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Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb

Titel: Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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nachdenklich. Sofern die Magistraten Carey tatsächlich rechtzeitig gefunden hatten, befand sie sich jetzt auf Palaia – aber in welchem Teil? Wahrscheinlich in der neurophysiologischen Abteilung. Möglicherweise aber auch im Militärgefängnis auf der anderen Seite der Hauptstadt Naas. Dort wäre sie auch für Slothen jederzeit sofort zu erreichen. Cole betrachtete stirnrunzelnd den Taza. Das Getränk war mittlerweile eiskalt und hinterließ einen bitteren Nachgeschmack auf der Zunge. Er stellte den Becher zurück und ging zu der Flasche Whiskey hinüber.
    »Das ist genau das, was du jetzt brauchst. Ein kräftiger Schluck, um dein Verantwortungsgefühl zu betäuben.« Ja, genau, denn wenn du bei der Flotte deinen Abschied einreichst und um die Überlassung eines Jägers bittest, mußt du dein Gewissen nicht mehr mit Fragen nach der Pflichterfüllung belasten.
    Als Tahns Finger sich um die kühle Flasche schlossen, wanderte sein Blick zum Terminal hinüber. Baruch hatte zwar von morgen abend gesprochen, doch Coles innere Unruhe ließ es nicht zu, so lange zu warten. Er wählte die Nummer von Kabine 261 und rief leise: »Jeremiel? Bist du wach?«
    Fast augenblicklich antwortete eine müde Stimme: »Natürlich, Cole.«
    »Möchtest du ein bißchen Gesellschaft?«
    Eine lange Pause folgte, als könne Jeremiel sich nicht entscheiden. Schließlich sagte er: »Komm her. Ich warte hier.«
    »Bin schon unterwegs.« Cole unterbrach die Verbindung, drückte die Flasche an die Brust und trat rasch auf den Korridor hinaus.
    Die Beleuchtung war gedämpft, um die Nacht zu simulieren, und die weiße Farbe des Gangs wirkte schmutziggrau. Auf dem Weg zum Aufzug begegnete Tahn niemandem. Sobald er die enge Kabine betreten hatte, sagte er »Deck zwei« und beobachtete, wie die blauen Zahlen der Decksanzeige wechselten.
    Als der Aufzug anhielt, trat er hinaus, bog an der ersten Kreuzung links ab und blieb vor der zweiten Tür auf der rechten Seite stehen. Er drückte auf den Knopf der Gegensprechanlage und sagte: »Jeremiel. Ich bin’s.«
    Die Tür öffnete sich, und Cole trat vorsichtig ein. Nur eine einzige Lampe über dem Tisch brannte. Sie verbreitete ein sanftes Licht im Zimmer und beleuchtete die alten Bücher, die auf einem Regal über dem Tisch standen. Der Raum war groß für einen Schlachtkreuzer und maß etwa zwölf Quadratmeter. An der linken Wand standen ein Tisch und vier Stühle gleich neben der Tür, die ins Bad führte. An der Rückwand stand ein Doppelbett mit zerwühlten Laken. Auf einem der Stühle lag eine blau und weiß gestreifte Decke. Cole blickte Jeremiel an. Er kannte ihn gut genug, um zu erkennen, daß Baruch eine schlechte Nacht hinter sich hatte. Die tiefen Linien um seine Augen verrieten es deutlich. Hatte Baruch auf dem Stuhl geschlafen, um den Träumen zu entgehen, die sich möglicherweise eingestellt hätten, hätte er sich in sein und Careys Bett gelegt?
    Zwei Tische mit Terminals standen nebeneinander an der rechten Wand. Jeremiel stand über den Computer gebeugt und stützte sich mit der Hand auf dem Monitor ab. Ein Stapel Papier, ein paar Computerdisketten und ein goldenes Medaillon lagen auf dem Tisch. Der Anblick der Halskette verstärkte Tahns Schmerz. Er hatte sie Carey zu ihrem fünfunddreißigsten Geburtstag geschenkt – vor ewigen Zeiten, als sie sich gerade dem gamantischen Untergrund angeschlossen hatten.
    »Tut mir leid, Cole«, sagte Jeremiel, als er bemerkte, was dessen Aufmerksamkeit erregt hatte. »Ich hatte nicht daran gedacht … Carey hat sie dort liegenlassen.« Er griff nach der Kette, als wolle er sie forträumen.
    »Nein, ist schon in Ordnung. Bitte, laß sie dort.«
    Jeremiel ließ die Hand einen Moment über dem Schmuckstück schweben, während er von Coles Gesicht abzulesen versuchte, welche Entscheidung besser wäre. Schließlich zog er die Hand zurück.
    Cole trat schweigend zum Tisch und stellte die Flasche ab. Dann ging er ins Bad und holte zwei Gläser. Er füllte beide bis zum Rand, reichte Jeremiel eines davon und sagte: »Hier, trink das.«
    Jeremiel nahm das Glas und zog eine Augenbraue hoch. Er hob das Glas gegen die Lampe und beobachtete die Reflexe, die das Licht auf der bernsteinfarbenen Flüssigkeit hervorrief. »Das ist eine ordentliche Dosis.«
    »Ich mag es nicht, mich allein zu betrinken.«
    »Ja, das weiß ich noch vom letzten Mal. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich dir heute nacht dabei Gesellschaft leisten möchte.«
    »Doch, das willst du. Du

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