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Die Galerie der Nachtigallen

Die Galerie der Nachtigallen

Titel: Die Galerie der Nachtigallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Gesellschaften.« 
    »Und die
Rätsel? Der Schuhmacher?«
    Sir Richard und Lady
Isabella schüttelten den Kopf. »Das wissen wir auch
nicht«, murmelten sie einstimmig.
    »Und die
Bibelzitate aus der Genesis und der Geheimen Offenbarung? Ihr habt
keine Ahnung, was sie bedeuten könnten?«
    Wieder ein
einstimmiges Nein. Athelstan kehrte an den Tisch zurück,
rollte das Stück Pergament zusammen und packte Federkiel und
Tintenhorn ein. »Sir John, für den Augenblick wollen wir
es dabei belassen. Sir Richard und Lady Isabella wissen jetzt,
daß wir nicht so dumm oder unfähig sind, wie wir
manchmal scheinen. Seid getrost, Sir Richard: Am Ende werden wir
die Wahrheit entdecken, und der Mörder, wer immer er oder sie
auch sein mag, wird bei The Elms hängen, wo ganz London
zuschaut.«      
    Cranston schürzte
die Lippen und nickte, als hätte Athelstan gesagt, was zu
sagen war. Sie verabschiedeten sich vom Kaufmann und seiner
Geliebten.
    Als sie das Haus
Springall verlassen hatten und in der Cheapside warteten, daß
ein Hausknecht ihre Pferde vorführte, spürte Athelstan,
daß Cranston wütend auf ihn war. Aber der Coroner
schwieg, bis sie im Sattel saßen und das Haus hinter ihnen
lag, bevor er anhielt und seinem Zorn freien Lauf
ließ.
    »Bruder
Athelstan«, begann er wütend. »Ich möchte
dich doch daran erinnern, daß ich der Coroner des Königs bin,
und daß diese beiden da«, er deutete zurück zum
Hause Springall, »Sir Richard und seine kostspielige
Geliebte, des Mordes schuldig sind!«
    »Sir
John«, antwortete Athelstan, »ich bitte um
Vergebung.«
    »Er bittet um
Vergebung!« äffte Cranston ihn nach, und dann beugte er
sich vor und packte Athelstans Sattelhorn. »Du bittest um
Vergebung! Hättest du den Mund gehalten, Bruder, dann
hätten wir die Wahrheit vielleicht herausgefunden. Aber nein!
Wir haben festgestellt, daß Lady Isabella beim Apotheker war.
Wir haben festgestellt, daß sie und Sir Richard ein
Liebespaar sind, unzuchttreibende Ehebrecher, und da wäre es
nur eine Frage der Zeit gewesen, wann wir das Geständnis von
ihnen bekommen hätten, daß sie auch für Sir
Thomas’ Tod und den der anderen verantwortlich
sind.«
    »Ich bin anderer
Meinung, Sir John. Es gibt keinen echten Beweis für ihre
Beteiligung an den Morden. Oh, Ehebrecher sind sie wohl.«
Athelstan merkte, daß auch in ihm der Zorn aufstieg.
»Aber wenn es darum ginge, Sir John, dann würden wir die
halbe Cheapside wegen Ehebruchs hängen und wüßten
immer noch nicht, wer der Mörder ist.«
    »Jetzt hör
mir mal gut zu!« Sir John beugte sich herüber, und sein
Gesicht lief rot an vor Wut. »In Zukunft, Bruder, wäre
ich dir dankbar, wenn du dich an die Regeln der Höflichkeit
halten und mit mir beraten wolltest, ehe du irgendwelche
Erklärungen abgibst. Wie gesagt: Ich bin hier der
Coroner.«
    »Dann laßt
Euch daran erinnern, Sir John«, versetzte Athelstan und
lehnte sich im Sattel zurück, »daß ich Schreiber
und Priester bin, nicht aber Euer Botenjunge oder Schoßhund!
In diesen Dingen werde ich aussprechen, was ich für das beste
halte, und wenn Ihr es so schwierig findet mit mir, dann schreibt
meinem Pater Prior. Ich hätte nichts dagegen, von dieser
Bürde befreit zu werden.«
    Der Bruder sprach
jetzt so laut, daß die Vorübergehenden stehenblieben und
ihn neugierig anstarrten. »Glaubt Ihr denn, mir macht diese
Arbeit Spaß, Sir John? Herumlaufen und den Fetten und Reichen
des Landes zuzuhören, wie sie ihre geheimen Sünden
offenbaren und sich jedesmal über uns lustig machen, wenn wir
wieder in einer Sackgasse gelandet sind und nicht mehr
weiterkönnen? Glaubt Ihr das?«
    Athelstan wandte sein
Pferd. »Ich schlage vor, Sir John, jeder von uns begibt sich
jetzt nach Hause und denkt nach über das, was geschehen ist.
Vielleicht können wir morgen oder übermorgen in unseren
Ermittlungen fortfahren.«
    »Du gehst nach
Hause, wenn ich es sage!« brüllte Sir John. »Ich
gehe, wann ich will!« erwiderte Athelstan.
    Und ohne eine Antwort
abzuwarten, trieb er Philomel die Cheapside hinunter und ließ
den vor Wut kochenden Coroner zurück.

Kapitel 7
    Als Athelstan in St.
Erconwald ankam, bereute er seine übereilten Worte schon. Sir
John hatte ja recht. Er hatte über Lady Isabellas und Sir
Richards Schuld und Unschuld befunden, ohne sich vorher mit dem
Coroner zu beraten. Dabei hätte Cranston vielleicht gern noch
ein paar Fragen gestellt. Es reute ihn, daß er Sir John nicht
beiseite genommen, ihm den Frieden und

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