Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
Vom Netzwerk:
grobe, selbstgenähte Gewänder.«
    Mikael schüttelte ein paar Strähnen aus seinem Gesicht.
    Sein Blick schweifte durchs Zimmer, während er nachdachte. Schließlich beugte er sich zu ihr vor und flüsterte: »Sybil, erinnerst du dich an die alten Geschichten über die Vorväter der Gamanten? Avram, Yeshwah und Sinlayzan? Hat man Yeshwah nicht in einer Stadt mit Namen Yershulim getötet? Das könnte doch dieselbe Stadt sein, oder? Im Lauf der Jahrhunderte verändern sich Aussprache und Schreibweise.«
    »Vielleicht.« In ihrem Kopf erschienen wieder die Bilder von dem metallisch grünen Wasser und den Menschen in den langen weißen Gewändern. Wie hatte man das Land genannt? Sie rang mit ihrer Erinnerung und suchte nach den alten Geschichten, die ihr Vater ihr erzählt hatte … Die Gestade des Meers von Arabah …
    Sybil nahm Mikaels Hand und drückte sie fest. »Die Alte Erde …«
    »Warum sollte deine Mutter Nathan dorthin führen?«
    Sie setzte zu einer Antwort an, schwieg aber, als sie bemerkte, daß Jeremiel stehengeblieben war. Aufs äußerste gespannt, verharrte er an der Tür, legte den Kopf schief und lauschte auf Geräusche, die von draußen kommen mußten. Jetzt ballte er sogar die Fäuste, als wolle er die Lichtschranken mit Gewalt durchbrechen. Und dann vernahm Sybil vom Gang die Stimme Tahns.
    Sie drehte sich rasch zu Mikael um und versuchte, seine Frage zu beantworten, bevor Cole hereinkam. »Auf dem Balkon, damals nach dem Kampf, hat Mama mir gesagt, daß sie das Königreich Gottes erbaue. Damals wußte ich nicht, was das bedeuten sollte, aber jetzt …«
    Tahn marschierte in den Raum, und die Wachen schalteten hinter ihm die Lichtschranken wieder ein. Sofort ertönte wieder das leise Summen. Sybil bemerkte besorgt, wie er Baruch einen ernsten Blick zuwarf und dann an ihm vorbei zum Tisch schritt. Er zog mit der Stiefelspitze einen Stuhl zu sich heran und stellte dann den Fuß darauf, ehe er Jeremiel verschmitzt angrinste. »Weißt du, die Magistraten sind schon eine verdammte Bande von Nahash- Hurensöhnen.«
    Baruch nickte und begab sich zu Cole. »Das ist mir schon seit längerem bekannt. Eben typische ›Schlangen‹, jeder einzelne von ihnen.«
    »Ist dir bekannt, daß das Wort ›Naas‹ im Giclasianischen Schlange bedeutet? Paßt doch irgendwie, oder?«
    Jeremiel zögerte kaum merklich. »Das war mir nicht bekannt, aber ich muß dir recht geben. Du warst vier Stunden fort, Cole. Was haben die Nahash- Hurensöhne mit dir angestellt?«
    »Och, eigentlich habe ich nur ein wenig Zeit mit Woloc und Jossel verbracht, dann hat der Lieutenant mich ins medizinische Labor hinabgeführt und für ein paar Stunden unter eine Sonde gelegt.«
    Baruch machte ein Gesicht, als wollte er jemanden umbringen. »Ehrlich? Und ich dachte …«
    »Sie hat ihre Meinung eben geändert. Wie Frauen das nun mal tun.« Tahn verzog das Gesicht und winkte ab. Er konnte Jeremiel hier und jetzt nicht mitteilen, daß Woloc keine andere Wahl geblieben war. Als er und der Lieutenant nämlich Amirahs Kabine verlassen hatten, waren sie dem Schiffsarzt direkt in die Arme gelaufen. Woloc hatte sich rasch etwas einfallen lassen müssen.
    Tahn ließ den Blick durch den Raum schweifen, sah die angespannten Mienen von Mikael und Sybil und bemerkte die neugierigen Gesichter von Funk und Calas. Er zuckte die Achseln. »Ist nicht weiter schlimm. Mit mir ist alles in Ordnung, bis auf ein leises Unwohlsein im Magen.«
    »Setz dich doch«, riet Jeremiel ihm. Er zog für Cole einen Stuhl unter dem Tisch hervor, und Tahn ließ sich dankbar darauf plumpsen. »Sie sind wirklich eine Schlangenbrut.«
    Baruch setzte sich neben Cole und lehnte sich zurück. »Was ich dir jetzt sage, wird dich sicher interessieren, Freund. Es gibt da nämlich eine alte Legende der Gamanten über Schlangen. Sie erzählt, daß der erste Mann und die erste Frau aus Reinem Licht erschaffen wurden und in einer wunderbaren Gartenwelt lebten. Ihre Namen lauteten Adom und Hava. Doch dann kam eine Schlange und verleitete sie dazu, ihre Lichtkleider abzulegen und sich statt dessen in Schlangenhäute zu kleiden. Als Epagael das entdeckte, bestrafte er sie. Er warf sie aus dem Garten hinaus und verdammte sie dazu, auf alle Ewigkeit in Metallbergen zu leben. Die gamantischen Zaddiks haben diesen Ort stets als spirituelle Finsternis interpretiert. Es heißt, daß die Menschen erst dann aus dieser Finsternis erwachen, wenn die Heilige Schlange in den Abgrund steigt und die

Weitere Kostenlose Bücher