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Die Fuenfzig vom Abendblatt

Die Fuenfzig vom Abendblatt

Titel: Die Fuenfzig vom Abendblatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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erkennen, die man allerdings von innen her mit irgendwelchen Decken und Tüchern verhängt hatte. Lediglich durch das Schlüsselloch einer niederen Tür, die zwischen den beiden Fenstern in eine alte Baracke führte, war Licht zu sehen. Aber auch nur, wenn man sich an die übrige Dunkelheit gewöhnt hatte. Es war nämlich nicht viel mehr als ein ganz kleiner glimmender Punkt, der im Schatten der ringsum aufgestapelten Kisten beinahe verlorenging. Harald hatte sich heute zum ersten Male hierher in den Hinterhof des Nachtexpreß gewagt. Zum ersten Male, nachdem er bisher und nun schon mehr als sechs Nächte hindurch, nur vom Nachbargebäude aus, auf einem schmalen Mauervorsprung hockend, diese Fenster und diese Tür beobachtet hatte.
    Etwa vierzig Meter waren zwischen jenem Mauervorsprung und dieser alten Opel-Karosserie gelegen. Nicht viel also. Vor allem nicht bei Tag und bei Licht betrachtet.
    Trotzdem waren diese vierzig Meter so etwas wie ein letzter Sprung, der endlich Gewißheit bringen sollte. Ein Sprung mitten ins Ziel. Zumindest in seine unmittelbare Nähe.
    Harald hockte mit klopfendem Herzen in seinem Versteck, die Knie bis dicht unter das Kinn hochgezogen, einen Arm über den Bezintank geklemmt, den anderen auf die Achse der Vorderräder gestützt. Hellwach und die Augen so dicht wie möglich an den schmalen Schlitz der Motorhaube herangeschoben.
    Heute abend mußte es sich zeigen, ob er mit seinen Vermutungen recht hatte oder nicht. Was bis zu diesem Augenblick noch niemand ahnte, weder Alibaba noch Kriminalkommissar Haustecher, er, Harald Madelung, glaubte es mit Sicherheit zu wissen und hoffte, dafür schon in wenigen Augenblicken die Bestätigung zu bekommen. Bulle in seiner schwarzglänzenden Lederjacke war nicht nur der Chef und Boß der Nachtexpreß-Ausfahrer, er war zugleich auch Chef und Boß jener Falschmünzerbande, die schon seit Monaten die Stadt unsicher machte.
    Dieser Verdacht war erstmals in Harald aufgekommen, als er nach seinem Sieg beim „Grünen Band“ neben Bulle vor dem Oberbürgermeister gestanden war. Er hatte noch gespürt, wie es ihm von dem Faustschlag im Gesicht brannte, und zugleich hatte er an Alibaba und seinen Sturz denken müssen. An diesem Sturz stimmte irgend etwas nicht. Und ganz plötzlich hatte er geglaubt, daß der Kerl, der da in seiner Lederjacke kaum einen Meter entfernt neben ihm stand, damit zu tun hatte.
    Es war aber dann erwiesen worden, daß Bulle an der Pedal-Geschichte nicht beteiligt war. Aber trotzdem, irgendein Verdacht war geblieben. Der Kinnhaken vom Hansaplatz war nicht so schnell zu vergessen. Die Rechnung war noch offen. Unwillkürlich hatte Harald sich immer mehr in den Gedanken verbohrt, daß diese Rechnung auf eine andere als die übliche Art ausgeglichen werden müßte.
    Da war dann noch dieser Abend, als Bulle mit dem Zeitungshändler Krüger hinter dessen Kiosk tuschelnd zusammenstand, als Harald durch sein plötzliches Auftauchen die beiden offensichtlich sehr gestört und sogar erschreckt hatte. Die üblichen Zeitungspakete pflegte Herr Krüger im allgemeinen recht umstandslos und mit fröhlichem Vogelgezwitscher vorne am Schalterfenster seines Kiosks in Empfang zu nehmen. Zwischen den beiden mußten also noch andere Dinge zu verhandeln gewesen sein. Dinge, die man besser im Hintergrund und in der Dunkelheit miteinander abmachte.
    Und dann hatte Harald ausgerechnet von diesem Krüger seine falschen Zehnmarkscheine erhalten. Bulle hatte sich an Mario herangemacht und schließlich und endlich dem Italiener jedesmal seine Dienste mit falschen Geldscheinen bezahlt.
    Der Besuch bei Krimmalkommisar Haustecher war dann lediglich noch so etwas wie eine Bestätigung, eine Art Rückversicherung gewesen, weiter nichts. Daß Bulle zu den Falschmünzern gehörte, das stand für Harald jetzt so fest wie die Freiheitsstatue im New Yorker Hafen.
    Er hatte also den Boß der Nachtexpreß-Ausfahrer nicht mehr aus den Augen gelassen. Das war nicht ganz einfach gewesen, denn der andere kannte ihn nur zu gut, und Harald mußte ihn beschatten, ohne selbst gesehen zu werden. Das war aber nur dadurch möglich, daß er dem Chef der Nachtexpreß-Ausfahrer nie zu nahe kam. Durch die Entfernung, die er zwischen sich und Bulle lassen mußte, endete seine Verfolgung oft genug damit, daß er den anderen einfach aus den Augen verlor.
    Endlich, an einem Abend der vergangenen Woche, war Haralds Ausdauer belohnt worden.
    Es war ihm gelungen, die schwarzglänzende Lederjacke

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