »aber er ist doch auch seiner Halbschwester ziemlich ähnlich, oder nicht? Er würzt den Eintopf mit Bosheit und beobachtet, ob die Leute eine Grimasse ziehen, wenn sie ihn essen. Ich weiß, wie es mit Euch steht und mit dieser rothaarigen Circe. Und es nützt nichts, wenn Ihr mich dabei so anschaut. Es ist die Wahrheit, das wisst Ihr genau. Ich war bei ihrer Hochzeit dabei, erinnert Ihr Euch? Wer, glaubt Ihr, hat Lady Judith geholt, als Ihr all den Wein in Euch hineingekippt habt? Wer hat an Eurem Lager gesessen, bis Ihr Eure Sinne wiederbekommen habt, oder das, was von ihnen noch übrig war? Und jetzt ist sie frei, und sie macht es wieder genauso. Wie weit werdet Ihr gehen, wenn es Warrin de Mortimer ist, den sie ins Bett nimmt?«
Adams Finger zuckte an den Zügeln. »Aubrey, lass mich in Ruhe, du bist ja noch schlimmer als der Junge«, sagte er durch die Zähne, und unter ihm tanzte Lyard, warf den Kopf hin und her und rollte die Augen, daß man das Weiße sehen konnte.
»Erst gestern abend haben Sweyn und ich gesagt, daß Ihr Euch eine Frau nehmen solltet. Es gibt in diesen Monaten vor Weihnachten mehr als genug Adelige, die ihre Tochter loswerden wollen, und es ist wahrhaftig an der Zeit, daß Ihr Euch eine aussucht und mit ihr Erben in die Welt setzt statt in verlorenen Träumen zu leben.«
Adams Geduld war am Ende. Er drehte sich zu dem Knappen um und wollte ihm seinen Ärger ins Gesicht schreien, kam aber nicht weiter als bis »Wenn ich deine Meinung hören will, dann –« Der Atem blieb ihm in der Kehle stecken, und seine Augen weiteten sich in entsetzter Überraschung, als ein Pfeil durch das kleine Dreieck zwischen seiner Hand an Lyards Zügeln und Lyards Rücken sauste und sich dann in dem Roßhaarkissen von Aubreys Sattelkrempe bohrte. Danach begann der dunkle Himmel nicht Schnee, sondern tödliche Pfeile zu regnen, und acht Waliser, bewaffnet mit Bogen auf ihren kleinen, aber kräftigen Bergponys, jagten hinter ihnen her, die Mäuler offen, fremdartige Laute ausstoßend, während ihre Kurzschwerter im restlichen Licht des Tages funkelten.
»Bei den Scheißaugen des Teufels!« fluchte Aubrey durch zusammengebissene Zähne und griff nach seinem Schwert, während er versuchte, seinen hochgehenden Hengst unter Kontrolle zu bringen.
Adam hatte seinen Schild im linken Arm. »Enge Formation!« bellte er. »Und gebt ihnen keine Chance, die Pferde scheu zu machen. Sweyn, du bleibst Renard an der Seite und bewachst ihn mit deinem Leben!« Mehr konnte er nicht sagen, denn dann begann der Kampf und nahm ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch.
Das erste, was Renard von dem Überfall der Waliser mitbekam, war der Pfeil, der ein Loch in seinen Überhang riß und sich in den Bauch seines Hengstes bohrte. Das Tier schrie und ging auf die Hinterbeine, die Vorderhufe in die Wolken erhoben, dann kam es steifbeinig wieder herunter und bockte. Der hohe Sattel und Renards schnelle Reflexe hielten ihn auf dem Rücken des Tiers, aber das war auch alles. Ein angeschossenes Pferd unter Kontrolle zu bringen war unter diesen Umständen aussichtslos. Wenn der Falbe zu Boden ging, würde Renard erdrückt werden, und wenn er ihn abwarf, konnte es sein, daß er ihn zertrampelte oder daß Renard sich bei dem Sturz das Rückgrat brach.
Es gab keine Zeit zum Denken, nur das Handeln nach Instinkt. Er ließ die Zügel fahren, löste seine Füße aus den Steigbügeln, und während der Falbe auf allen vieren zu Boden ging, benutzte er den Sattelknauf, um sich vom Rücken des stürzenden Tiers zu schwingen. Er stolperte und fühlte, wie er sich den Knöchel verstauchte, konnte sich aber von den Zuckungen des Streitrosses abducken und zugleich sein Schwert ziehen. Sein Schild hing noch am Sattel, und es bestand nicht die geringste Möglichkeit, ihn zu holen, solange das Tier mit allen Vieren strampelte und ihm den Schädel mit den beschlagenen Hufen einzutreten drohte.
Rings um ihn tobte der Kampf. Ein untersetzter,
Weitere Kostenlose Bücher