Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fuenfzig vom Abendblatt

Die Fuenfzig vom Abendblatt

Titel: Die Fuenfzig vom Abendblatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
Vom Netzwerk:
los, als ob das Überfallkommando hinter ihm her sei. Er war etwa in der Höhe der Bogenbrücke, da stand für ihn fest, daß er seine übrigen falschen Zehnmarkscheine auf dieselbe Art umwechseln würde. Der Zufall hatte ihm da einen sehr einleuchtenden Weg gezeigt. Nahm die Polizei die falschen Scheine höchstpersönlich, war dagegen nichts einzuwenden. Ihre Sache wäre es ja auch, den Umlauf des Falschgeldes zu verhindern. Harald brauchte also nur noch viermal die verschiedensten Einbahnstraßen in der verbotenen Richtung zu durchfahren und der Fall wäre für ihn ausgestanden. Mit zehn Mark Verlust allerdings, und das war ziemlich viel.
    Der kleine Sam oder Klaus Verhoven oder auch Alibaba — hätten sich dieses Vergnügen nicht leisten können.

Das Konzert im Unionhaus

    Zur gleichen Zeit etwa, als ein großer Teil der Stadt auf den Beinen war, um beim Rennen um das „Grüne Band“ dabei zu sein, hatte Vater Verhoven ganz unerwarteten Besuch bekommen. Er war allein zu Hause gewesen und hatte zuerst gar nicht öffnen wollen.
    Aber dann hatte es an der Flurtür zum dritten und zum vierten Mal geläutet.
    „Ja bitte — ?“
    „Peter von Bertelmann
    Die Begegnung war zuerst ziemlich kühl gewesen. Peter von Bertelmann hatte seinen Besuch damit begründet, daß er erst jetzt von der Erblindung seines früheren Studienfreundes erfahren hätte. Der damalige Vorfall an der Kunsthochschule war mit keinem Wort erwähnt worden. Trotzdem hatten gerade die insgeheimen Gedanken an diese Geschichte die beiden Männer zu keinem richtigen Gespräch kommen lassen.
    Peter von Bertelmann hatte dann auch seinen Besuch ziemlich bald mit einer Einladung zu seinem Konzert im Unionhaus abgeschlossen.
    „Am Dienstag abend. Ich würde mich freuen. Und sei nicht allzu kritisch „Ausgerechnet am Dienstag habe ich Gäste Vater Verhoven hatte lächelnd erklären müssen, daß sein Junge beim Abendblatt Zeitungen ausfahren würde und daß alle seine Freunde gerade für den Dienstag abend eingeladen wären.
    „Wir wollen ein wenig Musik machen Da hatte Peter von Bertelmann angeboten, für die ganze Horde Freikarten zu besorgen.
    „Es liegt mir nämlich wirklich daran, daß du kommst, und ich würde mich dann später gerne mit dir über meine Musik unterhalten. Und was die Jungen anbetrifft, so helfen sie den Saal füllen. Der Vorverkauf der Karten läßt nämlich noch zu wünschen übrig So war es gekommen, daß sich am Dienstag abend ein großer Teil der Abendblatt-Jungen so gut als eben möglich anzog und beim Frisieren vielleicht zwei Minuten länger vor dem Spiegel stand als gewöhnlich. Immerhin hatte wohl keiner von ihnen bisher ein Konzert besucht.
    Das Unionhaus lag in der Hafenchaussee dicht hinter der Bogenbrücke. Mit rund zweitausend Sitzplätzen war dort der größte Theatersaal der Stadt.
    Entgegen den Befürchtungen von Peter von Bertelmann war das Haus ziemlich ausverkauft.
    Vater Verhoven saß zwischen Klaus und Alibaba. Natürlich war auch Brille dabei und Sam. Harald kam gerade noch im letzten Augenblick.
    Die rund fünfundzwanzig Plätze lagen alle zusammen in einer Seitenloge im Rang. Wie vom Flugzeug aus war der ganze Saal zu überblicken. Sam staunte vor allem über die Pracht der festlichen Abendkleider. Es war das erste Mal in seinem Leben, daß er einer so glanzvollen Veranstaltung beiwohnte. Den übrigen Jungen ging es natürlich genauso.
    Aber nicht nur für die Jungen vom Abendblatt war dieser Abend eine Überraschung. Er war für die ganze Stadt zu einem besonderen Ereignis geworden. Zeitungen und Plakate hatten dieses Konzert schon im voraus zu einer Sensation erklärt. Bei der Höhe der Eintrittspreise war es für alle, die Rang und Namen hatten, geradezu eine Selbstverständlichkeit, heute abend hier anwesend zu sein. Denn zuweilen muß eine Sache teuer sein, um Erfolg zu haben. Das leuchtet nicht ohne weiteres ein. Aber es ist so.
    Wie durch Zeitungen, Plakate und auch Radio angekündigt, stand der Komponist selbst am Dirigentenpult. Schlank, hochgewachsen und in einem auffallend gutsitzenden Frack.
    Zwei Symphonien des neuen Komponisten waren im Programm angekündigt. Das erste dieser beiden Stücke ging jetzt seinem Ende zu, Peter von Bertelmann dirigierte hinreißend. Mit vornehmer Gelassenheit hatte er das Podium betreten und sich dann ohne weitere Verbeugungen sofort dem Orchester zugewandt. Während des ersten Satzes seiner Symphonie, die allerdings ausladend und wenig temperamentvoll gewesen

Weitere Kostenlose Bücher