Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gabe der Magie

Die Gabe der Magie

Titel: Die Gabe der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Duey
Vom Netzwerk:
Wir bogen nach rechts in einen Tunnel, der schmaler war als alle, in
denen ich bislang gewesen war, eingeschlossen auch jenen rings um die Halle der
Hoffnung. Regen , dachte ich bei mir, denn ich musste ein R -Wort
suchen und aufmerksam bleiben, um mir die Abzweigungen einzuprägen.
    Dann stieg der Weg an. Wir bogen erneut ab
und betraten einen Tunnel, der so steil war, dass ich außer Atem geriet, als
ich dachte, wir seien oben angekommen. Aber das waren wir gar nicht. Wir hatten
nur eine enge Haar nadelkurve erreicht,
hinter der sich die Steigung fortsetz te. Dreimal bogen wir ab, und die
letzte Wegstrecke war so steil, dass ich merkte, wie meine Beine unter der
Anstrengung schmerzten.
    Bei keiner einzigen Gelegenheit drehte
sich Jux um und vergewisserte sich, ob ich mithalten konnte. Er lief so schnell
bergauf, wie er auch in den ebenen Tunneln gelaufen war, und als wir den
steilen, schmalen Gang verließen, war ich verblüfft, plötzlich etwas riechen zu
können … Gras? Die Luft war hier besser, frischer.
    Hatten wir jetzt nicht beinahe die Spitze
des Hanges erreicht? Gab es hier Gänge, die nach draußen führten?
    »Hier«, sagte Jux. Vor uns befand sich
eine runde Tür, die wie aus Kupfer aussah. Er öffnete sie, und ich folgte ihm
hinaus in den Sonnenschein. Sonnenschein. Aber wir waren nicht draußen.
Über uns konnte ich dunkles Gestein erkennen. Es musste von langen Öffnungen
durchzogen sein, auch wenn ich diese wegen der Bäume nicht sehen konnte. Bäume! Wir standen in einem sonnenbeschienenen Wald unter einem schwarzen
Steinhimmel.
    »Dort drüben«, sagte Jux und machte eine
Geste, während er voranging.
    Ich folgte ihm, und
mein Herz flatterte. Die Sonne stand am Himmel, folglich musste es helllichter
Tag sein. Es gab die Welt da draußen also noch immer, und es bestand die Chance, dass ich sie eines Tages wiedersehen
würde.
    »Dies ist die erste Einfriedung«, erklärte
Jux.
    Ich blinzelte und
versuchte zu verstehen, was er mein te. Ungeduldig wedelte er mit den Händen, und endlich sah ich
glänzendes Glas. Es handelte sich um ein von Glas umgebenes Gebiet, in dem sich
ein großer Baum und einige wenige Büsche verschiedener Arten befanden.
    »Geh schon«, sagte Jux. »Durch die Tür.«
    Erst als ich seiner ausgestreckten Hand
mit den Augen folgte, bemerkte ich, dass es eine Tür gab. Auch sie bestand ganz
und gar aus Glas, sogar die Klinke und alles andere, und es war feiner und
reiner als alles Glas, das ich je gesehen hatte. Ich zögerte und schluckte schwer.
»Soll ich hineingehen?«, presste ich hervor.
    Der Zauberer machte eine Bewegung, als
müsse er mich davonscheuchen, und ich drückte die Klinke herunter. Die Tür war
schwer, und wenn es irgendwelche Angeln gab, so konnte ich sie nicht entdecken.
Trotzdem schwang sie auf.
    Ich spürte einen plötzlichen Stoß in
meinem Rücken, der mich stolpern ließ, und als ich herumwirbelte, sah ich, wie Jux
eben die Tür schloss.
    »Hier gibt es eine Schlange«, sagte er.
»Ihr Gift kann dich töten.« Mit diesen Worten machte er kehrt und ging davon.
    Langsam drehte ich mich einmal um die
eigene Achse. Die Einfriedung hatte ungefähr die Größe einer Stallbox. Ein
Pferd könnte ein oder zwei Längen in jede Richtung zurücklegen, mehr nicht. Ich
hätte vier oder fünf Schritte machen können, was ich aber nicht tat. Auch zu
Hause gab es Schlangen im Wald. Ich wusste genug über sie, um ausreichend Zeit
damit zu verbringen, mich zu vergewissern, dass sich keine Tiere in dem
Baumstamm befanden, der vor der Glaswand lag. Auf ihn setzte ich mich und legte
den Kopf in den Nacken.
    Falls es auch eine Glasdecke gab, so
konnte ich sie nicht ausmachen. Die Sonne war warm, die Luft weich und duftend.
Ich begann mit dem ersten Atemmuster, um dagegen anzukämpfen, dass mich die
Furcht in den Griff bekam und dazu brachte, an die Tür zu hämmern und zu
flehen, man möge mich hinauslassen. Vielleicht gab es gar keine Schlange.
Vielleicht war es wie bei unserem Zimmer an jenem ersten Tag – nur ein Trick.
Oder vielleicht würde die Schlange auftauchen und mich zu Tode erschrecken, um
dann wieder zu verschwinden.
    Nach einiger Zeit hörte ich ein
raschelndes Geräusch in einem der Büsche und drehte den Kopf, um in das Grün zu
starren. Ich drückte den Rücken durch, und in diesem Augenblick schob sich eine
Schlange zwischen den Blättern hervor und glitt auf mich zu. Ich bewegte meine Hand und hoffte, ich würde sie damit so er schrecken, dass sie sich

Weitere Kostenlose Bücher