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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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sie hinter euch her?«
    »Das habe ich dir doch gerade gesagt«, knurrte Nathan, zog seinen Dolch und schlitzte Yesus blutgetränkte Robe auf. Die klaffende Wunde, die er freilegte, ließ ihn innerlich aufstöhnen.
    »Was habt ihr denn getan?« fragte die Frau.
    »Ich habe einen Centurio getötet«, erwiderte Nathan. Er hielt es nicht für ratsam, ihr die ganze Wahrheit anzuvertrauen.
    Ein leises Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht der Frau. »Ich hoffe, es war dieses Mistkerl Publius. Der geht mir schon seit Monaten auf die Nerven.«
    »Hol mit etwas Wasser und ein paar Tücher. Wir müssen die Wunde reinigen, bevor das Blut gerinnt.«
    Die Frau sprang auf und lief zu dem Krug, der neben ihrem Bett stand. Draußen klang Hufgeklapper auf. Es kam näher, und sie hörten laute Rufe und Flüche. Die Frau blieb wie erstarrt stehen, doch der Krug in ihrer Hand zitterte so stark, daß Wasser auf den Boden spritzte. Nathan hielt den Atem an. Beide starrten mit weit aufgerissenen Augen zur Tür.
    Doch die Soldaten ritten weiter, und der Huf schlag verklang schließlich in der Ferne.
    »Wie heißt du, Frau?« fragte Nathan leise.
    »Miriam. Miriam von Migdal-Nunaya.«
     
    Konzil der Bischofssynode, Nicaea, im Jahr der Gnosis 4085.
     
    Kaiser Konstantin erhob sich und warf seinen roten Samtmantel zurück. Er war ein großgewachsener Mann mit dunklem Haar, einer gekrümmten Nase und machtvollen Augen. Es wurde still im Raum, als die Bischöfe ihm ihre Aufmerksamkeit zuwandten. In ihren Mienen spiegelte sich Besorgnis, und Konstantin unterdrückte ein Lächeln.
    »Meine höchst ehrwürdigen Gefährten«, begann er, »als Bischof gilt meine Aufmerksamkeit vor allem den Fragen des Glaubens. Während des Bürgerkriegs im Jahr 4048 leitete ich einen Kreuzzug gegen die korrupte Christenheit. Seit jenem Tag gilt meine Treue den gesegneten Lehrern der Rechtschaffenheit. Und möge niemand meine Entschlossenheit anzweifeln, die Wahrheit der Lehrer zur Wahrheit der ganzen Welt zu machen. Denn ich glaube, die Religion von Byzanz zu ändern heißt, die Religion der ganzen Welt zu ändern, für immer und ewig. Amen!«

 
KAPITEL 42
     
     
    Amirah bewegte vorsichtig die gefesselten Hand- und Fußgelenke, um den Schmerz etwas zu lindern. Cole hatte ihr ausführlich berichtet, was in der vergangenen Nacht vorgefallen war, doch sie erinnerte sich lediglich an verschwommene Bilder von einem Sondierungsstuhl und an ein kleines Mädchen, das fragte: »Sind wir für heute fertig, Magistrat?« Die einzelnen Stücke des Puzzles wirkten immer bedrohlicher: Ihre Großmutter, die rief, sie solle sich nicht als Schachfigur benutzen lassen; Baruchs Bemerkungen über einen Auslöser; der Schrecken des alles verschlingenden Ungeheuers der Finsternis, das sie verfolgte; die sonderbare Geschichte über die heilige Schlange, und ihre eigene schreckliche Halluzination, in der sie von der Schlange erwürgt wurde. Doch was hatte das alles zu bedeuten?
    Amirah ließ ihren Blick über die bunten Computerschirme gleiten. Baruch und Tahn hockten vor den Kontrollpulten und unterhielten sich leise. Neben ihnen standen leere Tazabecher. Obwohl jeder von ihnen sich alle Mühe gegeben hatte, dem anderen soviel Schlaf wie eben möglich zukommen zu lassen, wirkten beide völlig übernächtigt. Amirah nahm an, daß sie den größten Teil ihrer Ruhepausen damit zugebracht hatten, in Gedanken noch einmal sämtliche Einzelheiten ihres Plans durchzugehen.
    »Wir haben noch etwa fünfzehn Minuten«, verkündete Tahn. »Ich glaube, ich hole schon mal die Anzüge heraus.«
    »Gut«, erwiderte Baruch. »Ich bereite die Systeme vor.« Er beugte sich über die Konsole und gab eine Reihe von Daten ein.
    Amirahs Augen verengten sich, als über den Schirmen der Waffenkontrolle das grüne Bereitschaftslicht aufflammte. Dann schaltete sich das Notsystem ein, das die einzelnen Teile des Schiffes voneinander abschottete, um einer völligen Dekompression vorzubeugen. Sie bereiten sich auf einen Kampf vor. Oder wollen sie sich einfach nur gründlich absichern?
    Cole erhob sich und ging zu einem Wandschrank hinüber, dem er drei Druckanzüge samt Helmen entnahm. Dann marschierte er zum Waffenschrank und holte zwei Gewehre sowie frische Energiezellen für die Pistolen heraus.
    Er hob einen der Anzüge hoch und rief: »Jeremiel?«
    Als Baruch sich umdrehte, warf Cole ihm den Anzug zu. Jeremiel fing ihn auf, legte den Pistolengurt ab, zog den weißen Druckanzug an und schnallte den Gurt dann

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