Die Gefangene des Elfen. Teil 1:Der Dunkle Prinz (Elven Warrior Series) (German Edition)
Sohn beschlossen hatte.
Entfacht von seinem Schmerz und der unerbittlichen Einsamkeit verwandelte sich Elathans unschuldige Liebe zu seiner Cousine mit der Zeit in tiefere, dunklere Empfindungen. Nachts lag er trotz seiner Erschöpfung oft wach und malte sich aus, wie es sein würde, wenn er einst das Königreich regierte. Ailidh würde immer an seiner Seite bleiben. Doch er wusste auch, dass der unsterbliche Bres erst von seinen Feinden getötet werden musste, bevor sein Erbe den Thron bestieg. Trotz allem war die Liebe des Prinzen zu seinem Vater immer noch zu groß, als dass er ihm den Tod gewünscht hätte. So war er damit zufrieden, seinem Volk als Kriegerprinz zu dienen. Seine ewige Pflicht würde darin bestehen, die Fae zu verteidigen und die Grenzen ihres Reiches zu sichern.
Dennoch geschah es eines Tages bei einer dieser heimlichen Zusammenkünfte, dass Elathan Ailidh zum Abschied küsste. Plötzlich wurde die Berührung ihrer Lippen anders, leidenschaftlicher. Er hatte es nicht geplant, nicht einmal gewagt, davon zu träumen. Es hatte ihn nur auf einmal der Wunsch ergriffen, ihr nahe zu sein - näher als sonst. Damals, als der König sie entzweit hatte, war es ihm vorgekommen, als sei ein Teil seiner Seele von ihm gegangen, und er vermisste sie. Doch es war ihm auch bewusst, dass er sie wollte, sich insgeheim danach sehnte, sie ganz zu besitzen.
Sein ganzes Leben lang hatte er damit verbracht, Verantwortung für Andere zu tragen und seine eigenen Bedürfnisse hintenanzustellen. Nur dieses eine Mal wünschte er sich etwas für sich selbst - etwas Kostbares, das er mit niemandem teilen musste. Dennoch wusste er, dass es falsch war, und er würde sich nie wieder gestatten, sie zu berühren. Nicht auf diese Weise.
Ailidh war erschrocken aus dem Raum geflohen. Nach diesem Tag war sie zu keinem der Treffen mehr erschienen, aber er wartete trotzdem auf sie. Er wollte nur noch ein einziges Mal mit ihr sprechen, sie um Vergebung bitten. Nacht für Nacht durchstreifte er die düsteren Korridore des alten Schlosses und suchte nach irgendeinem Zeichen von Ailidh. Als er sich sicher war, dass sie nie wieder kommen würde, begann er, in den Armen von Dienerinnen und Kammerzofen Trost zu suchen. Sie verstanden es, die Bedürfnisse seines Körpers zu befriedigen, aber es half ihm nicht dabei, seinen Schmerz zu vergessen.
Er vermisste es, sie an seiner Seite zu haben. Viel schlimmer aber war die Tatsache, dass sie ihre Gedanken ihm gegenüber verschlossen hatte. Er konnte ihre Anwesenheit nicht mehr spüren, wusste nicht einmal, wo sie war oder was sie fühlte. Und er hasste sich selbst dafür, dass er ihre reine, unschuldige Liebe mit seinem primitiven Verlangen nach ihr beschmutzt hatte. Zum ersten Mal in seinem Leben war der Prinz vollkommen allein.
Noch ahnte er nicht, dass es für viele Jahrhunderte so bleiben würde.
Als er endlich die Tatsache akzeptierte, dass ihn Ailidh niemals wiedersehen wollte, setzte er seine Waffenübungen mit neu gewonnenem Elan fort. Er sehnte sich danach, in richtigen Schlachten zu kämpfen, wo der süße Tod ihn eines Tages finden würde.
Es dauerte nicht lange, bis sich ihm eine Gelegenheit bot, die er sich so sehr wünschte. Menschen hatten die Grenzen des Elfenreiches angegriffen. König Bres ließ dem Prinzen den Befehl übermitteln, am Hofe vor ihm zu erscheinen. Als Elathan vor dem Thron seines Vaters niederkniete und respektvoll den Kopf beugte, sprach der König die Worte, auf die der Prinz insgeheim gehofft hatte.
"Mein Sohn, nun ist deine Zeit gekommen, da du dich der Ehre, ein wahrer Ritter des Königreiches zu sein, als würdig erweisen musst. Du wirst fortan der Verteidiger der Tuatha Dé Danann sein und die Armee bei Tagesanbruch zu unseren Feinden führen. Gewähre den Menschen keine Gnade, denn sie werden ebenfalls kein Erbarmen zeigen." Mit einem kurzen Nicken bedeutete er dem Prinzen, sich zu erheben und die wenigen Stufen zum Thron hinaufzusteigen. Dort kniete Elathan noch einmal nieder. Ein Diener brachte eine kleine, mit dem königlichen Siegel verzierte Truhe und öffnete den Deckel. Bres zog daraus einen Dolch hervor, der aus reinem Elfengold geschmiedet und reich mit Edelsteinen besetzt war. Dann blickte er in die Augen seines Sohnes und befahl ihm stumm, sich nicht zu bewegen, kein Anzeichen der Schwäche zu zeigen. Elathan fand nicht den geringsten Anflug von Reue im Gesicht seines Vaters - keine Bitte um Vergebung für das, was er seinem Sohn nun antun
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