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Die Fünf Tore 1 - Todeskreis

Titel: Die Fünf Tore 1 - Todeskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Kraft, sie hochzuheben und auf den Korb zu stellen. Das Weidengeflecht knirschte unter dem Gewicht. Der Kater warf sich wütend im Korb herum, doch er konnte nicht entkommen. Asmodeus würde ihn nicht mehr stören.
    Matt richtete sich auf. Er zitterte noch immer. Außerdem fiel ihm etwas auf – es kam kein Geräusch mehr aus dem Wald. Das Flüstern hatte aufgehört. Er hatte immer noch kein Geld gefunden, und ihm lief die Zeit davon.
    Es blieb nur noch ein Zimmer übrig.
    Er ging wieder nach oben und betrat Mrs Deverills Zimmer. Hier musste doch Geld sein! Er öffnete den Schrank. Mrs Deverills Kleider hingen an Drahtbügeln in der Dunkelheit, darunter standen ihre Schuhe. Sonst nichts. Matt wollte die Schranktür schon wieder schließen, als ihm eine Pappschachtel in der hintersten Ecke auffiel. Er nahm sie hoch und klappte den Deckel auf. Aber es war kein Geld darin. Nur Fotos.
    Er nahm eines heraus und stellte fest, dass es einen Friedhof zeigte. Das Foto war schwarz-weiß und mit einem Teleobjektiv aufgenommen worden. Es zeigte eine Gruppe von Menschen, gekleidet in dem üblichen, nüchternen Schwarz, in deren Mitte ein kleiner Junge stand. Matt erkannte sich sofort, und Schock und Entsetzen durchströmten ihn. Er betrachtete ein Foto von sich selbst.
    Es war das Begräbnis seiner Eltern vor sechs Jahren.
    Das war doch unmöglich. Niemand hatte dabei fotografiert. Und selbst wenn jemand dieses Foto gemacht hatte, wie kam es dann hierher? Woher hatte Mrs Deverill es?
    An dem Foto waren zwei Blatt Papier befestigt. Matt streifte die Büroklammer ab und drehte die Seiten um. Es waren Polizeiberichte. Beide Seiten trugen einen roten Stempel mit dem Wort Vertraulich. Im Dämmerlicht versuchte Matt, die Worte zu entziffern:
    Die Zeugenaussage von Mrs Rosemary Green zu diesem Fall wird nicht veröffentlicht, und wir raten von einer Weitergabe an die Medien dringend ab. Das Kind, Matthew Freeman, ist acht Jahre alt und hat präkognitive Fähigkeiten bewiesen, die jenseits aller …
    Präkognitive Fähigkeiten. Matt wollte gar nicht genau wissen, was damit gemeint war. Und er wollte auch kein weiteres Wort dieses Berichts lesen. Seine Entscheidung war gefallen.
    Er warf den Karton wieder in die Ecke, schlug die Schranktür zu und rannte aus dem Zimmer. Das Porträt im Wohnzimmer beobachtete ihn schweigend. Asmodeus warf sich immer noch wütend gegen die Wände des Korbs. Matt beachtete keinen von beiden. Er riss die Haustür auf und rannte hinaus auf den Hof.
    Er hatte kein Geld gefunden, also musste es auch ohne gehen.
    Er musste weg, und zwar sofort.
     
    Matt brauchte nur wenige Minuten, um zur Wegkreuzung zu radeln. Es war kalt, und er konnte seinen Atem sehen, als er an dem abgebrochenen Schild anhielt, um sich zu orientieren. Er hatte die Wahl zwischen fünf Landstraßen, die in verschiedene Richtungen durch den Wald führten. Auf einer von ihnen war er gerade gekommen, und er wusste, dass eine andere nach Lesser Malling führte. Damit blieben noch drei. Er wählte die mittlere und radelte los, froh, dass ihm der Mond den Weg wies. Aus dem Wald kam kein Laut mehr. Das elektrische Licht war ausgeschaltet worden. Seine größte Angst war, dass er Mrs Deverill begegnen könnte, wenn sie heimkam. Er horchte auf das Dröhnen ihres Landrovers, doch es war nichts zu hören. Er war vollkommen allein.
    Matt versuchte, sich ganz auf das Fahrradfahren zu konzentrieren. Er wollte den Wald nicht ansehen, aber er konnte nicht anders, denn der Wald war überall. Im Mondlicht sahen die endlosen Stämme aus wie die Gitter eines Freiluftgefängnisses. Die leicht schwankenden Äste warfen tausend Schatten. Die Tannennadeln raschelten leise, und es schien fast, als flüsterten sie miteinander, während er vorbeiradelte.
    Matt starrte unverwandt auf die Straße. Er hatte vor, die Nacht durchzuradeln. Seit er das Foto gefunden hatte, war er nicht mehr von seinem Plan abzubringen. Er würde es in London versuchen. Ohne Geld. Ohne eine Unterkunft. Wahrscheinlich würde ihn die Polizei schließlich doch fassen, aber das war ihm egal. Sollten sie ihn in ein Jugendheim stecken, so lange sie wollten … Ihm war alles recht, wenn es nur nichts mit Mrs Deverill oder Lesser Malling zu tun hatte.
    Warum hatte sie ein Foto von ihm im Schrank? Wie war sie an einen vertraulichen Polizeibericht gekommen? Und weshalb interessierte sie der Tod seiner Eltern? Es war ein unheimlicher Gedanke, aber Matt fragte sich, ob Mrs Deverill schon von ihm gewusst

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