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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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einen Blick auf Cole, dessen Gesicht gerötet war, und der dicht vor einem Wutanfall zu stehen schien. Rudy machte ebenfalls den Eindruck, als würde er am liebsten jeden Moment zuschlagen. Sie waren beide völlig übermüdet.
    Jeremiel stemmte sich aus seinem Sitz. »Geht jetzt und ruht euch aus. Wir werden über Coles Vorschlag nachdenken. Möglicherweise werden wir den Einsatz auf Horeb tatsächlich vorziehen müssen. Ich setze für morgen früh um neun Uhr eine Strategiebesprechung an.«
    »In Ordnung«, erwiderte Rudy müde. Er bewegte sich in Richtung Tür, blieb dann neben Jeremiel stehen und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Kopal roch so stark nach altem, eingetrocknetem Blut, daß Jeremiel beinahe übel wurde. Blutspritzer waren auf den weißen Streifen an Rudys Ärmel zu sehen. Rotes Blut, kein blaues. Menschliches Blut. Wessen Blut?
    »Rudy, sobald du Zeit hast, stellst du bitte eine Liste der Gefallenen auf. Ich brauche sie, um die Familien zu benachrichtigen.«
    »Ich kümmere mich darum.« Er klopfte Jeremiel auf die Schulter und ging rasch hinaus. Hinter ihm schloß sich die Tür wieder.
    Tahn stand noch immer am anderen Ende des Raumes, hatte eine Faust gegen die Lippen gepreßt und starrte zu Boden.
    »Cole, wenn du etwas gegessen und geschlafen hast, würde ich mich gern mit dir unterhalten … über Carey.«
    Tahn holte tief Luft und nickte. »Laß es mich wissen, wenn du Zeit hast.«
    »Morgen abend. Dann werde ich … dazu in der Lage sein.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Tahn leise.
    Jeremiel drückte auf den Öffner, und die Tür glitt zur Seite. Stimmen drangen vom Flur herein, die sich über die Schäden an der Trisagion unterhielten. Jeremiel ging schweigend hinaus.
     
    Irgend etwas bewegte sich in ihrem Innern wie ein Knäuel von Schlangen, die sich umeinander wanden.
    Sie keuchte und versuchte, trotz des Blutes, daß ihr in die Kehle rann, nach Luft zu schnappen. Doch das Blut strömte zu heftig. Sie spürte, wie sie ertrank, als die warme Flüssigkeit in ihre Lungen drängte. Beweg dich! Roll dich auf die Seite, oder du stirbst! Beweg dich!
    Doch ihre Muskeln reagierten nicht. Vom Hals abwärts konnte sie ihren Körper nicht mehr spüren. Verletzung des Rückenmarks …
    Panik erfüllte sie, und sie spürte, wie das Adrenalin durch ihre Adern schoß.
    Und dann hörte sie Stimmen.
    Keine Gamanten. Feinde.

 
KAPITEL
5
     
     
    Cole Tahn wanderte ruhelos in der Gästekabine auf und ab, die man ihm zur Verfügung gestellt hatte. Eben erst hatte er geduscht und einen frischen, braunen Overall angezogen. Das Haar klebte ihm in feuchten Strähnen an den Schläfen. Der Chronometer an der Wand über seinem Bett zeigte 03:00 Uhr an. Sein Versuch zu schlafen war fehlgeschlagen. Zunächst hatte er sich nur ruhelos im Bett herumgewälzt, und als er schließlich in eine Art Halbdämmer versank, hatte er jeden Moment des Kampfes auf Kiskanu noch einmal durchlebt. Schließlich war er hochgeschreckt, als er wieder mit ansehen mußte, wie Carey fiel, das Gesicht von Blutspritzern bedeckt.
    Noch schlimmer war allerdings, daß ihm gleich darauf die jüngsten Fortschritte der magistratischen Medizin einfielen. Zwar hatte man bisher nur Gerüchte gehört, aber …
    Mittlerweile hatte Tahn jede Lampe in der Kabine eingeschaltet. Das helle Licht vertrieb einige der Ängste, die ihn heimsuchten. Der kleine Raum maß drei mal fünf Meter. Das Bett stand an der Rückwand, gleich neben dem Schreibtisch, auf dem ein Computerterminal stand. Tahns Blick glitt über den Cursor, der im gleichen Rhythmus aufblinkte, in dem sein Herz schlug. An der rechten Wand standen ein Tisch und zwei Stühle gleich neben dem Eingang. Der einzige Gegenstand in diesem Raum, der ihm persönlich gehörte, war eine Flasche mit hundert Jahre altem Whiskey, den er vor einem Monat in den Vorratsräumen entdeckt hatte. Die Flasche stand auf seinem Nachttisch und schimmerte goldgelb wie Honig.
    Tahn fuhr sich mit der Hand durch das feuchte Haar. Wieder und wieder war er die Einzelheiten des Kampfes durchgegangen, bis ihm regelrecht übel wurde. »Gerüchte. Nichts als verdammte Gerüchte. Du kannst dir nicht sicher sein.« Nein, aber wenn die Magistraten tatsächlich eine Technik entwickelt haben, die es ihnen erlaubt, Menschen wiederzubeleben, sofern sie den Körper innerhalb einer halben Stunde nach dem Tod bergen können …
    Seine Eingeweide verkrampften sich.
    Er nahm den Becher Taza vom Tisch und schlürfte das Getränk

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