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Die Fuenfzig vom Abendblatt

Die Fuenfzig vom Abendblatt

Titel: Die Fuenfzig vom Abendblatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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vom Verlagsgebäude des Nachtexpreß bis ins Zentrum der Stadt zu verfolgen. Dort hatte sich Bulle dann dem Kiosk des Zeitungshändlers Krüger zugewandt, und Harald hatte hinter einer Plakatsäule hervor beobachten können, wie der andere mit einer Handvoll Burschen zusammengetroffen war, die offenbar zu seinen Ausfahrern gehörten. Burschen übrigens, die nicht gerade den besten Eindruck machten.
    Später war Bulle dann wieder in Richtung Hansemannstraße zurückgefahren und hatte etwa fünfzig Meter hinter dem Gebäude des Nachtexpreß angehalten. Als er abgestiegen war, hatte er sich sehr sorgfältig nach allen Seiten umgeschaut, dann sein Rad auf die Schulter genommen und war mit ihm in der schmalen Toreinfahrt eines Mietshauses verschwunden. Da hatte Harald alles gewagt. Er ließ sein Rad mitten auf dem Trottoir liegen und schlich dem anderen nach. Durch zwei Torwege, über ein freies Barackengelände hinweg und schließlich bis drüben zu dieser Mauer, von deren Vorsprung aus er dann gesehen hatte, wie Bulle sein Fahrrad über einen Zaun gehoben hatte und drüben hinter der Tür zwischen den beiden schmalen, verhängten Fenstern verschwunden war.
    Die niedere Baracke aber, zu der diese Tür gehörte, befand sich dicht vor dem Hinterhof des Nachtexpreß-Geländes. Rundum lagen lauter abgetakelte Autos, waren alte Kisten zu Bergen getürmt und wucherte das Unkraut, wie es eben nur an Orten wächst, die fast nicht mehr betreten werden.
    Nacht für Nacht hatte Harald von jetzt ab die niedere Baracke vom Mauervorsprung aus im Auge behalten. Er hatte sich den Schatten jeder Gestalt eingeprägt, die irgendwann einmal im kurzen Lichtschein der geöffneten Türe zu erkennen gewesen war. Aber die Entfernung war zu groß gewesen. Wenn er auch über die Zeiten unterrichtet war, zu denen diese Baracke ihre Besucher empfing, wenn er auch wußte, daß es im allgemeinen nur fünf verschiedene Gestalten waren, die hier allabendlich auftauchten, so waren doch alle Vermutungen bisher noch nicht bestätigt. Er mußte näher an das Nest der Bande heran. Er mußte versuchen, Gesichter zu sehen, Stimmen zu hören und nach Möglichkeit einen Blick in das Innere der Baracke zu werfen.
    Harald wollte endlich Gewißheit haben. Je länger er im unklaren blieb, um so größer wurde die Gefahr, daß Bulle doch noch Wind davon bekam und gewarnt wurde.
    Es war jetzt eine halbe Stunde nach zweiundzwanzig Uhr.
    Wie jeden Abend waren die fünf bereits im Innern der Baracke. Sie waren einzeln und lautlos gekommen wie auch an den Abenden vorher. Harald hatte diesen Zeitpunkt abgewartet, um sein Versteck unter der Motorhaube des alten Opel aufzusuchen. Wenn die Burschen einmal alle zur Stelle waren und die Tür der Baracke hinter sich geschlossen hatten, ließen sie sich im allgemeinen nicht mehr im Freien sehen.
    Harald spürte allmählich schon, wie ihn die Beine schmerzten. Er konnte sie kaum einen Zentimeter von der Stelle rühren. Aber seine Augen blieben dicht am Schlitz der Motorhaube. Nur daß sie sich jetzt einen Augenblick von den beiden Fenstern und der Tür weg hinüber zu der Backsteinmauer wandten, die den Autofriedhof gegen die Mietshäuser und das Nachtexpreß-Gebäude hin begrenzte. Dort irgendwo mußte jetzt bald Daniela auftauchen und etwas später dann auch das Mädchen.
    Auf Inge Remo und ihre Dogge hatte Harald nämlich seinen heutigen Plan aufgebaut. Beide waren Bulle und seinen Komplicen nicht bekannt. Sie würden also nicht verdächtig erscheinen. Von der Stadt her waren jetzt gleichzeitig von mehreren Türmen drei Glockenschläge zu hören. Es war also Viertel vor elf. Das bedeutete, daß Harald noch fünfzehn Minuten warten mußte. Um ganz sicher zu sein, hatte er nämlich mit Inge Remo verabredet, daß sie mit ihrer Dogge erst um elf Uhr aufkreuzen sollte. Eine Stunde nach dem üblichen Eintreffen der fünf verdächtigen Burschen.
    Als Harald heute morgen zu Inge Remo gekommen war und ihr seinen Plan vorgetragen hatte, hatte das Mädchen seine hellblonden Locken aus dem Gesicht geworfen und sofort gesagt: „Natürlich mache ich mit!“
    „Es kann aber gefährlich werden, und eigentlich ist es mir nicht wohl dabei, wenn ich dran denke, daß die Burschen hatte Harald zu bedenken gegeben.
    Inge Remo hatte jedoch lachend unterbrochen. „Gefährlicher als auf dem Drahtseil ist es auch nicht! Also, wann soll ich wo sein?“
    „Und Ehrenwort, daß kein Mensch etwas davon erfahrt“, hatte Harald noch gebeten und dabei

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