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Die Fuenfzig vom Abendblatt

Die Fuenfzig vom Abendblatt

Titel: Die Fuenfzig vom Abendblatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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das abgebrochene Pedal wieder an sich. Er bat sich Ruhe aus.
    „Der Sachverhalt ist so klar wie Wurstbrühe. Es besteht gar kein Zweifel: Das Pedal ist vor dem Rennen angesägt worden.“
    Wie er jetzt aufrecht unter der Horde stand, war er ganz Boß und Chef.
    „Das ist alles, was ich vorläufig zu sagen habe —“
    Die Horde war außer sich.
    Zuerst die Geschichte mit den falschen Zehnmarkscheinen und jetzt das noch!
    Natürlich machte sich jeder seine Gedanken. Es wäre am einfachsten, die ganze Sache den Leuten vom „Nachtexpreß“ in die Schuhe zu schieben.
    Sam wollte auch schon anfangen, etwas von schwarzen Gestalten zu phantasieren, die ihm nachts mehrfach aufgefallen wären. „So ganz dunkel und „Papperlapapp!“ unterbrach ihn Brille.
    „Es tut mir leid, aber je mehr ich mich mit der Materie befasse — er sagte tatsächlich ,Materie 4 um so klarer wird es mir, daß der Täter nicht von außen kommt. Das Rad stand vor dem Rennen immer hier im Schuppen, und die Nacht-expreß-Leute würden es nie gewagt haben, hierher zu kommen — “
    Zuerst war es für ein paar Sekunden still wie auf einem Friedhof. Aber dann knallte es los.
    „Du bist wohl von’allen guten Geistern verlassen---“
    „Schlägt ja dem Faß den Boden aus — “
    „— beziehungsweise setzt ihm die Krone auf!“
    „Wer soll denn von uns Interesse dran haben, daß der Boß auf die Schnauze fällt?“
    Alle redeten laut durcheinander.
    „Stopp!“ meldete sich Alibaba wieder zu Wort. „Ich hatte es mir lange überlegt, ob ich euch die ganze Pedal-Geschichte überhaupt erzählen soll. Aber es ist besser, ihr wißt Bescheid, damit ihr die Augen aufmacht. Jedenfalls, irgend etwas ist faul in der Eierkiste! Also aufgepaßt und vorerst kein Wort davon zu anderen! Es wird sich jetzt zeigen, ob wir auch mehr können als nur Zeitungen durch die Gegend kutschieren!“
    Der Boß spuckte genau auf den Fetzen Papier, der da so etwa drei Meter vor ihm auf der Erde lag. Dieser weiße Fleck als Ziel hatte ihn schon die ganze Zeit über gereizt.
    „Sonst wüßte ich nichts mehr Er tippte jetzt an seine Stirn, als ob er eine Mütze aufhätte, und wünschte allerseits einen schönen, geruhsamen Abend.
    Wirklich, er sagte „geruhsam“.
    Kaum zwei Minuten später war die Horde auf dem Weg nach Hause.
    Nur Harald radelte noch zum Kiosk an den Arkadia-Lichtspielen. Er wußte genau, daß er dort seine fünf falschen Zehnmarkscheine kassiert hatte.
    Krüger hatte schon sein Verkaufsfenster geschlossen und war gerade dabei aufzuräumen.
    Harald grüßte ganz besonders freundlich, und dann sagte er, weshalb er gekommen sei.
    Aber der Zeitungshändler ließ den Jungen gar nicht zu Ende reden. Kaum hatte er begriffen, worum es ging, da schimpfte er auch schon los:
    „— versuche ja nicht, mir da irgend so ein krummes Ding unter die Weste zu jubeln. Ich bin ein ehrlicher Geschäftsmann, du Lausejunge! So eine Frechheit ist mir noch nie vorgekommen!“
    „Aber Herr Krüger, ich denke doch gar nicht daran, Ihnen einen Vorwurf zu machen. Man hat Sie eben betrogen, so wie in diesen Tagen Tausende in unserer Stadt mit diesen falschen Zehnmarkscheinen betrogen werden. Bestimmt haben Sie es gar nicht gewußt, daß diese Dinger falsch sind----“
    Harald versuchte, den aufgebrachten Zeitungshändler so gut als möglich zu beruhigen. Aber der wurde nur noch wütender.
    „Quatsch. In meine Kasse kommt kein Falschgeld, merk dir das, du Rotznase!“
    Damit schlug er die Tür an seinem Kiosk knallend zu und zeigte dem Jungen nur noch seinen breiten Rücken.
    Es würde sinnlos sein, sich hier länger aufzuhalten. Harald schwang sich also auf sein Rad und fuhr los.
    Sieh mal an, dieser Krüger mit seinen Vogelstimmen! Konnte ganz hübsch in Wut geraten und ausfällig werden!
    „He, junger Freund, absteigen!“ Irgend jemand faßte Harald sehr plötzlich an der Lenkstange und zwang ihn zu halten. Der Junge wollte schon aufbegehren, da erkannte er dicht vor sich die dunkelblaue Uniform eines Schupos.
    „Das hier ist eine Einbahnstraße. Zwei Mark, wenn ich bitten darf. Sofort zu bezahlen oder, wenn’s dir lieber ist, einen Strafzettel.“
    „Ziehe zwei Mark sofort vor —“ antwortete Harald und griff in seine Tasche.
    Der Schupo nahm seinen Zehnmarkschein in Empfang, gab acht Mark zurück und legte einen kleinen Quittungszettel bei.
    „Und das nächste Mal die Augen aufgemacht-“
    „Kommt bestimmt nicht wieder vor“, versicherte Harald und jagte auch schon

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