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Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Titel: Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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erfolgreich. Es war ein Sonntag und dazu noch einer, der seinem Namen alle Ehre machte. Es schien tatsächlich für längere Zeit die Sonne. Die Lichtverhältnisse waren fantastisch. Sicher würde er das bei diesem Shooting gewonnene 'Rohmaterial' noch bearbeiten müssen, aber der Aufwand würde sich im Rahmen halten. Film um Film verknipste Jim.
    Die Auftraggeber der Bilder hatten ihre ganz bestimmten Wünsche, die nicht immer leicht zu erfüllen waren. Letztlich ging es darum, Kleider so darzustellen, daß jede Frau, die entsprechende Foto in einer Illustrierten sah, sich danach sehnte, in ebenso tollen Kleidern daherzuflanieren wie diese Models.
    Gegen Mittag wurde eine kurze Pause gemacht. Jim ging zu seinem Wagen, einer uralten erbarmungswürdigen Rostlaube, die er wohl mehr oder minder um irgendwelcher nostalgischer Gefühle willen fuhr. Er pflegte sie mit viel Liebe zum Detail und man konnte sich nur darüber wundern, daß
    dieses Gefährt sich überhaupt noch von der Stelle bewegte. Er öffnete die Beifahrertür und holte einen neuen Film aus dem Handschuhfach. Außerdem wollte er sich jetzt die Dose Cola genehmigen, die auf dem Fußboden lag. Er öffnete sie, beplemperte sich dabei etwas und trank die Hälfte des Inhalts in einem Zug leer.
    Dann setzte er die Dose vom Mund ab, atmete tief durch und...
    Erstarrte!
    Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen.
    In einer Entfernung von vielleicht zwanzig, dreißig Metern sah er eine Gestalt hinter einem verwelkt wirkenden Busch auftauchen.
    Sie war es.
    Die Frau, die auf geheimnisvolle Weise auf seinen Bildern erschienen war.
    Ihre blauen Augen sahen ihn an. Sie warf das lange, blonde Haar in den Nacken. Ihre Schritte hatten etwas Graziles, Katzenhaftes an sich.
    Das Kleid schmiegte sich eng um ihren anmutigen Körper. Ihre Lippen waren voll, aber seltsam blaß. Sie bewegten sich, öffneten sich halb und verzogen sich zu einem Lächeln, das Jim Field eisige Schauder über den Rücken trieb. Nie zuvor hatte er ein Lächeln gesehen, daß so voller Haß und Zynismus war.
    Im selben Moment hörte er das leichte Grollen eines Donners. Er blickte auf und stellte fest, daß sich einige Wolken zu immer dunkler werdenden Gebirgen aufgetürmt hatten. Ganz schnell mußte das geschehen sein. Die Sonne wurde verdeckt. Und ein kühler Wind strich auf einmal über die sanften Hügel. Ein Wind, der die Models aufkreischen ließ. Irgend jemandem war ein Hut oder Kopftuch weggeweht... Die anderen aus dem Shooting-Team hatten von der jungen Frau mit den blauen Augen keinerlei Notiz genommen. Sie standen abseits, hatten laut gescherzt, Witze gemacht und versucht, sich in der kurzen Pause, die ihnen vergönnt war, etwas zu entspannen. Schließlich lagen noch ein paar Stunden harter Arbeit vor ihnen, die volle Konzentration verlangte. Wieder grollte der Donner.
    Es klang bedrohlich. Ein Blitz zuckte bereits.
    "Das hat uns noch gefehlt!" war jemand zu hören. "Ich hoffe, wir kriegen unser Programm noch über die Bühne!" Jim achtete nicht darauf.
    Die Lichtverhältnisse, die Models, all das war ihm im Augenblick völlig gleichgültig.
    Er dachte an die blonde Frau.
    Sie drehte sich herum, ging davon.
    Schritt um Schritt entfernte sie sich.
    Jim schluckte. Einen Moment lang war er unfähig etwas zu sagen. Aus irgendeinem Grund schien ihm ein dicker Kloß im Hals zu stecken.
    Dann rief er: "Warten Sie!"
    Die junge Frau zeigte keinerlei Reaktion. Sie wurde jetzt bereits halb von dem Gebüsch verdeckt, hinter dem Jim sie zuerst gesehen hatte. Ihre Schritte lenkten sie auf eine Gruppe verdorrter, sehr knorriger Bäume zu, die wie ins riesenhafte vergrößerte Bonsais wirkten.
    Jim folgte ihr. "Warten Sie!" rief er. Er setzte zu einem kleinen Spurt an, trank den Rest der Cola-Dose aus, damit der Inhalt nicht herausschwappte und sah dann, wie sie sich langsam herumdrehte.
    Jim lief auf sie zu.
    Wenige Schritte von ihr entfernt, hielt er an, betrachtete sie und fühlte Unbehagen in sich aufsteigen.
    "Wer sind Sie?" fragte er.
    Sie bewegte nicht die Lippen.
    Und doch war ein schallendes Gelächter zu hören, das auf unnatürliche den akustischen Gegebenheiten dieser Landschaft völlig widersprechende Weise widerhallte.
    Ihre blauen Augen musterten ihn.
    Und dabei veränderten sie sich.
    Sie wurden pechschwarz.
    So finster wie die dunkelste Nacht.
    In nächster Sekunde zuckten Blitze in diesem Dunkel. Blitze, deren Licht so intensiv war, daß Jim erschrocken die Hände hob, um seine Augen zu

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