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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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blieb vor Slothen stehen, offenbar ohne etwas von ihrer Umgebung wahrzunehmen. Es machte ganz den Eindruck, als könne sie außer Slothen gar nichts sehen.
    »In Ordnung, Amirah. Und jetzt wach auf.«
    Das Mädchen schüttelte das lange blonde Haar über die Schultern und schaute Slothen fragend an. »Sind wir für heute fertig, Magistrat?«
    »Beinahe«, versicherte Slothen sanft. »Möchtest du gern zu deiner Großmutter?«
    Amirahs Gesicht leuchtete freudig auf. »O ja, Sir. Sie wollte nicht hierher kommen. Sie haßt Palaia-Station. Ich weiß aber nicht, warum.«
    Slothen legte eine Hand auf ihren Rücken und führte sie in die Mitte des kleinen, sonderbar leeren Sondierungsraums. Lediglich der Sessel und der dazugehörige Helm befanden sich in einer Ecke des Zimmers. »Warte hier, Amirah. Ich hole deine Großmutter.«
    »Vielen Dank, Sir.«
    Slothen ließ das Kind allein in dem Raum zurück. Die Lichter erloschen bis auf ein düsteres Glimmen. Amirah rang nervös die Hände. Offensichtlich konnte sie sich in der plötzlichen Dunkelheit nicht mehr orientieren.
    Ein paar Sekunden später schoben zwei Wachen eine alte Frau mit wirrem grauem Haar in den Raum. Auf dem Gewand der Gamantin waren große Blutflecke zu sehen. »Der Retter ist nah!« schrie die alte Frau die Soldaten an. »Ihr werdet schon sehen! Er wird euch alle dafür töten, wie ihr die Gamanten behandelt habt!«
    Amirah stieß einen Schrei aus und riß eine Hand vor den Mund, als sie die Verletzungen der alten Frau sah. »Großmutter!« rief sie, stürzte auf sie zu, stützte sie und führte sie zu dem Sondierungsstuhl hinüber. »Oh, Großmutter, was haben sie dir angetan?«
    Ein Durcheinander gamantischer Stimmen drang aus dem Lautsprecher des Interkoms. Dann erhob sich Slothens Stimme über die anderen: »Jetzt, Amirah. Schnell.«
    Die Augen des Mädchens wurden glasig. Sie schwankte und taumelte, als wäre der ganze Raum in Bewegung geraten …
     
    Slothen hielt den Holofilm an und wandte sich an Mastema. »Sie durchlebt jetzt die Programmierung. Sie glaubt, die Schlacht hat begonnen und der Raum wird erschüttert.«
    Mastemas Gesicht nahm einen faszinierten Ausdruck an, als er begriff. »Sie hat keine Ahnung, was mit ihr geschieht?«
    »Nein. Überhaupt keine.«
    »Machen Sie weiter. Ich will den Rest sehen.«
    Slothen startete den Film wieder …
     
    Amirah packte ihre Großmutter, zog sie auf die Füße und zerrte sie durch den Raum zur Tür.
    »Amirah!« rief die alte Frau. »Was ist denn mit dir? Laß mich los!«
    »Nein, Großmutter, nein!« schluchzte Amirah. »Schnell! Wir müssen uns beeilen! Es kommt!«
    Die alte Frau versuchte, ihren von Wunden bedeckten Körper aus dem Griff des Mädchens zu befreien, doch sie war zu schwach. »Sie spiegeln dir das nur vor, Amirah! Laß mich los!«
    »Was? Ich weiß nicht, was du meinst. Schnell! Bitte, Großmutter, bevor es uns erwischt! Es ist fast da!«
    Die alte Frau riß sich los und stürzte zu Boden. Sie starrte zur Decke hinauf und schrie: »Dreckige Dämonen! Was habt ihr meiner Enkelin angetan? Slothen? Du nahash! Die heilige Schlange wird kommen! Hörst du mich? Sie wird dich und deine Herrschaft vom Antlitz des Universums tilgen!«
    Amirah schüttelte verwirrt den Kopf. »Was heißt das, ›nahash‹? Ich weiß auch nicht, was eine heilige Schlange ist, Großmutter! Was ist das?«
    Abrupt glitt die Tür wieder zur Seite. Licht fiel als helles Rechteck in den Raum. Slothen kam mit einer Pistole in der Hand herein. Die alte Frau rutschte weinend auf dem Boden zurück und stieß dabei Verwünschungen aus – doch das Mädchen starrte nur mit leerem Blick zur Tür.
     
    Abermals hielt Slothen die Projektion an.
    »Jossel sieht mich nicht vollständig, sondern nur einen Schatten. Dieses Bild hat sich im Lauf der Jahre in ihrem Bewußtsein verwandelt. Sie hat mich von dem Schatten getrennt und zwei verschiedene Entitäten daraus gemacht. Das ist ein schlechtes Zeichen. Es bedeutet, daß der Schutzwall, den wir so mühsam aufgebaut haben, um den Auslöser zu schützen, langsam zusammenbricht.«
    »Was bedeutet das für den Auslöser? Ist er fehlerhaft? Können wir uns noch auf ihn verlassen?«
    »Wenn die Barrieren intakt bleiben, können wir uns darauf verlassen. Falls Jossel sie aber niederreißt, läßt sich das nicht mehr vorhersagen. Möglicherweise arbeitet er trotzdem noch. Vielleicht aber auch nicht. Wir haben einen zusätzlichen Sicherheitsmechanismus eingerichtet für den Fall, daß

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