Die fuenf Hueter - Die Einheit zerbricht
Nebel schwebte über dem Boden. Er bedeckte die Wiesen der Täler, und die Luft war angenehm frisch. Ein kühler Wind wehte von Norden her, trotzdem versprach der Tag schön zu werden. Sie ritten zügig voran. Der Weg bis zur Grenze war kein Problem. Erst als sie sich Katrakan näherten, mussten sie ihre Geschwindigkeit drosseln und zunächst den nordöstlichen Durchgang finden, der am schwierigsten zu bewachen war.
Tamega hatte die Route der Hüter geändert, sie kannte weiter westlich eine geeignete Passage. Während die Fünf einen leichten Galopp anschlugen, stieg der Nebel geisterhaft in die Höhe. Kalter Wind streifte ihre Gesichter, die Wiesen waren feucht vom Tau.
Während sich eine halbe Stunde später der Nebel auflöste, tauchte die Sonne Solaras in goldenes Licht. Makut und Tamega waren jedoch die Einzigen, die diesem Schauspiel ihre Aufmerksamkeit schenkten und dankbar den Tag begrüßten. Die anderen waren in ihre Gedanken versunken.
Pamoda, der gestern Nacht von Tamega eine Skizze der Umgebung und der äußeren Festung Ognams bekommen hatte, dachte fieberhaft darüber nach, wie er die Prinzessin aus diesem Gemäuer befreien konnte. Salubu überlegte, wie er ihnen als Bogenschütze Deckung geben konnte, wenn er keine geeignete Erhöhung fand, und Türam malte sich den Kampf mit Ognams Wachen in allen Farben aus. Er wünschte sich sehr, dass er dem Dunklen Herrscher endlich einmal gegenüberstand und nicht immer nur seinen Kriegern.
Pamoda wollte allerdings nichts von einem Kampf innerhalb der Festung und inmitten Katrakans wissen. Ihm war nur die Befreiung der Prinzessin wichtig. Der Übermacht seiner Feinde wollte er sich erst gar nicht stellen. Türam sah das natürlich ein. Pamoda hatte die Lage erkannt und wie immer klug entschieden. Trotzdem dachte Türam grimmig daran, wenigstens bei dieser Gelegenheit einige der Krieger Ognams zu vernichten. Sein Hass auf dieses Reich war groß. Zu oft mussten die Riesenzwerge Ognams Truppen zurückschlagen, um den Norden und damit ganz Solaras zu verteidigen. Türam wusste aus vielen Schlachten, wie stark der Gegner war, und hütete sich davor, Ognam und seine Armee zu unterschätzen.
Was die Kampfstärke zwischen Katrakan und Solaras betraf, so herrschte ein Gleichgewicht zwischen beiden Völkern. Doch es war nur eine Frage der Zeit, wann dieses Gleichgewicht kippte. Solaras war nur auf Verteidigung ausgerichtet. Eine Übermacht Katrakans hätte einen grausamen Eroberungskrieg gegen Solaras zur Folge und würde all ihre Werte, Sitten und Gebräuche bedrohen. Das durfte niemals geschehen. Dass dem Dunklen Herrscher bisher jeder Angriff misslang, war allein Türam und seinen Kriegern aus dem Norden zu verdanken. Türam war der festen Überzeugung, dass die Armee Solaras' Ognams Truppen besiegen konnte. Doch das musste außerhalb Katrakans geschehen. In seinem eigenen Reich war Ognam unschlagbar. Vielleicht, so dachte der Zwerg, würde sich jetzt eine Gelegenheit ergeben, die Umgebung Katrakans nach Schwachstellen zu untersuchen.
So ritten sie stundenlang durch die Täler. Erst als die Sonne am höchsten Punkt am Himmel stand, gestattete Pamoda unter dem Schatten eines Baumes eine längere Rast. Sie luden die Pferde ab, rieben sie trocken und ließen sie grasen.
Salubu setzte sich als Erster unter den Baum und lehnte sich an den mächtigen Stamm. Auch die anderen setzten sich ins Gras, nur Makut blieb im Schatten stehen und betrachtete die Zweige, die sich sanft im Wind bewegten. Tamega, die zwischen Salubu und Türam saß, griff in ihre Rocktasche und holte eine Kristallkugel hervor. Sie ruhte kühl in ihrer Hand.
Tamega konzentrierte sich auf das Innere der Kugel, in der sich die Äste und Blätter des Baumes spiegelten. Zuerst konnte sie nur die Wiedergabe des Baumes über sich sehen, dann verwandelte sich das Bild, und sie entdeckte Moresa, die Harpyie und Erste Kriegerin Ognams, und Burulf, seinen Basilisken.
Beide flogen ellipsenförmig an der Grenze von Solaras zu Katrakan. Wenn beide je an der Längsseite der Grenze das andere Ende erreichten, befanden sie sich in einem Abstand von 180 Grad. Beide flogen in der gleichen Richtung. Es gab also einen winzigen Moment, in dem der nordöstliche Übergang unbewacht blieb. In diesem Augenblick begegneten sich Moresa und Burulf auf gleicher Höhe im Norden und flogen dicht über die Schluchten hinweg, beider Blicke stur nach unten gerichtet. Entgehen konnte ihnen nicht viel. Moresas langes verfilztes Haar
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