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Die Gefährtin des Medicus

Die Gefährtin des Medicus

Titel: Die Gefährtin des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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Behandlungen unterstützt hatte.
    Eine Weile kramte sie schweigend darin. »Hier!«, meinte sie schließlich und hob ein kleines Leinensäckchen. »Ich könnte ein Malvenpflaster machen!«
    »Und das ist gut?«
    »Zumindest würde es die Schmerzen lindern. Allerdings bekämpft es die Entzündung nicht … Nein, ich werde etwas anderes tun.«
    Marguerite bestaunte ehrfürchtig die weiteren Leinensäck – chen, die Alaïs hervorzog. »Was stehst du rum?«, fuhr Alaïs sie an und genoss es, so barsch zu sprechen. »Hol einen Kessel und bring darin möglichst klares Wasser zum Kochen.«
    Marguerite drehte sich so dienstbeflissen um, dass sie beinahe über einen der Schlafenden gefallen wäre. Der grummelte jedoch nur, aber erwachte nicht.
    Wenig später hing der dampfende Kessel über der Feuerstelle. Aläis verkochte Samen und Blätter des Eibischs zu einer dicklichen Brühe, ließ sie auskühlen und zerstampfte den Sud mit einem Mörser.
    »Wein!«, befahl sie dann knapp und herrisch. »Ich brauche Wein.«
    Prompt reichte ihr Marguerite einen Schlauch.
    Alaïs schüttete den Wein in den Sud und ließ ihn wieder aufkochen. Danach forderte sie von Marguerite gesiebte Kleie und rührte diese so lange ein, bis eine stark riechende Paste daraus geworden war. Sie nahm den Kessel von dem Haken, der über der Feuerstelle hing.
    »Ich brauche noch mehr Wein, Baumwollbauschen und sauberes Leinen!«, befahl sie barsch.
    Wieder beeilte sich Marguerite, ihr das Gewünschte zu bringen, dann gingen sie zurück in Roselinas Kammer.
    Alaïs tränkte das Stück Baumwolle in dem noch warmen Saft, wrang es aus und legte es direkt auf die verletzte Stelle. Roselina verzog ihr Gesicht, bekundete aber keine Schmerzen. Vorsichtig begann Alaïs nun, das Leinen um die Baumwolle zu wickeln.
    »Morgen siehst du nach der Wunde«, erklärte sie Marguerite. »Aber du darfst die Baumwolle nicht gewaltsam abreißen, verstehst du? Befeuchte sie mit Wein, dann löst sie sich ab. Wenn sich die Wunde noch mehr rötet oder gar eitert, dann müssen wir etwas anderes versuchen. Aber das glaube ich nicht. Sie wird gutund schnell verheilen, und in wenigen Wochen wirst du nicht einmal mehr eine Narbe sehen.«
    Mit Argusaugen hatte Marguerite sie bei der Behandlung belauert. Nun, da Alaïs sich wieder aufrichtete, ließ ihre Anspannung sichtbar nach. »Du denkst wirklich, dass das genügt?«, stammelte sie.
    Alaïs konnte sich den Triumph nicht verkneifen, die andere derart kleinlaut zu sehen. Deutlich zögerte sie mit der Antwort, um dann jedoch – nicht ohne überheblichkeit – zu bekunden: »Es wird alles gut werden. Du hast dir viel zu viele Sorgen gemacht.«
    »Macht sich eine Mutter jemals zu viele Sorgen?«
    Alaïs zuckte die Schultern, wusste nicht recht, worüber sie mehr erstaunt sein sollte – darüber, dass Marguerite überhaupt solche Liebe zu ihrem Kindlein empfand, oder darüber, dass diese sie so zahm und ängstlich machte. Wo war die dreiste, derbe Frau geblieben, die schroffe Befehle ausstieß? Im faden Feuerschein glich diese nur mehr einem Schatten.
    »Und der Verband genügt?«, fragte Marguerite.
    Größer noch als das Verlangen, der Müdigkeit nachzugeben und zurück auf die Schlaf statt zu sinken, war Alaïs’ Wunsch, jenen Moment, da sie sich als die Kundigere erwies, noch länger auszukosten.
    »Ich könnte ihr zur Stärkung einen Trank bereiten, wie ihn der Mediziner Guillelmo da Saliceto empfiehlt.«
    »Dann tu das!«, forderte Marguerite sie auf, um rasch hinzuzufügen: »Bitte!«
    Erneut kochte Alaïs in der Küche Wasser auf, diesmal mit wilden Trauben, Mandeln und Granatapfel.
    Als sie zurückkehrten, war Roselina eingeschlafen. Alaïs, die wusste, dass der Trank für die Heilung nicht unbedingt nötig war, hätte sie schlafen lassen, doch Marguerite rüttelte sie hastig wach. Roselina sah den Krug, leckte sich über die trockenen Lippen und streckte gierig ihre Hände danach aus. Doch als Alaïs ihn ihr reichen wollte, schlug die eben noch so um das Wohl desMädchens besorgte Mutter hart auf dessen Hände. Ob des Klatschens fuhr Aläis erschrocken zusammen. Roselina verzog ihre Miene hingegen kaum, schien dergleichen Bestrafung vielmehr gewohnt.
    »Es tut mir leid!«, murmelte sie hastig.
    Trotz des verletzten Beines erhob sie sich von ihrem Bett, setzte sich auf einen hölzernen Stuhl und wartete darauf, dass Marguerite etwas von dem Trunk in einen kleinen Becher geschüttet hatte. Hernach breitete sie über dem Schoß der

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