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Die Fuenfzig vom Abendblatt

Die Fuenfzig vom Abendblatt

Titel: Die Fuenfzig vom Abendblatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Höhe.
    „Ich verzichte! — Allerdings nehme ich euch damit die Freude, mich wieder auszulachen wie im letzten Jahr, wenn ihr mich nachher andauernd überrunden würdet!“ Er grinste gelassen, und die Meute quittierte seine nüchterne Erkenntnis der Sachlage ebenfalls mit fröhlichem Gelächter.
    „Noch einer?“ Alibaba schaute jetzt von seiner Liste hoch.
    Da meldeten sich wirklich noch zwei andere Jungen. Und schließlich hob als dritter, und anscheinend erst durch die anderen ermutigt, auch Mario seine Hand.
    „Ach richtig, du mußt dich natürlich auch melden! Wundre mich übrigens, daß du überhaupt schon da bist — “
    Alibaba hatte für den schmalen, schwarzhaarigen Jungen nur einen flüchtigen Blick und wandte sich gleich wieder den anderen zu. So, als sei es schade um jedes weitere Wort, das er in diese Richtung verschwenden würde.
    „Wir fahren zwanzig Runden, denke ich. Wir sind rund fünfundvierzig Mann, macht drei Felder für je fünfzehn. Die einzelnen Felder werden ausgelost.“
    Nun mußte Brille jeweils fünfzehn Zettel mit den Ziffern eins bis drei herstellen, die dann in eine Mütze getan wurden. Jeder, der einen dieser Zettel herausnahm, hatte seinen Namen und die gezogene Ziffer zu nennen. Dabei war es geradezu auffallend, wie fast alle größeren Jungen, die auf die besten Zeiten hoffen konnten, die Nummer eins zogen. Darunter Alibaba, Erwin Kogge und auch Harald.
    Klaus Verhoven, der eigentlich eine Drei gezogen hatte, bat, trotzdem gleich zu Anfang starten zu dürfen. Er habe gehofft, ohnehin eine Eins zu ziehen. Nachdem ihm das aber nicht gelungen sei, bitte er, wie gesagt, ausnahmsweise noch dem ersten Feld zugeteilt zu werden. Er müsse um zehn Uhr wieder zu Hause sein.
    Niemand hatte etwas einzuwenden. Wenn Alibaba auch von „Extrawürstchen“ brummte, die sich ja dann jeder braten lassen könne, so sagte er doch schließlich zu Brille: „Na, schön — schreibe ihn mit ins erste Feld —“
    Drüben am Ende der Zielgeraden war jetzt das allgemeine Rufen und Schreien immer lauter geworden. Bis es plötzlich abbrach und ganz verstummte. Die ersten des Feldes waren durchs Ziel gegangen, und schon ein paar Minuten später kam der Boß der „Rapid“-Leute, grüßte die Jungen und bedeutete Alibaba, daß die Bahn nun für ihn und seine Horde frei sei.
    Es war acht Uhr fünfunddreißig, als das erste Feld auf die Reise ging. Brille hatte sich etwa zwanzig Meter vor den Start gestellt und mit erhobenen Armen laut sein „Achtung“ gebrüllt. Bei „Los“ hatte er dann die Arme so schnell wie möglich durch die Luft geschlagen. Als die fünfzehn Jungen daraufhin an ihm vorbeigefahren waren, hatte er ihnen nicht erst lange nachgeschaut, sondern war schleunigst zur Startlinie zurückgerannt. Dort hatte er sich etwas wichtig auf einen Hocker gesetzt, der offenbar von den Vorgängern zurückgelassen wurde. Er legte sich seine Liste auf die Knie. In jeder Hand hielt er eine Stoppuhr, und hinter seinem linken Ohr steckte ein Bleistift.
    Schon von der ersten Runde ab hielten Alibaba, Erwin Kogge und Harald die Spitze. Die übrigen blieben immer mehr zurück. Als die drei zum ersten Mal Start und Ziel passiert hatten, überrundeten sie auf der gegenüberliegenden Geraden den kleinen Sam, der wie wild in die Pedale trat, sich aus dem Sattel hob, dann aber doch einsehen mußte, daß seine Anstrengungen vergeblich waren. In der achten Runde stieß Harald vor. Nach einem kurzen Zwischenspurt legte er sich fast 40 Meter vor die beiden — und diesen Vorsprung konnte er über eine ganze Runde halten.
    Da feuerten die Jungen ihren Boß, als er am Ziel an ihnen vorbeifuhr, mit lauten Zurufen an:

    „Ali-baba!“
    „Ali-baba!“
    „Ali — baba!“

    Tatsächlich rückte der Rothaarige jetzt Meter um Meter auf. Erwin Kogge, der mit sichtbarer Anstrengung versuchte, dabei wie bisher an seinem Hinterrad zu bleiben, fiel immer mehr zurück.
    Als Harald nach der vierzehnten Runde an Brille und den übrigen Jungen vorbeifuhr, fühlte er den Boß wieder dicht hinter sich, und wie dieser jetzt aus der Kurve heraus vorzustoßen versuchte, um sich gleich zu Beginn der Geraden vor Harald zu setzen, ließ er es geschehen. Harald war jetzt nur noch bemüht, dem andern dicht auf den Fersen zu bleiben. Und dann überholte er Alibaba wieder. Als es in die letzte Runde ging, lag er wieder gute dreißig Meter vor dem Rothaarigen. Dieser gab sich jedoch noch nicht geschlagen.
    Er ging aus dem Sattel und kam mit

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