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Die Galerie der Lügen

Titel: Die Galerie der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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ein Kinderbuch vor: einfache Formen, wenige Farben – vielleicht ein bisschen düster für die lieben Kleinen.«
    »Der Vergleich ist gar nicht schlecht. Gewöhnlich sollen die bunten Büchlein uns Erwachsene ja dazu anregen, zu jeder Abbildung eine Geschichte zu erzählen. Ähnliches hatte wohl das › Gehirn ‹ im Sinn. Es zitiert gewissermaßen durch die aufgereihten Alltagsgegenstände die beschädigten und entwendeten Meisterwerke. Damit macht es den Unachtsamen Schläfer selbst zu einem Gesamtkunstwerk, zu einem Gedicht, das aus einzelnen, nicht voneinander trennbaren Zeilen besteht. Ein raffinierter Hinweis auf das Problem der nicht reduzierbaren Komplexität.«
    »Tatsächlich? Was würden Sie sagen, wenn ich behauptete, die Kombination aus Traumsymbolen, Hermaphrodit, gestohlenen Gemälden und darin versteckten Botschaften sei rein zufällig entstanden?«
    »Ich würde Sie für debil halten.«
    »Danke für die Offenheit.«
    »Keine Ursache. Aber das ist genau der Punkt. Er will uns damit sagen: Hier ist ein planender Geist am Werk.«
    »Hält er sich für Gott?«
    »Vielleicht. Ich weiß es nicht. Aber seine Anspielung auf einen intelligenten Konstrukteur komplexer biologischer Systeme wie einer beliebigen Zelle scheint mir überdeutlich zu sein.«
    »Das muss wohl an Ihrer speziellen Sicht der Dinge liegen. Ich erkenne da gar nichts.«
    »Das liegt daran, dass sie das Problem der Komplexität nicht durchschauen. Nehmen wir ein ganz einfaches Beispiel: eine Mausefalle. Sie besteht nur aus fünf Holz- und Drahtteilen: Brett, Feder, Haltebügel, Schlagbügel und Köderhalter. Man würde keine der Einzelkomponenten als Mausefalle bezeichnen, und sie können für sich allein auch nicht als solche funktionieren. Das tut sie nur dann, wenn sämtliche Einzelteile gleichzeitig vorhanden und auch richtig zusammengesetzt sind. Der Biochemiker Michael Behe verweist auf ähnlich überschaubare Apparaturen in der Natur.«
    »Biologische Mausefallen?«
    »Nein, molekulare Maschinen wie den Elektrorotationsmotor von Escherichia coli.«
    »Ist das nicht eine Bakterienart?«
    »Eine sehr agile sogar. Sie verdankt ihre Beweglichkeit einer Geißel, chemischen Sensoren, einem Antriebs- sowie einem Steuerelement, und einigen anderen Teilen, insgesamt über fünfzig Einzelkomponenten. Auch Darwinisten geben zu, dass die Bakterie irgendwann ihren Antrieb bekommen haben muss, nach der Theorie Ihres Namensvetters in Einzelschritten, die zufällig und ric htungslos waren. Selbst wenn man das Bioaggregat auf seine Grundelemente reduziert – Bakteriengeißel, Winkelstück, Rotationsachse, Lager und Motor –, bleiben immer noch fünf Baugruppen.«
    »Wie bei der Mausefalle.«
    »Gut erkannt! Nach Darwin ist für einen Organismus nur das von Vorteil, was ihm in der Umwelt, in der er sich behaupten muss, zu mehr Nachkommen verhilft. Alles andere ist unnötiger Ballast und wird von der Selektion wieder über Bord gekehrt.«
    »Richtig.«
    »Wie konnte dann aber der Bakterienrotationsmotor entstehen? Jedes Grundelement für sich allein ist kein Antrieb. Es bringt den Einzeller weder im Daseinskampf noch in seinem wässrigen Lebensraum voran, sondern belastet nur seinen Stoffwechsel.«
    »Na, dann gab’s eben fünf Mutationen gleichzeitig, die den Antrieb zusammengesetzt haben.«
    »Genau.«
    »Was?«
    »Haargenau so argumentiert das Gros der Darwinisten. Sie stellen eine Behauptung auf und versagen uns den Beweis. Die grobe Vereinfachung – angeblich zur Schonung überforderter Kleingeister im einfachen Volk – ist eine ihrer Standardstrategien. Vermutlich würden sie nicht erwähnen, dass selbst bei extremster Vereinfachung des Antriebs und geradezu abenteuerlich optimistischen Grundannahmen mindestens achtundzwanzig passende Veränderungen in der Zelle erforderlich sind, um ihn in einer Hauruckaktion der Evolution zusammenzusetzen.«
    »Klingt gar nicht so viel.«
    »Ha!« Daniels hielt sich die Hand vor den Mund, weil der Heiterkeitsausbruch ihr unangenehm zu sein schien. Ernster fügte sie hinzu: »Die Verhältniszahl für die Wahrscheinlichkeit, dass diese achtundzwanzig Veränderungen gleichzeitig und zueinander passend auftreten, besteht aus einer Eins mit einhundertvierzig Nullen.«
    »Oh!«
    »Das hört sich für einen Einzeller, der so eine passende › Punktmutation ‹ gerade mal bei einer Milliarde Zellteilungen hinbekommt, gewaltig an, nicht wahr? Aber die Evolutionstheoretiker behaupten ja, es gebe schon seit vier

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