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Die Gassen von Marseille

Die Gassen von Marseille

Titel: Die Gassen von Marseille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilles Del Pappas
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diese Damen sich da geleistet haben … und zwar mit voller Absicht! Warum? Weil das Leben es nicht gut mit ihnen gemeint hat? Weil sie dumm sind? Hässlich? Wahrscheinlich ist das der Grund für meine Stadtverwaltungsmisogynie – nämlich dass ich immer nur mit solchen blöden Kühen zu tun hatte. Genau. Ja, ich weiß, es gibt wirklich anständige Beamtinnen … Freundlich, mitfühlend, attraktiv, alles, was man sich nur wünschen kann. Aber warum kriege ich nie so eine? Wenn ich dort antanze, rufen sie immer sofort die Grauenvollste.
    »Achtung, da kommt der Grieche … Schickt die hässlichen alten Schachteln, die Schreckschrauben, die arroganten Tussis!«
    Dabei wünsche ich mir doch nur eine Normale, die mich anlächelt, obwohl ich in der Scheiße sitze …
    »Ja …«, knurre ich. »Immer noch Sozialhilfe. Schmarotzer der kapitalistischen Gesellschaft … Parasit der Arbeitslosenversicherung … Pest des Arbeitsamts … Blutegel der Kindergeldkasse!«
    »Aber du suchst doch was, oder? Arbeit, meine ich.«
    Der Typ geht mir wirklich auf den Senkel … Ich mag ihn, er ist ein guter Kumpel, und er ist kein gewöhnlicher Bulle … Zu menschlich. Aber wenn er anfängt, sich in mein Leben einzumischen, macht er mich wahnsinnig.
    »Ähh … eigentlich … eher nicht …«
    Er nickt, als hätte er schon geahnt, was ich antworten würde. Nächster Angriff. Der Typ wäre besser Erzieher oder Sozialarbeiter geworden …
    »Wenn ich so eine Schlafmütze wie dich sehe, könnte ich glatt in die Luft gehen. Warum arbeitest du nicht einfach wieder als Fotograf?«
    Warum, warum! Dieser Sturkopf geht mir echt auf die Nüsse!
    »Philippe, du nervst …«
    »Gut, dann nerv ich dich eben, vielleicht bin ich ja ein toti. Aber du antwortest mir nicht, und ich würde gern verstehen, warum du so bist. Ich weiß, dass du dir bei deiner letzten Reportage ein paar Kugeln eingefangen hast, aber …«
    Ich versuche auszuweichen.
    »Verhörst du deine Ganoven im Évêché auch so? Die armen Kerle müssen ziemlich schnell zusammenbrechen. Du bist verdammt lästig …«
    Er lächelt unnachgiebig.
    »Erstens sind das Gott sei Dank nicht meine Ganoven, und zweitens zwingt dich ja niemand, wieder ans Ende der Welt zu reisen und dort deine Haut zu riskieren … Du kannst doch auch Hochzeitsfotos machen, Werbung. Also warum? Klar, seit Juliette …«
    Ich sehe ihn finster an. Er zögert. Das ist ein Tabu … Aber sein Schnitzer stoppt ihn nur kurz.
    »Komm schon, du tronche d’api! Du hast doch noch Eier in der Hose! Ich musste auch so einiges einstecken. Ich meine, wenn man sich endlich dazu durchringt, sich den Widrigkeiten …«
    Die Widrigkeiten des Lebens! Ich seufze. Der Typ raubt mir wirklich den letzten Nerv! Jetzt kommt er mir auch noch mit seinen blöden Klischees. Das steh ich nicht durch. Ich unterbreche seinen wohldurchdachten, vernünftigen Monolog.
    »Na gut, einverstanden, ich stelle mich den Widrigkeiten … Und deine Frau hat dich verlassen, okay! Was mich angeht, ich habe dir doch gesagt, dass ich die letzte Erinnerung an Juliette zerrissen habe … Und ich will nicht mehr als Fotograf arbeiten, weil ich in dem Job nichts mehr zu melden habe, so! Bist du jetzt zufrieden? Steig aus, wir sind da …«
    Das zumindest stimmt. Trotz unserer Auseinandersetzung habe ich es geschafft, uns ins Panier-Viertel zu chauffieren. Philippe ist noch nicht fertig.
    »Aber …«
    Ich höre nicht mehr hin, öffne die Haustür und warte mit spöttischer Miene auf ihn. Widerwillig gibt er auf.
    »Na gut, wir reden später weiter … Wenn du glaubst, du kommst so einfach davon …«
    Ich lasse ihm keine Zeit, den Satz zu beenden.
    »Das muss am Ozon liegen … Oder an der Antibabypille, der Atombombe … Irgendwas liegt heute in der Luft, das spür ich ganz deutlich! Alle meine Freunde wollen heute nur mein Bestes. Juanita, Jean-Michel und jetzt du … Dass ich mich verändere, dass ich mit Frauen ausgehe, dass ich wieder anfange zu arbeiten … Lasst mich doch einfach in Ruhe, verdammt … Ihr seid lästig! Außerdem kriselt die Wirtschaft im Moment, und bei ich weiß nicht wie vielen Arbeitslosen ist es nicht leicht, einen Job zu finden.«
    Wir gehen die Treppe hoch. Ich argumentiere weiter.
    »Ich habe beschlossen, Filme zu machen, ich möchte ins Kinogeschäft einsteigen. Und das ist schwierig … Vor allem jetzt. Ich muss wieder bei null anfangen.«
    Ich klopfe an Esthers Tür.
    »Esther, wir sind’s … Sollen wir Ihnen helfen, die Polenta

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