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Die Gefährtin des Vaganten

Die Gefährtin des Vaganten

Titel: Die Gefährtin des Vaganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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beschossen, und die Verhandlungen sind gescheitert. Was mischt dieser Bischof da mit?«
    »Der Bischof von Paderborn, Wilhelm von Berg, war der Gegenkandidat bei der Wahl zum Erzbischof. Dietrich hat es auf sein Territorium abgesehen, vermute ich. Das Bistum kann ihm nützlich sein.«
    »Verstehe. So wird eine Geschichte daraus. Denn im August ist der Dietrich zum Administrator von Paderborn ernannt worden, und die Bürger dort haben es gutgeheißen.«
    »Wer hat ihn ernannt?«
    »Offensichtlich noch der Papst Johannes. Vor seiner Absetzung.«
    »Ja, damit ist dem Wilhelm der Einfluss auch auf sein Bistum genommen worden. Mag sein, dass Dietrich da nachgeholfen hat. Immerhin war sein Berater, Gunnar von Erpelenz, in Konstanz.«
    »Geschäfte also. Und dieser Bischof Wilhelm von Berg scheint nun seinen Ehrgeiz verloren zu haben. Er hat es inzwischen einem Adolph von Berg überlassen, den Krieg gegen den Erzbischof zu führen, erzählt man sich.«
    »Adolph ist sein Bruder. Wilhelm hat es drangegeben, sich eine blutige Nase zu holen.«
    »Scheint so.«
    »Er spielt mit vielen Tricks, der Dietrich.«
    Hagan goss sich noch einen Becher Bier ein.
    »Die Huren in Konstanz – ich glaube immer mehr, dass sie für ihn arbeiteten. Die Töchter der Nacht werden sie genannt, und ihre Zuhälter sind auch hier nicht zimperlich, wenn jemand Vermutungen und Fragen aufwirft, die ihnen oder ihrem Auftraggeber nicht genehm sind.«
    Er erzählte Piet von den Hinweisen, die er gehört hatte, und der Einarmige nickte.
    »So eine Unternehmung kann nützlich sein, besonders jetzt, seit der Stuhl Petri vakant ist.«
    »Ja, die Machtverhältnisse sind ungeklärt, und wer schneller über das bessere Wissen verfügt, kann sich einen Happen abbeißen. Wo hält Dietrich sich zurzeit auf? Hast du dazu etwas in Erfahrung bringen können?«
    »In Poppelsdorf. Er schickte seine Leute zu den Verhandlungen im Kölner Rat. Und er hat einen Kurierdienst nach Konstanz eingerichtet.«
    »Natürlich. Er zieht also Fäden von seinem Stammsitz aus.«
    »Das ist es, was ich an unseren geist­lichen Herren so schätze, Magister – sie führen Kriege und schachern um Macht und huren herum im Namen Gottes. Und ihr Gott, das ist kein himmlischer Vater, sondern das sind nur sie selbst.«
    »Ketzer.«
    »Und selber?«
    Hagan stürzte sein Bier herunter.
    »Wie Inocenta schon sagte, ein Ebenbild Gottes.«
    Piet lachte leise auf.
    »Sieh dich vor, sie frisst Männer.«
    Sie bestellten bei dem Wirt ein deftiges Essen, und Piet berichtete noch von weiteren Einzelheiten, die sich mit dem Krieg, den Verhandlungen und den Ansichten der ­Kölner zu der Situation befassten. Als Hagan seine Schlafkammer aufsuchte, hielten ihn noch lange unzählige Gedanken vom Schlummer ab.

17. Hagebuttenmus und Hasenragout
    Der Duft von frischem Brot füllte die Küche, als Melle eintrat.
    »Wir haben Hagebutten gesammelt, Frau Laure«, verkündete sie und stellte mit zerkratzten Händen einen Korb voller roter Früchte auf den Tisch. »Paitze sagt, Ihr macht Torten damit?«
    Frau Laure nickte, während sie weiter Brotlaibe in Scheiben schnitt.
    »Ja, das könnte ich machen, aber es ist recht aufwändig, das Hagebuttenmark herzustellen, ich habe keine Zeit dafür.«
    Zweifelnd betrachtete Melle die Ausbeute.
    »Was muss man denn machen?«
    »Die Hagebutten aufschneiden, die Körner rausnehmen und innen putzen, dass keine Fäden mehr drin sind. Das ist mehr Arbeit als Kirschen zu entkernen.«
    »Ich könnt’s machen, wenn ich bei Frau Hemma sitze, Frau Laure.«
    Laure lächelte Melle an. »Gut, dann nimm eine große Schüssel und ein scharfes Messer mit. Aber vorher wasch dir die Hände.«
    Melle schüttelte den Kopf. »Das brennt so.«
    »Wasser brennt nicht. Und Martine wird dir eine Salbe daraufstreichen. Aber wir wollen doch Hagebuttenmark herstellen und keine Blutwurst.«
    Melle entfuhr ein kleines Kichern, und gehorsam ging sie zum Brunnen.
    Es gefiel ihr überaus gut in dem Gasthaus, viel besser als bei der Muhm und vielleicht sogar ein bisschen besser als das unstete Leben auf der Landstraße. Sie hatte ein Deckenlager in der Scheune, bekam drei Mahlzeiten am Tag und durfte im Garten und in der Küche helfen. Das Kochen, Backen und Brauen gefiel ihr. Matti gefiel es auch. Nur dem Hund des Wagners ging er aus dem Weg, vor dem hatte er Angst. Nachts jagte er in der Scheune Mäuse, aber irgendwann kam er immer zu ihr gesch­lichen und rollte sich an ihrer Schulter ein.
    Mit

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