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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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hast.«
    »Amayne«, flüsterte Talo inbrünstig und hörte, wie Myra das Wort leise wiederholte.
    »Onkel? Reichst du mir bitte das Brot?«
    Talo hob die hölzerne Schale mit dem harten Brot und gab sie ihr. Nach seinen Gedanken an die Ankunft des Erlösers schienen die Kerzen auf dem Tisch heller zu brennen und das kalte Haus wirkte wärmer. »Nichte, was hast du heute Neues gehört?« fragte er, nahm ein Brot und tauchte es in die Schüssel mit Haferschleim, damit es weicher würde.
    Myra stieß verärgert die Luft aus. »Sholmo sagt, Mashiah hätte vor, uns wieder anzugreifen. Ich glaube es nicht, aber…«
    »Wahrscheinlich stimmt es. Er wird keine Ruhe geben, bis wir alle tot sind. Wahre Gläubige sind eine Bedrohung für ihn.«
    »Aber warum?« rief Myra und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Wir sind nur noch eine Handvoll. Wie können wir da eine Bedrohung sein?«
    Talo preßte die Lippen zusammen. Er wollte die geheimen Überlegungen nicht preisgeben, die er kürzlich angestellt hatte. Er hatte verschiedene Passagen im Micha miteinander verbunden und war sicher, daß er – endlich – die wahre Natur von Adom Kemar Tartarus herausgefunden hatte.
    »Ich glaube, wir sollten von hier verschwinden. Vielleicht können wir mit dem Handelsschiff, daß alle sechs Monate hier landet, eine Überfahrt machen. Wenn sie uns nach New Payestine mitnehmen, können wir…«
    »Ich bin zu alt, um ein neues Leben zu beginnen. Zu alt, um mir auf einem weit entfernten Planeten den Lebensunterhalt zu verdienen. Davon abgesehen sind die Gamanten auf New Payestine allesamt Narren. Wie können sie im Herzen der magistratischen Macht leben? Das ist nicht gut.«
    »Woher sollen wir das wissen? Vielleicht behandeln uns die Magistraten freundlicher als der Mashiah? Na? Hast du darüber schon mal nachgedacht? Der Mashiah…«
    »Unmöglich.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Du würdest es mir nicht glauben«, erwiderte er leise und betrachtete sie liebevoll. »Ich weiß, daß du nichts vom alten numerologischen System…«
    »Oh, Onkel«, sagte sie zornig, »du hast doch nicht etwa wieder deine Zeit mit dem Addieren von Sätzen verschwendet, oder?«
    »Das ist keine Verschwendung. Gott verbirgt die Dinge in den Schriften. Er …«
    »Wenn er Dinge verbirgt, dann deshalb, weil wir sie nicht wissen sollen.«
    »Nein. Er macht das, weil er nicht möchte, daß jeder zufällige Leser darauf stößt. Doch wenn du es ernst meinst und genug liest, wirst du erkennen, wie er die Abschnitte so angeordnet hat, daß jene die Botschaften entschlüsseln können, die es wissen müssen.«
    Myra rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl hin und her, und Talo senkte den Kopf und zog sich in sich selbst zurück, wo er sich sicher fühlte. Der Ausdruck auf Myras Gesicht zeigte deutlich ihren Zorn darüber, daß er wertvolle Zeit mit nutzlosen Dingen verschwendete.
    »Hast du das Loch in der Wand ausgebessert?«
    »Nein, ich … ich habe es vergessen«, verteidigte er sich schwach. »Ich werde es morgen fertig machen.«
    »Ich habe dich schon vor einer Woche darum gebeten, Onkel. Du weißt, daß Mäuse durch das Loch hereinkommen, und ganz gleich, wo ich das Mehl verstecke, sie finden es doch.«
    »Ich weiß. Ich hab’s vergessen. Morgen werde ich es richten.«
    Myra schaute ihn zweifelnd an. Um ihrem vorwurfsvollen Blick zu entgehen, nahm er den Löffel und tauchte ihn in den Haferbrei. Er schmeckte wie Wasser. Die wenigen Wurzeln reichten nicht, um ihm Geschmack zu verleihen. »Es tut mir leid, Nichte.«
    Sie nickte und schloß die Augen. »Nein, mir tut es leid. Ich bin den ganzen Tag durch die verbrannten Stadtteile gelaufen und habe versucht, etwas Eßbares einzutauschen, doch es gibt viel zu wenig. Ich habe Angst. Ich weiß nicht, wo ich sonst noch suchen könnte, wenn ich nicht ins Stadtzentrum gehen will, um dort etwas einzuhandeln.«
    »Das darfst du nicht tun! Wenn dich dort jemand erkennt …«
    »Was bleibt mir denn übrig? Die Gerüchte besagen, jene, die an Milcom glauben, hätten genug Brot und Milch – ihr Gott würde es aus der Luft herbeizaubern. Wenn ich einen Schleier trage und…«
    »Ich will keine verdorbenen Speisen essen«, flüsterte Talo elend. Er beugte sich vor und erklärte: »Du wirst mir nicht glauben, aber ich sage es dir trotzdem. Epagael hat mir durch die Zahlen in den Sibyllinischen Orakeln enthüllt, daß Tartarus der von den Schriften vorhergesagte Antimashiah ist! Ich esse keine Speisen, die seine dämonischen

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