Die Fuenfzig vom Abendblatt
mein Freundchen!“
Der Negerjunge bekam große Augen und biß sich auf die Unterlippe.
„Hast wohl geschlafen, als man dir das Ding angedreht hat!“ knurrte der alte Bombinsky, „dabei sind jeden Tag die Zeitungen voll davon, daß Falschgeld in Umlauf ist! Da, hier die Kontrollnummer der Bank fehlt! Tut mir leid. Aber du mußt schon seh’n, daß du den Lappen woanders wieder loskriegst. Bei mir jedenfalls nicht. Nicht beim alten Bombinsky!“
Wohl oder übel mußte der kleine Sam den falschen Schein zurücknehmen und bis zum letzten Groschen ersetzen. Zum Glück hatte er noch soviel in der Tasche.
Aber Sam blieb nicht der einzige, der auf das Falschgeld hereingefallen war.
Kaum fünf Minuten später fand sich auch bei Klaus Verhoven ein falscher Zehnmarkschein, und als dann Harald Madelung an die Reihe kam, sah es so aus, als wollte der alte Bombinsky explodieren.
„Das ist die Höhe! Ihr habt wohl keine Augen im Kopf! Gleich fünf, das kann wohl nicht mehr wahr sein!“
Harald bekam einen roten Kopf, als habe man ihn bei einem Taschendiebstahl erwischt. Er konnte den ganzen Betrag natürlich nicht sofort ersetzen.
„Bleiben also noch dreißig Mark! Bitte mir aus, daß das Geld bis morgen früh bei mir ist!“
Der Lagerverwalter machte sich auf seiner Liste eine Notiz und rief den Nächsten auf.
Und jetzt zeigte es sich, daß sogar der Boß einen falschen Zehnmarkschein kassiert hatte.
Der alte Bombinsky knurrte nur. Aber es war deutlich genug, was er in diesem Augenblick dachte. Daß nämlich der Boß anscheinend auch nicht klüger sei als die übrigen Jungen.
Die Horde brodelte jetzt natürlich durcheinander wie ein Ameisenhaufen, der von einer Flit-Spritze getroffen ist.
„Ich werde meinen wieder los!“ gab der kleine Sam bekannt und grinste über sein ganzes Schokoladengesicht. „Und deinen dazu, wenn du willst wandte er sich an Klaus Verhoven.
„Aber dann wird doch nur wieder ein anderer betrogen“, wagte Klaus zu widersprechen.
„Besser ein anderer als wir!“ meinte Sam.
„Sehr richtig!“ stellte Erwin Kogge fest. Er kaute an einem Kaugummi und hatte die Hände in den Hosentaschen.
„Aber es ist eine Affengemeinheit!“ ließ sich jetzt Alibaba hören. „Ich meine, das mit dem Falschgeld überhaupt! Keiner will natürlich dran hängenbleiben. So zwingen diese Burschen dann den ehrlichsten Menschen dazu, einen anderen zu betrügen-“ Er spuckte aus, als ob er in eine schlechte Kartoffel gebissen hätte. Dann sagte er plötzlich: „Daß ich’s nicht vergesse, da war noch etwas anderes —“ Das hörte sich so an, als quatsche er nur übers Wetter. Aber die Horde kannte ihren Boß. Die Jungen waren sofort hellwach und kamen dichter an den Rothaarigen heran.
„Gestern beim Rennen —“ der Boß sah vor sich hin auf seine Schuhspitzen. „Eine nette Sache übrigens, wenn so alle Zeitungen und Fabriken ihre Leutchen schicken, jeder eine Nummer auf dem Rücken hat und dann geht’s los. Mitten durch die Stadt, die Menschen stehen auf den Bürgersteigen, winken und rufen —“
„Bis dann einer auf die Nase fällt!“ grinste Erwin Kogge.
„Richtig! meinte Alibaba und sah jetzt auf. „Bis einer auf die Nase fällt! Am Anfang ging ja alles noch gut und schön. Es sah schon so aus, als hätte ich das ,Grüne Band’ in der Tasche. Da passierte es dann. Mitten auf dem Hansaplatz — --“
Der Rothaarige holte tief Luft, und dann holte er plötzlich ein Fahrradpedal aus seiner Hosentasche.
„Das Ding da war plötzlich weg! Komisch, findet ihr nicht auch, ein Fahrradpedal, das plötzlich abbricht? Ihr könnt es euch genauer ansehen
Das Pedal ging von Hand zu Hand, man bestaunte es wie eine seltene Briefmarke, aber weiter auch nichts.
Bis es zu Mario kam.
Der junge Italiener besah sich das Pedal eine ganze Weile. Schließlich befühlte er mit dem Daumen die Bruchstelle. Dabei sah er wortlos zu Alibaba hinüber.
„Na und?“
Der schmale Junge mit seinen großen schwarzen Augen war immerhin ein ganzes Jahr lang bei den Rasmussen-Werken als Maschinenschlosser in die Lehre gegangen.
„Also was ist los?“ fragte der Boß lauernd.
„Angesägt—!“ stellte Mario fest.
„Gar keine Frage, daß das angesägt ist!“ Auch Erwin Kogge untersuchte jetzt die Bruchstelle. „Ganz einfach angesägt! Das ist glatte Sabotage!“
Harald stand dicht neben Alibaba. Sie sahen sich eine Sekunde schweigend an. Dann plötzlich sprang der Rothaarige von seiner Kiste herunter und nahm
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