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Die Gefährtin des Vaganten

Die Gefährtin des Vaganten

Titel: Die Gefährtin des Vaganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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und innere Ruhe, jetzt mög­licherweise sogar noch mehr.
    Und als sie Goswin und seine Kumpanen durch das Tor kommen sah, wünschte sie sich herzlich, etwas von dieser Geduld sei auf sie übergegangen.
    »Elseken!«, röhrte Goswin über den Hof, und eilig kam sein Weib aus dem Gemüsegarten. »Hier, Beute!«
    Die Männer wuchteten einen Hirsch vor den Eingang der Küche, und Alard zog zwei magere Hasen aus seinem Beutel.
    »Seid ihr wahnsinnig geworden? Ihr könnt doch nicht mit gewildertem Getier hier auftauchen?«, zischte Laure ihn an.
    »Zerlegt es, dann sieht keiner, von welchem Tier das Fleisch stammt.«
    »Es ist heller Tag, und jeder der vorbeikommt, sieht den Hirsch hier liegen.«
    »Dann schafft ihn in den Kessel.«
    Laure knirschte mit den Zähnen, und diesmal war auch Elseken ihrer Meinung.
    »Ihr seid Idioten. Ihr setzt das Gasthaus aufs Spiel wegen eines zähen alten Bocks und ein paar räudigen Langohren.«
    »Regt Euch nicht auf, Frau Wirtin, das ist schnell erledigt«, sagte die Zwergin und schnappte sich die Hasen, um damit in der Küche zu verschwinden.
    »Wer ist das?«, fragte Goswin und starrte Inocenta hinterher.
    »Ein Gast«, beschied ihn Laure kurz. Und dann fiel ihr Blick auf die Frau, die mit den Männern gekommen war.
    »Und wen hast du mitgebracht?«
    »Die?« Er lachte hämisch. »Einen Gast.«
    Eine Dirne, vermutete Laure. Das Weib ließ die Augen über den Hof schweifen, neugierig, kühl, vielleicht berechnend.
    Bertrand, der Löffelschnitzer, und Elseken hatten den Hirsch inzwischen vom Hof in die Scheune gezerrt, und als Laure die Küche betrat, hatte Inocenta die Hasen schon aus der Decke geschlagen und begann eben, das Fleisch von den Knochen zu lösen.
    »Ich hab Erfahrung damit, und die Pelzchen kriegen wir auch noch gegerbt, Frau Laure. Macht Euch keine Sorgen. Bratet das Fleisch in Butter an. Ihr habt schöne Möhren im Garten, die vertragen sich mit den Hasen, und Zwiebeln und Thymian auch. Löscht die Fleischstücke mit Brühe ab, schmort das Ganze so lange, bis das Fleisch zerfällt, gebt dicke Sahne dazu und kocht es ein, bis es als Pasteten­füllung dient.«
    »Ich weiß, wie man ein Ragout macht«, knurrte Laure.
    »Natürlich. Ich plappere nur, damit Eure Wut verdampfen kann.«
    »Schon gut. Der Goswin ist Elsekens Mann und der Wagner hier. Die zwei Männer …«
    »Sind üble Raufbolde. Wir werden Acht geben. Und der Hirsch wird auch ganz hurtig zu schmalen Streifen verarbeitet sein. Wisst Ihr, wir finden unterwegs immer mal ein herrenloses Stück Wild. Trocknet die besten Stücke im Rauch, kocht eine gute Brühe aus dem Rest und vergrabt das Fell.«
    Die Zwergin schaffte es tatsächlich, ihren Groll zu vertreiben, und als das Hasenragout im Kessel köchelte, wollte Laure nach dem Hirsch in der Scheune schauen.
    Von dem fand sie jedoch wirklich keine Spur mehr, wohl aber hörte sie recht eindeutige Geräusche oben im Heu. Ihre Wut flammte wieder auf, als sie Goswins raue Stimme erkannte, und sie erklomm die Leiter. Natürlich, die Dirne lag mit hochgeschlagenem Kittel dort, und er mühte sich über ihr ab.
    Laure rutschte die Stiege nach unten und stob in den Gemüsegarten, wo Elseken weiter Bohnen erntete.
    »Geh in die Scheune, und schau dir an, was dein Mann so treibt!«, fauchte sie.
    »Der Hirsch ist zerlegt. Hör mit deinem Gejammer auf.«
    »Aber die Hirschkuh macht gerade die Beine für ihn breit.«
    Elseken ließ den Korb fallen und stapfte, das Gemüsemesser in der Hand, Richtung Scheune.
    Die Auseinandersetzung war laut und derb und mangelte nicht an blutrünstigen Drohungen. Das Gesinde stand genüsslich lauschend im Hof, aber als Elseken aus dem Tor flog und unsanft auf dem Pflaster landete, verschwanden alle wie auf ein geheimes Kommando. Laure ging zu ihr und half ihr auf. Doch schon zeterte sie weiter. Die Dirne drückte sich an der Wand entlang zum Gasthaus.
    »Ich habe dir schon ein Dutzend Mal gesagt, Goswin, dass ich keine Huren im meinem Gasthaus wünsche«, brüllte Laure ihn an und stellte sich vor Elseken.
    »Du hast hier gar nichts zu wünschen, Schlampe!«
    »Ich habe sehr viel hier zu wünschen. Und das hat jetzt ein Ende!«
    »Was willst du denn, du blöde Gans? Es kostet dich nichts. Im Gegenteil, die Nys wird jetzt für mich arbeiten.«
    »Als was? Als Wagnergehilfin?«
    »Ich hab Verwendung für sie.«
    »Sie kann deine dreckigen Lumpen waschen«, giftete Elseken zurück. »Sollte ich dich noch einmal mit ihr erwischen, kastrier ich

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